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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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seinem Ohr sagte eine Stimme: „Da ist immer noch eine Insel seines Egos übrig.“
    Eine zweite Stimme, die einer Frau, sagte: „Aber ve r schüttet.“
    „Vollständig zurückgezogen“, sagte der Mann. „Der Schock des Scheiterns. Als die Psi-Tests so völlig fehlschl u gen. Er war am äußersten Rand der Zuflucht, im Begriff, wieder hinauszugehen. Aber er konnte nicht.“
    Die Frau fragte: „Gibt es keine bessere Lösung?“
    „Er brauchte genau in dem Augenblick eine. Er konnte nicht in die MoRes zurückkehren, und er hatte keine Hilfe bei der Zuflucht gefunden. Dafür bin teilweise ich veran t wortlich zu machen; ich habe mit den Testreihen bloß Zeit verschwendet.“
    „Du glaubtest, es würde helfen.“ Die Frau schien nähe r zurücken. „Kann er uns hören?“
    „Ich bezweifle es. Es gibt keine Möglichkeit, das mit B e stimmtheit festzustellen. Die Katalepsie ist vollkommen, daher kann er keine Zeichen geben.“
    „Wie lange wird sie anhalten?“
    „Schwer zu sagen. Tage, Wochen, vielleicht bis an sein Lebensende.“ Malpartos Stimme schien zurückzuweichen, und er mühte sich, sie aufzufangen. „Vielleicht sollten wir seine Frau informieren.“
    „Kannst du irgendwas über seine innere Welt aussagen?“ Auch Gretchen kam jetzt undeutlicher herein. „In was für einer Art von Phantasie ist er verloren?“
    „Eine Flucht.“ Die Stimme verschwand, kehrte dann kurzzeitig wieder zurück. „Die Zeit wird es an den Tag bri n gen.“ Und weg war sie.
    Mr. Coates rappelte sich von der Couch hoch. „Hast du sie gehört?“ rief er. „Ob du sie gehört hast?“
    Oben auf der Treppe erschien Gretchen, eine Haarbürste in der einen Hand, Strümpfe über dem Arm. „Was ist los?“
    Seine Worte waren ein verzweifeltes Flehen. „Dich und deinen Bruder. Konntest du sie nicht hören? Das hier ist e i ne…“ Er brach ab.
    „Eine was?“ Sie kam ruhig die Treppe herunter. „Wovon redest du eigentlich?“
    Dort, wo sein Glas hingefallen war, hatte sich eine Pfütze gebildet; er bückte sich, um sie aufzuwischen. „Ich habe eine Neuigkeit für dich“, sagte er. „Das hier ist nicht wir k lich. Ich bin krank; das hier ist ein psychotischer Zuflucht s ort.“
    „Ich staune über dich“, sagte sie. „Wirklich. Du klingst wie ein College-Student. Solipsismus – Skeptizismus. B i schof Berkley, dieser ganze Letzte-Wirklichkeit-Mist.“
    Als seine Finger das Trinkglas berührten, verschwand die Wand dahinter.
    Immer noch gebückt, sah er hinaus in die dahinterliege n de Welt. Er sah die Straße, sah andere Häuser. Er hatte Angst, seinen Kopf zu heben. Der Sims und der Kamin, der Teppich und die tiefen Sessel… sogar die Lampe und der Nippes, alles war verschwunden. Nur Leere. Das Nichts.
    „Da ist es“, sagte Gretchen. „Direkt neben deiner Hand.“
    Jetzt sah er auch kein Glas mehr; es war verschwunden, zusammen mit dem Zimmer. Unwillkürlich drehte er den Kopf. Hinter ihm war nichts. Auch Gretchen war ve r schwunden. Er stand allein in der Leere. Nur das nächste Haus, in einiger Entfernung, war noch da. Die Straße en t lang bewegte sich ein Wagen, gefolgt von einem zweiten. In einem benachbarten Haus wurde eine Gardine zugezogen. Dunkelheit senkte sich überall herab.
    „Gretchen“, sagte er. Aber da war keine Antwort. Nur das Schweigen.

14
     
    Er schloß die Augen und konzentrierte sich darauf, zu wo l len. Er stellte sich das Zimmer vor, formte in seinem Geist ein Bild von Gretchen, dem Kaffeetisch, der Zigarette n schachtel, dem Feuer zeug daneben. Er vergegenwärtigte sich den Aschenbecher, die Vorhänge, die Couch und den Plattenspieler.
    Als er die Augen öffnete, war der Raum wieder da. Aber Gretchen war gegangen. Er war allein im Haus.
    Die Rouleaus waren alle zugezogen, und er spürte plöt z lich sehr intensiv, daß es spät war. Als ob, dachte er, Zeit verstrichen wäre. Eine Uhr auf dem Kaminsims zeigte acht Uhr dreißig. Waren vier ganze Stunden vergangen? Vier Stunden…
    „Gretchen?“ sagte er versuchsweise. Er ging zur Treppe und stieg sie zögernd hinauf. Immer noch kein Zeichen von ihr. Das Haus war warm, die Luft angenehm und frisch. I r gendwo arbeitete eine automatische Heizung.
    Ein Raum zu seiner Rechten erwies sich als Gretchens Schlafzimmer. Er spähte hinein.
    Die kleine Elfenbeinuhr auf der Frisierkommode zeigte nicht acht Uhr dreißig. Sie zeigte Viertel vor fünf. Gretchen mußte sie übersehen haben. Sie hatte sie nicht wie die unten

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