Der heimliche Rebell
Polizeiwagen läng s seits des Schiffes gegangen, die Luken hatten sich geschlo s sen, und Allen war in den Händen der Schiffspolizei.
„Willkommen daheim bei MoRes“, grummelte ein heru n tergekommener Mit-Super-Neuro, als Allen neben ihm in einer der Startkabinen verstaut wurde.
„Danke“, sagte Allen voller Erleichterung. „Es ist gut, wieder zu Hause zu sein.“ Jetzt fragte er sich nur noch, ob er die Erde bis Sonntag erreichen würde. Am Montagmorgen mußte er die Stelle bei Telemedia antreten. Hatte er zuviel Zeit verloren?
Whuusch, machte der Boden. Das Schiff erhob sich gen Himmel.
15
Die Reise begann am Mittwochabend, und am Sonntagabend war er wieder auf der Erde. Das Bezugssystem war natürlich rein willkürlich, aber die verstrichene Zeit kam ihm real g e nug vor. Müde und verschwitzt trat Allen aus dem Bauch des Schiffes und zurück in die MoRes-Gesellschaft.
Obwohl das Landefeld nicht weit vom Turm der Heiligen MoRes und seiner Wohneinheit entfernt war, widerstrebte ihm der Gedanke, zu Fuß zu gehen. Es schien ein Akt unn ö tiger Selbstzucht. Die Bittsteller in der Anderen Welt zeigten ja auch kein Zeichen von Degeneration, weil sie mit Bussen fuhren. Er betrat eine Telefonzelle am Rande des Raumh a fens, um Janet anzurufen.
„Oh“, keuchte sie. „Sie haben dich gehen lassen? Ist alles – in Ordnung mit dir?“
Er fragte: „Was hat Malparto dir erzählt?“
„Sie sagten, du wärst zur Behandlung in die Andere Welt gegangen. Sie sagten, du würdest vielleicht mehrere Wochen dableiben.“
Jetzt ergab das Ganze sogar noch mehr Sinn. In einigen Wochen würde er seinen Direktorenposten und seinen Status in der MoRes-Welt verloren gehabt haben. Danach wäre es dann ganz egal gewesen, ob er den faulen Zauber entdeckt hätte oder nicht; ohne Mietkontrakt und ohne Job hätte er mit ziemlicher Sicherheit auf Wega 4 bleiben müssen.
„Hat er irgendwas davon gesagt, daß du nachkommen solltest?“
Ein flüchtiges Schwanken am anderen Ende der Leitung. „J-ja, das hat er. Er sagte, du würdest dich in der Anderen Welt schon einleben, aber falls du dich da nicht einleben könntest, dann…“
„Ich habe mich nicht in die Andere Welt eingelebt. Bloß eine Menge Leute, die herumlungern und sonnenbaden. Ist das Dampfmobil eigentlich immer noch da? Das, das ich gemietet hatte?“
Janet, so stellte sich heraus, hatte das Dampfmobil zur Verleihstelle zurückgebracht. Die Miete war gepfeffert, und der Psychologische Dienst hatte bereits damit bego n nen, seine Lohnzahlungen anzuzapfen. Irgendwie schien das die Ungeheuerlichkeit vollständig zu machen: Die Z u flucht hatte ihn unter dem Vorwand, ihm zu helfen, geki d nappt und ihm dann die geleisteten Dienste in Rechnung gestellt.
„Ich werde mir einen anderen besorgen.“ Er wollte gerade auflegen, erkundigte sich dann aber noch: „Hat Mrs. Frost was von sich hören lassen?“
„Sie hat ein paarmal angerufen.“
Das klang bedrohlich. „Was haste ihr erzählt? Daß ich ausgeklinkt und zur Zuflucht abgehauen sei?“
„Ich habe ihr gesagt, du wärst gerade dabei, deine Ang e legenheiten auf die Reihe zu bringen und könntest nicht g e stört werden.“ Janet atmete rauh ins Telefon, ein betäube n des Geräusch. „Allen, ich bin so froh, daß du wieder da bist. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“
„Wie viele Pillen hast du geschluckt?“
„Etliche. Ich… konnte nicht schlafen.“
Er hängte ein, wühlte eine weitere Münze aus der Tasche und wählte Sue Frosts Privatnummer. Nach einiger Zeit antwortete sie… die vertraute, würdevolle Stimme.
„Hier spricht Allen“, sagte er. „Allen Purcell. Ich wollte nur noch mal eben nachhören, ob von Ihrer Seite aus auch alles glattläuft.“
„Mr. Purcell“, sagte sie schroff, „ich erwarte Sie in zehn Minuten in meinem Apartment. Und das ist ein Befehl.“
Klick.
Er starrte das tote Telefon an. Dann verließ er die Tel e fonzelle und machte sich zu Fuß auf den Weg.
Wie bei den Apartments aller Komitee-Sekretäre üblich, lag auch das Frost-Apartment im Schatten des Turms der Heiligen MoRes. Allen atmete tief durch, um sich zu ber u higen und seine Selbstsicherheit zurückzugewinnen, und stieg dann die Treppe hinauf. Ein sauberes Hemd, ein Bad und eine lange Ruhepause hätten alles einfacher gemacht, aber für einen solchen Luxus hatte er jetzt keine Zeit. Und natürlich konnte er seine äußere Erscheinung immer noch auf die Auswirkungen jener Woche schieben, die er
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