Der Heiratsantrag - Almost a Bride
haben mochte, von den stärkeren Bildern aus der letzten Zeit überlagert, als er liederlich und verkommen war, mit einem grausamen Zug um den Mund, die kleinen tief liegenden Augen ständig vom Trinken gerötet. Manchmal fragte sie sich, ob Frederick jemals als anständiges menschliches Wesen noch zu retten gewesen wäre. Falls Georges Geschichte stimmte, sah es nicht danach aus.
Aber gewiss hätte ein alter Zwist, auch ein so grausamer wie dieser, nicht ausgereicht, um Jack zu bewegen, Frederick nach so vielen Jahren zu töten.
Sie blickte über den hell erleuchteten Salon und erblickte ihren Mann am anderen Ende des Raumes. Er sah direkt zur Fensternische her, fast so, als könne er ihnen alles von den Lippen ablesen. Sie spürte, wie ihre Kopfhaut sich zusammenzog. Seine Miene war finster, seine Augen wieder undurchdringlich.
»Warum sieht er manchmal so aus? So finster«, murmelte sie fast wie im Selbstgespräch.
»Ich weiß nicht, was Sie meinen, Madam.«
»Doch, Sie wissen es«, widersprach sie eigensinnig. »Sie kennen ihn besser als jeder andere, und Sie wissen genau, was ich meine. Es ist eine Stimmung, die ihn überkommt, ein Ausdruck, als wäre er nicht anwesend, als wäre er an einem unsäglichen Ort.«
»Das könnte mit seiner Schwester zusammenhängen«, äußerte George vorsichtig.
Sie sah ihn erstaunt an. »Er hat eine Schwester? Von ihr hat er nie gesprochen – wie er über seine ganze Familie nie ein Wort verlor. Ich nahm an, er hätte keine.«
»Er hatte eine Schwester ... Charlotte«, erklärte George. »Sie ist ... oder war ... in Frankreich. Vor einigen Jahren ehelichte sie den Vicomte de Villefranche und lebte mit ihm am Hof von Versailles.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie und ihr Mann die Schreckensherrschaft überlebten. Jack fuhr hinüber und nahm die Suche nach ihr auf ... vor einem Jahr ... kehrte aber allein zurück.«
Er strich sich nachdenklich über den Mund, ehe er fortfuhr: »Er sagte, dass er glaube, sie wäre verloren, doch mehr sagte er nicht.« Er seufzte. »Sein Ton schloss jede Frage aus ... Sie wissen, wie das ist. Wenn ich Ihnen raten darf, Arabella, so schneiden sie das Thema nicht an, ehe er es nicht tut.«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte sie. Zwischen ihren Brauen hatte sich wieder eine Falte gebildet. »Danke, George. Es tut mir Leid, wenn meine Fragen Ihnen unangenehm waren.«
»Aber gar nicht ... gar nicht, Teuerste. Machen Sie sich deshalb keine Gedanken«, sagte er, hörbar erleichtert, dass die Befragung vorüber war. »Wenn ich irgendwie behilflich sein kann ... stets zu Ihren Diensten.« Er verbeugte sich galant.
»Danke«, wiederholte sie.
Sie schenkte ihm ein Lächeln und ließ ihn in der Fensternische stehen, um sich ihren Weg durch den Salon zu ihrem Mann zu bahnen.
Jack empfing sie mit kühlem Lächeln. »Du scheinst ja ein- sehr intimes Tete-a-Tete mit George gehabt zu haben.«
»Intim wohl kaum«, konterte sie spöttisch. »Im Salon müssen sich an die hundert Menschen befinden.«
»Dann eben intensiv«, sagte er, ohne den Blick von ihr zu wenden. »Darf man erfahren, worüber geprochen wurde?«
»Über Lady Jerseys schamloses Betragen«, sagte sie bereitwillig. »Der Prinz hat noch nicht einmal seine Braut nach England gebracht, und diese Person hat sich schon zu einer der Kammerfrauen von Princess Caroline ernennen lassen. Hast du das gehört?«
»Ich hörte davon«, sagte er, nicht überzeugt, dass dieses Thema, mochte es auch fesselnd sein, das Einzige war, das seine Frau und sein bester Freund besprochen hatten.
Es fiel Arabella nicht schwer, sich aufrichtig entrüstet über dieses Thema zu äußern. Aus Gründen, die sie lieber nicht näher analysierte, erbitterte es sie, dass Lady Jersey sich mit ihrem Liebhaber so unverschämt brüstete. Es erbitterte übrigens die Mehrheit der Ehefrauen in ihren gesellschaftlichen Kreisen und vermutlich aus denselben Gründen. »Sie wird dem armen Mädchen das Leben zur Hölle machen«, fuhr Arabella verächtlich fort. »Du weißt ja, dass es ihr gefällt, die Frauen ihrer Galane zu quälen.«
»Ich weiß es natürlich, aber woher weißt du es?«, fragte Jack erstaunt. In den Jahren, als Lady Jersey wahre Verheerungen unter den Männern anrichtete, hatte Arabella auf dem Land vergraben gelebt.
Ihre Augen wurden schmal. »Ich habe Ohren und kann hören«, hob sie mit einer Andeutung von Schalk hervor, der ihn an die alte Arabella erinnerte.
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