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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Präkognition ist es nicht.“
    „Sondern?“
    Gretchen sagte: „Du hast Humor.“
     
    Im Büro war es still. Allen mußte diese Eröffnung erst ei n mal verarbeiten, und Gretchen saß einfach nur da und glätt e te ihren Rock.
    „Mag sein“, sagte Allen schließlich.
    „Und Humor ist unvereinbar mit MoRes. Oder mit uns. Du bist kein ,Mutant’; du bist einfach nur ein ausgeglichener Mensch.“ Ihre Stimme gewann an Kraft. „Die Schändung, alles, was du getan hast. Du hast bloß versucht, in einer aus der Balance geratenen Welt wieder eine Balance herzuste l len. Und das ist etwas, das du nicht einmal vor dir selbst zugeben kannst. An der Oberfläche glaubst du nämlich an die MoRes. Aber darunter, da ist dieser Klecks, dieser unr e duzierbare Kern, der grinst und lacht und als Spottdrossel seine Possen spielt.“
    „Kindisch“, sagte er.
    „Nicht im geringsten.“
    „Danke.“ Er lächelte zu ihr hinunter.
    „Das ist so ein verdammter Schlamassel.“ Aus ihrem Täschchen holte sie ein Taschentuch, wischte sich damit die Augen und stopfte es dann fahrig in ihre Manteltasche. „Du hast diesen Posten bekommen, Direktor von Telemedia, der oberste Wahrer der Moralität. Hüter der öffentlichen Ethik. Du erschaffst diese Ethik. Was für eine verdrehte, wirre S i tuation!“
    „Aber ich möchte diesen Posten haben.“
    „Ja, deine ethischen Normen sind sehr hoch. Aber es sind nicht die ethischen Normen dieser Gesellschaft. Die Bloc k versammlungen – du verabscheust sie. Die gesichtslosen Ankläger. Die Pimpfe – die zweibeinigen Spürhunde. Di e sen bewußtlosen Kampf um Mietkontrakte. Die Ängste. Die Anspannung und den ständigen Druck; schau dir Myron Mavis an. Und die Obertöne von Schuld und Mißtrauen. Alles wird dadurch – befleckt. Die Furcht vor der Anste c kung; die Furcht, eine anstößige Handlung zu begehen. Sex ist krankhaft; Leute werden dafür verfolgt, daß sie sich ihrer Natur gemäß verhalten. Dieses ganze Gebäude ist wie eine gigantische Folterkammer, wobei jeder auf den anderen starrt, in der Hoffnung, daß er nicht ohne Fehl sei, auf daß er ihm im Namen der Moral an die Kehle fahren dürfe. Hexe n jagden und die Willkürjustiz der Sternkammern. Drohend erhobene Zeigefinger und Zensur, Mr. Puritaner, der sitte n streng Bücher indiziert. Kinder, die nur ja nichts Böses h ö ren dürfen. MoRes ist von kranken Geistern erfunden wo r den, und sie schafft ihrerseits neue kranke Geister.“
    „Alles gut und schön“, sagte Allen, der ihr aufmerksam zugehört hatte. „Aber ich bin nicht bereit, nur so herumz u liegen und Mädchen beim Sonnenbaden zuzuschauen. Wie ein Handelsreisender auf Urlaub.“
    „Das ist alles, was du in der Zuflucht siehst?“
    „Das ist alles, was ich in der Anderen Welt sehe. Und der Psychologische Dienst ist eine Maschine, um Leute dorthin zu verfrachten.“
    „Er tut mehr als das. Er bietet ihnen einen Ort, zu dem sie entkommen können. Wenn ihr Groll und ihre Angst sie zu zerstören beginnen…“ Sie gestikulierte. „Dann gehen sie hinüber.“
    „Dann werfen sie keine Schaufensterscheiben ein. Oder schänden Statuen. Ich persönlich schände lieber Statuen.“
    „Sie sind aber einmal zu uns gekommen.“
    „So wie ich es sehe“, sagte Allen, „agiert die Zuflucht als Teil des Systems. MoRes ist die eine Hälfte, und ihr seid die Abteilung für Limonade und Spiele. Zusammen bildet ihr eine Gesellschaft; ihr bestätigt und stützt einander. Ich kann nicht in beiden Teilen zugleich sein, aber von den zweien ziehe ich den hier vor.“
    „Warum?“
    „Wenigstens wird hier etwas getan. Die Menschen scha f fen. Ihr fordert sie auf, sich einen Lenz zu machen und zum Angeln zu gehen.“
    „Also wirst du nicht mit mir zurückkommen“, sagte sie vernünftig. „Ich hatte eigentlich auch nicht wirklich daran geglaubt.“
    „Weswegen bist du dann hier aufgetaucht?“
    „Um dir alles zu erklären. Damit du verstehst, wie dieser ganze verdammte Blödsinn passiert ist und welche Rolle ich dabei gespielt habe. Wie ich da hineingezogen worden bin. Und damit du dich endlich selbst besser verstehen konntest. Ich wollte, daß du dir deiner Gefühle bewußt wurdest… der Feindseligkeit, die du gegenüber MoRes empfindest. Der tiefen Empörung, die ihre Grausamkeiten in dir auslösen. Du bewegst dich ohnehin auf eine neue Ganzheit zu, aber ich wollte helfen. Vielleicht bietet dir das einen kleinen Au s gleich für das, was wir dir genommen haben. Du hattest

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