Der Heiratsantrag - Almost a Bride
alles wissen, wenn ihr vor den Folgen ihrer Entdeckung auch ein wenig bange war.
Sie strich sich zerstreut durchs Haar und zerstörte die adrette Frisur, die Becky so viel Mühe gekostet hatte.
»Ich gehe jetzt«, sagte sie plötzlich aufspringend. »Vielleicht ist es nichts ... nur wieder einer von Christophes Freunden, der Hilfe braucht.« Doch als sie aus dem Frühstückszimmer ging, wusste sie, dass es diesmal etwas anderes war. Sie spürte es in den Knochen.
Als sie eintrat, standen die zwei Männer in verlegenem Schweigen in der Mitte des Raumes. Beide verbeugten sich, und Christophe sagte: »Euer Gnaden, darf ich Monsieur Claude Flamand vorstellen?«
Der Fremde verbeugte sich abermals, als Arabella lächelnd sagte: »Willkommen, Monsieur. Wie ich hörte, kamen Sie erst kürzlich aus Frankreich.«
» Oui, Madame.« Er sah krank aus und war abgemagert bis auf die Knochen, als hätte er lange Zeit nicht mehr ausreichend gegessen. Sein Teint war grau und abgezehrt, seine Kleidung abgetragen, und als er zum Sprechen ansetzte, musste er husten. Es war ein heftiger Hustenanfall, den Ara- bella sofort als das erkannte, was er war. Der verräterische Husten der Auszehrung.
Christophe umfasste die Schultern des Mannes und massierte ihm mit hilfloser Miene den Rücken, während Arabellanach Milly läutete und Brandy und heißes Wasser bringen ließ.
Schließlich ließ der Hustenkrampf nach, Claude sank auf eine Chaiselongue und ließ den Kopf auf die Brust fallen. Er nahm das Glas mit der Mischung aus Brandy und heißem Wasser, das ihm sein Freund an den Mund hielt. Nicht lange, und die Farbe kehrte in seine Wangen zurück, er schien sich besser zu fühlen.
»Verzeihung, Madame«. Er bediente sich seiner Muttersprache, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Sie sollen erst sprechen, wenn Ihnen danach zumute ist«, erwiderte sie auf Französisch und setzte sich auf einen Stuhl neben der Chaiselongue.
Er gab Christophe mit einer Handbewegung ein Zeichen, worauf dieser auf Englisch sagte: »Claude spricht nur Französisch, Madame, wenngleich er etwas Englisch versteht. Er war in Le Chatelet eingekerkert. Mit Gottes Hilfe kam er vor einigen Tagen frei, und seine Freunde ermöglichten es ihm, mit einem Postschiff von Le Havre aus das Land zu verlassen.«
»Mit alleiniger Hilfe meiner Freunde«, unterbrach ihn der andere und blickte auf. In den tief liegenden Augen glühte ein Feuer. »Gott hatte damit wenig zu schaffen, mon ami. « Sein Ton war verbittert. »Gott hat unser Land vergessen.«
Das Sprechen schien ihn so zu erschöpfen, dass er sich mit geschlossenen Augen zurücksinken ließ. Während Arabella noch überlegte, wie sie das Gespräch wieder auf das ursprüngliche Thema bringen sollte, kam ihr Christophe zu Hilfe. »Während mein Freund in Le Chatelet war, begegnete er einer Frau ... einer Dame. Vielleicht ist sie diejenige, nach der Sie sich erkundigten, Euer Gnaden.«
Arabella rückte auf ihrem Sitz vor und richtete den Blick auf Claude. »Die Comtesse de Villefranche?«
Er nickte matt. »Ich glaube, Madame. Im Gefängnis gibt es natürlich keine Namen, nur Nummern, aber eines Tages ... « Wieder bedeutete er Christophe, dieser solle weitersprechen.
»Claude fällt das Reden schwer, Euer Gnaden. Ich werde Ihnen sagen, was ich von ihm erfuhr.«
Arabella nickte, und er fuhr fort: »Die betreffende Dame war schon sehr lange in Le Chatelet. Die Gefangenen schätzten sie sehr hoch ... sie verstand sich auf Krankenpflege, und die Schergen ließen sie ungehindert arbeiten und erlaubten ihr sogar, ab und zu auch männliche Gefangene zu behandeln. Als sie eines Tages zu den Männern kam, um jemandem zu helfen, erkannte Claude sie. Seine Familie hatte für die Villefranche auf deren Landgut gearbeitet, und Claude wurde zu einem Silberschmied in die Lehre geschickt. Die Comtesse war sehr gut zu ihm und verschaffte ihm viel Arbeit.« Er deutet auf Claude, der mit Mühe weitererzählte.
»Ich ’ätte Mylady nicht erkannt, so verändert ’atte sie sich ... « Er hustete in sein Taschentuch. »Aber sie ’atte etwas in ihrem ’aar. Eine auffallende weiße Strähne.«
Arabella horchte auf. Das Kennzeichen der Fortescus. »Sie haben sie gesehen?«
Er nickte. »Ihr ’aar ist nicht meht so schön wie einst, die silberne Strähne aber war noch da. Die ’ätte ich überall erkannt.« Ermattet sank er zurück.
Christophe sagte: »Es sieht aus, dass Mylady, falls es sich wirklich um die Vicomtesse
Weitere Kostenlose Bücher