Der Heiratsantrag - Almost a Bride
nicht förderlich.
Diese kalte, nüchterne Feststellung ließ Peter sichtlich zusammenzucken. Der neue Herr war ihm noch unsympathischer als dessen Vorgänger. Der Earl hatte wenigstens ein unveräußerliches Recht auf seinen Landbesitz gehabt.
»Sie werden jedoch feststellen, dass mir das Wohl meiner Pächter nicht gleichgültig ist und ich ein effizient geführtes Gut zu schätzen weiß«, fuhr der Herzog fort. »Ich hoffe, Sie tun mir den Gefallen und verbleiben in Ihrer Position.« Der nächste Seitenblick zeigte ihm, dass die eisige Miene des Mannes nicht zu missdeuten war. Lady Arabella war seinem Herzen offenbar teuer.
»Ich bleibe, so lange Euer Gnaden es wünschen«, antwortete Peter steif.
»Danke.« Der Herzog lächelte, und der Verwalter hatte das merkwürdige Gefühl, plötzlich einen völlig veränderten Menschen neben sich zu haben. »Sie können versichert sein, dass ich Lady Arabella nicht übel will. Ich werde ihr nicht die Tür weisen, ehe sie nicht selbst den Wunsch äußert zu gehen.«
Peter entspannte sich ein wenig. »Sie werden also im Dorfgasthaus logieren. Es ist eine anständige Poststation.«
Jack schüttelte den Kopf. »Nein, ich bleibe auf Lacey Court.«
Der Verwalter starrte ihn an. »Aber ... aber ... Euer Gnaden, das schickt sich nicht.«
»Lady Arabella hält es für schicklich«, sagte Jack leise. »Ich nehme schließlich die Stelle ihres Bruders ein.« Er wechselte abrupt das Thema. »Und jetzt erläutern Sie mir, wie man es hier mit den Abgaben in Naturalien hält.«
Es war kurz nach fünf, als Jack ins Haus zurückkehrte. Peter hatte sich schon vorher von ihm getrennt, wohl um seine Verabredung mit Arabella einzuhalten, und der Herzog hatte seinen Rundgang auf dem Besitz allein unternommen. Wohin er auch blickte, sah er das Ergebnis sorgfältiger Bestellung. Die herrlichen Blumengärten zeugten von erfahrener und liebevoller Pflege, die Meierei machte einen musterhaften Eindruck. Auf dem Teich schwammen Enten, im Hühnerstall gackerte Geflügel, im Taubenschlag gurrten Tauben, in den Bienenstöcken summten Bienen. Die Bäume im Obstgarten trugen schwer an ihren Früchten, das Heu auf den Feldern war zum Einbringen bereit. Die Kühe im Stall mahnten mit kläglichem Muhen das abendliche Melken ein.
Auf seinem Rundgang war er sich der in der Luft liegenden Spekulationen bewusst. Die Milchmädchen hielten im Buttern inne, als er die erfrischend kühle Molkerei betrat. Eine rotwangige Frau, die Buttermilch abschöpfte, rügte sie scharf, worauf sie ihre Arbeit sofort wieder aufnahmen. Ein Küchenmädchen, das im Gemüsegarten Stangenbohnen erntete, richtete sich auf und starrte den vornehmen Besucher mit offenem Mund zwischen Kohl und Kartoffeln an.
Jack bedachte sie mit einem knappen Nicken, und sie widmete sich heftig errötend wieder den Bohnen.
Wollte man Peter Bailey glauben, war es Arabellas Verdienst, dass hier alles klaglos und ertragreich lief. Zwar konnten Landgüter auch ohne optimale Leitung Erträge liefern, doch Spitzenleistungen waren nur zu erzielen, wenn jemand mit vollem Einsatz dahinter stand. Peter Bailey war unbestritten ein guter Verwalter, doch er war nur Angestellter, und Lacey Court und seine Landwirtschaft zeigten, dass hier jemand mit persönlichem Einsatz, ja, mit Gefühl am Werk war.
Arabellas Liebe für ihr Zuhause machte es wahrscheinlich, dass sie auf jeden Vorschlag eingehen würde, der es ihr ermöglichte, es zu behalten ... Es war jedenfalls ein zusätzlicher Pfeil in seinem Köcher, entschied er und lenkte seine Schritte zurück zum Haus und zum Dinner. Da er seit seinem zeitigen Frühstück nichts zu sich genommen hatte, war er hungrig wie ein Wolf. Vage fiel ihm ein, dass Arabella ihm zu Mittag etwas angeboten hatte, als sie noch davon ausging, dass er nach London zurückkehren würde, da aber das Gespräch an diesem Punkt in eine Auseinandersetzung überging, war die Frage der leiblichen Stärkung in den Hintergrund getreten. Er hatte nicht gefragt, wann die Dame des Hauses das Dinner einzunehmen pflegte. In London speiste er meist um sechs, nahm aber an, dass seine Gastgeberin, wenn man sie so nennen konnte, ländlichen Gepflogenheiten folgte. Deshalb ließ er sie warten.
Er eilte in die schattige Kühle der Halle. Beim Klang der Schritte des Herzogs schien Franklin aus dem Nichts aufzutauchen. Er verbeugte sich würdig und fragte: »Um welche Zeit wünscht Euer Gnaden zu dinieren?«
Jack schenkte ihm ein freundliches Lächeln
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