Der Heilige Krieg
ihr selbst dazu eingesetzt …«
Die Welt am Montag, November 1898
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Der deutsche Archäologe Robert Koldewey (1855 – 1925) wurde als Ausgräber Babylons berühmt.
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Das in Babylon freigelegte Ischtartor ist heute eine Attraktion des Berliner Pergamonmuseums.
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Die Hedschasbahn, die Damaskus mit Mekka verband, wurde ebenfalls unter Federführung deutscher Ingenieure gebaut.
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Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewannen Ölquellen strategische und wirtschaftliche Bedeutung. Ein Ölfeld der »Anglo-Persian Oil Company«, 1909.
Aber nicht nur in London fürchtete man den deutschen Einfluss im Orient – auch in Sankt Petersburg wurde man unruhig. Russland schielte nämlich nicht nur auf den Bosporus. Ebenfalls auf der Agenda russischer Strategen stand der Zugang zum Indischen Ozean. Persien war damals schon in eine russische und in eine englische Einflusszone aufgeteilt. Und in Persien floss bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Öl durch Pipelines zu einer Raffinerie am Golf – gefördert von der »Anglo-Persian Oil Company«, der späteren »British Petroleum« (BP). Mineralöl begann damals zum unentbehrlichen Lebenssaft der industriellen Welt zu werden. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurden viele englische Kriegsschiffe anstelle von Kohle mit Schweröl befeuert. Ölquellen würden in absehbarer Zeit ein Faustpfand für Wohlstand und Fortschritt sein. Und die arabische Welt barg den Rohstoff in unermesslicher Fülle. Auch deshalb waren die Deutschen den Russen und Briten dort ein Dorn im Auge.
»The Kaiser’s Spy«
In jenen Jahren deutscher Orienteuphorie machte ein Mitarbeiter des diplomatischen Dienstes in Kairo von sich reden: Max von Oppenheim. Der 1860 geborene Spross einer bekannten Kölner Bankiersdynastie arbeitete als Orientexperte und Analytiker der Verhältnisse in Ägypten im Auftrag des deutschen Außenministeriums. Oppenheim war ein glühender Patriot und ein leidenschaftlicher Liebhaber alles Orientalischen, ganz wie sein Kaiser.
Die Faszination für den Orient begann mit einem Buch, so erinnerte sich Oppenheim später: »Geradezu ausschlaggebend für mein Leben war es, daß ich die 1001 Nacht …, die ich schon auf der Sekunda Weihnachten zum Geschenk erhielt, mit Begeisterung las und studierte. Hierdurch wurde in mir der Gedanke, Forschungsreisender im islamischen Orient zu werden, geweckt, ein Gedanke, der mich nie verließ …«
Zum Verdruss seines Vaters entwickelte Sohn Max keinerlei Interesse an dem altehrwürdigen Bankhaus. Er absolvierte stattdessen ein Jurastudium, verfolgte aber insgeheim seine Orientpläne. 1886 besuchte er Konstantinopel, drei Jahre später unternahm er eine Reise nach Marokko. 1892 schließlich brach er zu einer ausgedehnten Expedition vom Mittelmeer zum Persischen Golf auf. Der Jugendtraum war zum Beruf geworden. Oppenheim hatte sich als Forschungsreisender und Orientkenner einen Namen gemacht.
Doch wissenschaftliche Meriten reichten dem ehrgeizigen jungen Mann nicht. Als stolzer Deutscher wollte Oppenheim seine aus erster Hand erworbenen Kenntnisse seinem Vaterland nutzbar machen. Eine Anstellung im diplomatischen Korps des Reiches würde ihm beides bieten: gesellschaftliche Anerkennung und eine Betätigung, die seinen Talenten und Interessen entsprach. Doch seine Bewerbung beim Auswärtigen Amt wurde abgelehnt – nicht etwa aus fachlichen Gründen, im Gegenteil: Oppenheim besaß in dieser Hinsicht beste Referenzen. Gegen den Bewerber sprach seine jüdische Herkunft, wie Herbert von Bismarck, Sohn des »Eisernen Kanzlers« und Staatssekretär im Auswärtigen Amt, unverhohlen erklärte: »Ich bin einmal dagegen, weil Juden, selbst wenn sie Begabung haben,
doch immer taktlos und aufdringlich werden, sobald sie in bevorzugte Stellungen kommen. Ferner ist der Name als gar zu semitisch bekannt und fordert Spott und Gelächter heraus. Außerdem würden die übrigen Mitglieder unseres diplomatischen Korps, auf dessen ausgesuchte Beschaffenheit ich stets große Mühe verwende, es peinlich empfinden, wenn man ihnen einen Judenbengel bloß deshalb zugesellt, weil sein Vater Geld zusammengejobbert hat. Wäre der Vater arm, so würde der Sohn niemals daran gedacht haben, sich in die Diplomatie einzudrängen.«
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Max von Oppenheim (1860 – 1946), ein Wanderer zwischen zwei Welten.
Oppenheim ließ sich von dem arroganten und bornierten Antisemitismus, der in den Kreisen des politischen Establishments der Kaiserzeit
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