Der Heiratsantrag - Almost a Bride
in der Hoffnung, die steife Fassade des Butlers zu durchbrechen. »Sobaldich das Hemd gewechselt habe, Franklin. Es dauert keine Viertelstunde.«
Für sein Lächeln unempfänglich, verbeugte Franklin sich wieder. »Sehr wohl, Euer Gnaden. Das Dinner wird in einer Viertelstunde im Speisezimmer serviert.« Er drehte sich um und verschwand wieder in dunkleren Gefilden.
Jack zuckte mit den Schultern und lief, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Eigentlich verschwendete er keine Gedanken daran, ob er bei seinem Personal beliebt war oder nicht. Es war ihm völlig einerlei, solange die Leute ihre Arbeit taten, für die sie bezahlt wurden, doch die momentane Situation war heikler. Diese Menschen hatten sich ihn als Dienstherrn nicht ausgesucht. Sie blieben, weil sie mussten. Er hätte es vorgezogen, dass sie es aus freien Stücken täten und nicht, weil sie keine andere Wahl hatten.
Sein Kammerdiener erwartet ihn in der geräumigen Suite, die dem Earl of Dunston gehört hatte. »Ich dachte an den türkisen Samt, Euer Gnaden. Mit der goldenen Weste.« Er deutete mit der Kleiderbürste, mit der er einen mit Goldspitze besetzten Samtrock bearbeitete, auf das betreffende Stück.
»Ja, das wird sich gut machen«, sagte Jack und schlüpfte eilig aus seinem Reitrock. Er zog sich bis auf die Unterhose aus und wusch Schweiß und Staub des Tages mit Wasser aus der Schüssel auf dem Waschtisch ab. Da er einen angenehmen, geselligen Abend mit Lady Arabella verbringen wollte, war es sicher kein guter Anfang, wenn er seine Partnerin zu lange auf ihr Dinner warten ließ.
Zehn Minuten später stand er vor dem Ankleidespiegel und rückte das Spitzenjabot an seinem Hals zurecht. Wie immer trug er sein Haar ungepudert, doch dies war der einzige Verstoß gegen die für den Abend vorgeschriebene Kleiderordnung. Er fragte sich, welche Anstrengungen Arabellaunternommen hatte. In ihrem apfelgrünen Morgenkleid hatte sie recht ordentlich ausgesehen, vor und nach diesem kurzen Intermezzo aber war nachlässig die einzige zutreffende Beschreibung für ihre Erscheinung . Sicher würde sie sich fürs Dinner entsprechend Mühe geben.
Er steckte eine Diamantnadel ins Spitzenjabot und überlegte lächelnd, dass er zu gern ein Wörtchen bei ihrer Garderobe mitreden würde. Ihre ungewöhnliche Färbung und ihre junonische Gestalt waren Pluspunkte, die einen innovativen, ja sogar gewagten Stil geradezu herausforderten. Es war vorauszusehen, dass die eleganten Londoner Modesalons sich erbitterte Konkurrenzkämpfe liefern würden, um die Duchess of St. Jules einkleiden zu dürfen.
»Etwas hat Sie amüsiert, Euer Gnaden?« Sein Kammerdiner reichte ihm eine kunstvoll verzierte silberne Schnupftabakdose.
»Nichts von Bedeutung, Louis.« Der Herzog ließ die Tabatiere in seine Jackentasche gleiten. Wie kam es, dass er an seine bevorstehende Ehe mit Vergnügen dachte und dass er sie plante wie eine ganz normale Heirat? Mit gefurchter Stirn und mit Augen, aus denen jede Heiterkeit gewichen war, ging er zur Tür. »Ach, übrigens, ich hoffe, dass Sie zufrieden stellend untergebracht sind?«
»Es geht, Euer Gnaden«, sagte der Mann naserümpfend. »Wenn ich mir die Freiheit herausnehmen darf... das ländliche Personal ist ahnungslos, was die Ansprüche eines vornehmen Hauses betrifft.«
Jack hielt inne, die Hand auf der Klinke, und sah seinen Kammerdiener mit einem gelassenen Blick an, unter dem der Mann dennoch unbehaglich schluckte. »Denken Sie daran, mein Lieber, dass diese Leute ohne unsere Einmischung einen tadellos funktionierenden Haushalt führten. Ich möchte, dass sich daran nichts ändert.«
Louis verbeugte sich so tief, dass seine Nase fast die Knie berührte. »Natürlich, Euer Gnaden. Nur eine Beobachtung.«
»Beobachten Sie nicht mehr«, riet ihm der Herzog und ging hinaus.
Er betrat die Halle, als die Uhr die Viertelstunde schlug. Die Tür zum Salon stand offen, und er hielt kurz inne, um zu sehen, ob Arabella ihn schon erwartete. Der Raum war verlassen, und doch war ihre Anwesenheit spürbar. Große Schalen mit schwerköpfigen Rosen parfümierten die Luft, die Fenster standen der kühlen Luft und den Düften des Gartens offen. Die weibliche Hand war in diesem großartigen Salon unverkennbar. Und angenehm.
Charlotte hatte eine solche Hand besessen, dachte er mit vertrautem Schmerz, Lilly besaß sie nicht. Ihr Haus oder vielmehr das ihres Gemahls entsprach den Ansprüchen höchster Eleganz und wurde konsequent auf diesem
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