Der Heiratsantrag - Almost a Bride
man kaum kannte? Zumal wenn man nicht um etwas so Harmloses wie ein kleines Darlehen oder ein Bett für die Nacht bat. Eine dauerhafte Bleibe war ein ungeheuerliches Ansinnen.
Sie tauchte die Feder in die Tinte und fing an. Mühsambrachte sie die erste Zeile zu Papier und versuchte es noch einmal. Boris und Oscar tappten zwischen Tisch und Salontür hin und her. Meist unternahm Arabella um diese Zeit einen Ausritt, und die Hunde konnten ihre überschüssige Energie an der Seite ihres Pferdes abreagieren ...
Ihr Pferd ... gehörte Renegade noch ihr oder schon Jack Fortescu? Mitten im Federstrich hielt sie inne. Renegade war auf dem Gut gezüchtet worden, gehörte daher rechtlich gesehen zum Gut. Genauer gesagt war er ihr zur Verfügung gestellt worden ... seit fünf Jahren schon.
Die Feder fiel aufs Pergament und verspritzte Tinte. Was gehörte ihr denn sonst noch? Ihre Garderobe... diese gewiss. Ihre Kleider waren natürlich mit Mitteln aus den Erträgen des Gutes angeschafft worden, aber ... nein, das war absurd. Boris und Oscar winselten, und sie verscheuchte sie mit ungewohnter Ungeduld. Die beiden wenigstens gehörten ihr. Sie waren ein Geburtstagsgeschenk von Sir Mark Barratt, der Stolz eines Wurfes seiner geliebten Red Lady.
Das bisschen Schmuck gehörte sicher auch ihr. Darunter befanden sich einige Sachen ihrer Mutter und die Perlengarnitur, die sie für ihr Debüt bei Hof von ihrem Vater bekommen hatte. Hinausgeworfenes Geld hatte er gegrollt, als sie ohne einen Freier am Horizont nach Hause zurückgekehrt war. Aber die Perlen hatte er ihr gelassen. Obwohl sie juristisch gesehen auch zum Gut gehörten. Natürlich hatte sie ein kleines Einkommen aus dem Erbe ihrer Mutter. Vielleicht konnte sie damit irgendwie ihren Unterhalt bestreiten, ein unabhängiges Leben würde es ihr aber nicht ermöglichen.
Ach, es war unmöglich. In ihrem Kopf drehte sich alles, die Hitze im Raum war ihr plötzlich unerträglich. Sie sprang auf. »Also schön, wir reiten aus.« Zwei gefiederte Schwänze zeigten durch heftiges Wedeln Begeisterung an. Sie gingdurch ihr Schlafzimmer und ließ die Arme aus dem Morgenkleid herausgleiten. Im Nu hatte sie Breeches und einen Reitrock aus praktischem grünen Tuch angezogen. Sie griff nach der passenden Weste und ließ sie aufs Bett fallen. Energisch stopfte sie ihr schlichtes weißes Leinenhemd ins Gurtband ihres Rockes. Für Jacketts und Westen war es zu heiß, zudem begab sie sich nicht in die Öffentlichkeit, ja, sie würde nicht einmal die Gutsgrenzen hinter sich lassen. Sie setzte sich, um ihre Stiefel anzuziehen, während die Hunde schon begierig hechelnd an der Tür standen. Nachdem sie Handschuhe und Gerte an sich genommen hatte, griff sie nach dem Hut, warf ihn aber sofort aufs Bett. Sie musste den Wind in den Haaren spüren.
»Los, Burschen.« Sie öffnete die Tür, und die Hunde stürmten ihr voraus die Treppe hinunter. Da es kurz vor drei war, würde der Herzog sich nun mit Franklin und Mrs Elliott in die Bibliothek zurückgezogen haben, so dass die Gefahr einer Begegnung so gut wie gebannt war – trotzdem nahm sie die Hintertreppe und verließ das Haus durch die Spülküche.
»Renegade ist heute ein wenig verschlafen, Mylady«, meldete ihr der Stallknecht, als sie den Hof vor dem Stall erreichte. »Muss wohl die Hitze sein. Die macht uns alle müde.«
Arabella pflichtete ihm mit einem raschen Lächeln bei und wartete, auf einer umgedrehten Regenwassertonne hockend, bis ihr Pferd gesattelt war. »Heute kam ein prächtiges Tier an«, bemerkte der Stellknecht beiläufig, als er das Pferd aus dem Stall führte. »Und ein hübscher Viererzug. Vier erstklassige Pferdchen.« Er warf ihr einen gewitzten Blick zu, als er den Sattel auf Renegades Rücken schwang.
»Ich könnte mir denken, dass Seine Gnaden St. Jules nur das Beste hat«, bemerkte Arabella mit kühlem Nicken. »Sicher ist er ein versierter Pferdekenner.«
»Na, jemand muss es sein«, erklärte der Mann. »Sie sollten einen Blick auf die Tiere werfen, M’lady. Der Wallach steht in der vierten Box ... die anderen am Ende der zweiten Reihe.«
Arabella glitt von der Wassertonne und schlenderte zum Stall, wobei sie sich den Anschein gab, als sei ihr Interesse an den Neuankömmlingen nur oberflächlich, was bei weitem nicht der Fall war. Der unruhig scharrende dunkle Fuchs war ein herrliches Tier, doch bedurfte es starker Hände und eines noch stärkeren Willens, um ihn zu reiten. Sie dachte an die schmalen, eleganten
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