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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Gehirn eigenständig arbe i ten konnte, ohne ihm seine Ziele und Gründe zu offenbaren. Aber das Gehirn war ein Organ wie die Milz, das Herz oder die Nieren, und diese gingen ja auch unverdrossen ihren e i genen Tätigkeiten nach. Warum dann also nicht auch das Gehirn? Wenn man das Problem auf diese Weise logisch durchdachte, verflüchtigte sich das Odium des Phantast i schen und Absonderlichen rasch.
    Aber trotzdem mußte er immer noch herausfinden, was da eigentlich vor sich ging.
    Er griff in seine Brieftasche und holte den Zettel heraus. In der ordentlichen Handschrift einer Frau standen darauf drei Worte.
     
    Zuflucht
    Gretchen Malparto
     
    Also war der Name des Mädchens Gretchen. Und wie er vermutet hatte, streifte sie in der Nacht umher und warb für den Psychologischen Dienst Zuflucht. Was im übrigen g e setzeswidrig war.
    Der Psychologische Dienst, letzter Ausweg für Aussteiger und sozial Unangepaßte, hatte seine Hand ausgestreckt und sie ihm, Allen Purcell, auf die Schulter gelegt.
    Ihm wurde ganz schwach zumute. Er fühlte sich sterben s elend und zittrig, als ob ein Fieber durch seinen Körper pu l ste: ein schwacher Strom seltsam feuchter Energie, der sich nicht so einfach unterdrücken ließ.
    „Mr. Purcell“, drang Doris’ Stimme durch die offene Tür. „Da kommt gerade ein Rückruf herein. Die automatische Aufzeichnung läuft noch.“
    „Okay, Doris“, sagte er. Mühsam löste er sich aus seinen Gedanken und hieb auf die entsprechende Taste des Tel e fons. Diensteifrig spulte sich das Band zurück und setzte sich dann wieder in Bewegung, um den soeben aufgezeic h neten Anruf auszuspucken.
    „Zehn-null-fünf. Klick. Tsiiiiiiiiiiiii! Mr. Purcell.“ Jetzt klang eine glatte, kultivierte Frauenstimme auf. Mit neuerl i chem Pessimismus erkannte er sie. „Hier spricht Sue Frost. Sie hatten früher heute morgen versucht, mich zu erreichen. Tut mir leid, daß ich nicht anwesend war, als Sie anriefen, Mr. Purcell.“ Eine Pause. „Ich habe vollstes Verständnis für Ihre Lage. Ich kann die Situation gut nachvollziehen, in der Sie sich befinden.“ Wieder eine Pause, etwas länger diesmal. „Natürlich sollten Sie sich aber darüber im klaren sein, Mr. Purcell, daß das Angebot, den Direktorenposten zu übe r nehmen, auf der Voraussetzung gründete, daß Sie für den Job verfügbar wären.“
    Der Mechanismus sprang auf das nächste Dreißig-Sekunden-Segment über.
    „Zehn-null-sechs. Klick. Tsiiiiiiiiiiiii! Weiter.“ Mrs. Frost räusperte sich. „Es will uns scheinen, daß eine Woche in Anbetracht des problematischen Zustandes von Telemedia eine ziemlich lange Zeitspanne ist. T-M hat derzeit keinen geschäftsführenden Direktor, da ja, wie Sie wissen, Mr. M a vis bereits zurückgetreten ist. Wir zögern, ihn um einen kurzzeitigen Aufschub seines Rücktritts zu bitten, aber vie l leicht wird es sich nicht umgehen lassen. Wir würden daher vorschlagen, daß Sie sich allerhöchstens bis Samstag Zeit für Ihre Entscheidung lassen. Verstehen Sie, wir haben wir k lich vollstes Verständnis für Ihre Lage und Bedenken, und wir möchten Sie keineswegs drängen. Aber Telemedia ist ein lebenswichtiger Konzern, und es liegt daher im öffentl i chen Interesse, daß Ihre Entscheidung so rasch wie nur mö g lich fällt. Ich höre dann also von Ihnen.“
    Klick, machte der Mechanismus. Der Rest des Bandes war noch unbespielt.
    Aus dem Tonfall von Mrs. Frosts Botschaft entnahm A l len, daß er soeben eine offizielle Erklärung vernommen ha t te, die die Position des Gesamtkomitees wiedergab. Er kon n te sich gut vorstellen, wie das Band von einer Unters u chungskommission abgehört wurde. Die Mitteilung war für die Akten bestimmt – und für den ganzen Rattenschwanz, der folgen mochte. Vier Komma fünf Tage, dachte er. Vier Komma fünf Tage, um zu entscheiden, was er war und was er sein sollte.
    Er hob den Hörer ans Ohr und begann zu wählen, übe r legte es sich dann aber anders. Von der Agentur aus anzur u fen, war zu riskant. Statt dessen verließ er das Büro.
    „Gehen Sie noch mal weg, Mr. Purcell?“ fragte Doris hi n ter ihrem Schreibtisch hervor.
    „Ich bin bald wieder zurück. Ich geh’ nur eben ‘rüber zur Ausgabestelle, um ein paar Lebensmittel zu holen.“ Er klopfte auf seine Manteltasche. „Janet hat mich gebeten, ein paar Sachen mitzubringen.“
    Kaum aus dem Mogentlock-Gebäude heraus, trat er in e i ne öffentliche Telefonzelle. Mit leerem Blick wählte er.
    „Psychologischer

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