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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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bei uns rein“, sagte Mr. Wales. „Bei meiner Frau und mir. Wir würden uns freuen, wenn Sie k ä men.“
    „Okay“, sagte Allen, „das werden wir machen. Falls wir gerade in der Nachbarschaft sind.“
     
    Nachdem er Janet ins Apartment zurückgebracht hatte, ma r schierte er zu Fuß den langen Weg nach Telemedia und zu seinem neuen Büro. Seine Mitarbeiter verhielten sich betont unauffällig; sie begrüßten ihn gedämpft und kehrten rasch wieder an ihre Arbeit zurück. Seine zweistündige Abwese n heit kündete von der Teilnahme an einer Blockversam m lung; sie alle wußten, wo er gewesen war.
    In seinem Büro widmete er sich zunächst einer Zusa m menfassung des heutigen Arbeitsplans. Das Baum-Paket wurde bereits umgesetzt, und darüber war er froh. Er rief ein paar T-M-Abteilungsleiter zu sich, besprach mit ihnen tec h nische Probleme, saß dann eine Weile allein da, rauchte und sinnierte vor sich hin.
    Um elf Uhr dreißig wirbelte munter Sue Frost herein, um ihm einen Besuch abzustatten. Sie trug einen langen Mantel und sah sehr proper und effizient aus.
    „Ich will Sie gar nicht lange aufhalten“, kündigte sie an. „Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind.“
    „Ich sitze nur so ‘rum“, murmelte er. Aber sie fuhr fort: „Wir hatten uns gedacht, daß Sie und Ihre Frau vielleicht Zeit hätten, heute abend. Ich gebe eine kleine Jonglier-Party bei mir daheim, nur ein paar Leute; wir würden uns beso n ders freuen, wenn Sie beide kämen. Mavis wird da sein, und auch Mrs. Hoyt, und vielleicht…“
    Er unterbrach sie. „Sie wollen meinen Rücktritt? Das ist es doch?“
    Errötend sagte sie: „Da wir dann ja ohnehin alle beisa m men sind, dachte ich, es könnte eine gute Gelegenheit sein, unsere Diskussion über einige der…“
    „Ich hätte gern eine klare Antwort“, sagte er.
    „Nun gut“, sagte sie, um dann mit angespannter, b e herrschter Stimme fortzufahren: „Wir hätten gerne Ihre schriftliche Rücktrittserklärung.“
    „Wann?“
    „So bald wie möglich.“
    Er sagte: „Sie meinen, jetzt?“
    Mit nahezu perfekter Gemütsruhe sagte Sue Frost: „Ja. Wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
    „Was ist, wenn es mir doch etwas ausmacht?“
    Einen Augenblick lang schien sie nicht zu verstehen.
    „Ich meine“, sagte er, „was ist, wenn ich es ablehne, me i nen Rücktritt einzureichen?“
    „Dann“, sagte sie, während sie ihm ruhig ins Gesicht schaute, „werden wir Sie aus dem Amt entlassen.“
    „Und zwar wann?“
    Jetzt geriet sie zum erstenmal ein wenig ins Wanken. „Mrs. Hoyt wird ihre Zustimmung erteilen müssen. Auße r dem ist allerdings…“
    „Außerdem ist allerdings“, sagte er, „ein Beschluß des Gesamtkomitees vonnöten. Mein Mietkontrakt hat noch bis zum sechsten Bestand, und so lange wird es auch wenigstens dauern, bis Sie mich auf legalem Wege aus T-M hinausb e fördern können. In der Zwischenzeit bin ich immer noch Direktor. Wenn Sie mich brauchen, können Sie mich hier in meinem Büro erreichen.“
    „Ist das Ihr Ernst?“ sagte sie mit unnatürlicher Stimme.
    „Und ob“, sagte Allen. „Hat es so etwas vorher schon einmal gegeben?“
    „N-nein.“
    „Ich hatte es auch nicht angenommen.“ Er hob einige P a piere vom Schreibtisch auf und begann sie zu studieren; in der Zeit, die ihm blieb, war eine Menge Arbeit zu tun.

20
     
    Ganz allein, erkundete Mr. Wales sein neues Apartment in Wohneinheit R6 der Mietzone 28. Ein lebenslang gehegter Traum hatte sich erfüllt. Er war dem omphalos nicht nur eine, sondern gleich zwei Zonen nähergekommen. Die Wohnungsbehörde hatte seine Eingabe geprüft und die schiere Tugendhaftigkeit seines Lebens erkannt, seine vol l kommene Hingabe an das öffentliche Wohl.
    Im ganzen Raum streifte Mr. Wales umher, berührte za g haft die Wände und den Boden, lugte aus dem Fenster, i n spizierte ehrfürchtig den Wandschrank. Er ließ seine Hände über den Herd gleiten, unfähig, seinen Zugewinn zu fassen. Die Vormieter hatten sogar ihre Pädofaktur-Stücke zurüc k gelassen: Uhr, Rasierer, elektrische Haushaltsgeräte.
    Mr. Wales kam es unglaublich vor, daß seine unbede u tende Person Anerkennung gefunden hatte. Eingaben l a gen in meterhohen Stapeln auf den Schreibtischen der Wohnungsbehörde. Bestimmt gab es einen Gott. Bestimmt bewies das hier, daß die Milden und Sanftmütigen, die Bescheidenen am Ende doch den Sieg davontragen wü r den.
    Schließlich ließ Mr. Wales sich auf einen Stuhl sinken, öffnete ein Päckchen und holte

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