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Der Heiratsantrag - Almost a Bride

Titel: Der Heiratsantrag - Almost a Bride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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genug Bequemlichkeit im Interesse modischen Anstands geopfert hatte.
    »Soll ich Sie frisieren, M’lady?« Becky nahm die silberne Bürste zur Hand.
    »Nein, das mache ich«, sagte Arabella und nahm dem Mädchen die Bürste ab. »In fünf Minuten frühstücke ich im Salon.«
    »Sehr wohl, Ma’am.« Becky enteilte, und Arabella setzte sich an ihren Frisiertisch. Nach ein paar flüchtigen Bürstenstrichen über die dunklen Locken schlang sie das Haar zu einem Knoten, der ihren Nacken für erfrischende Brisen, die der Tag bringen mochte, frei ließ. Sie schlüpfte in Ledersandalen, die für eine Wanderung praktisch waren, wenn sie auch nicht ganz mit dem Kleid harmonierten – aber das taten ihre bloßen Beine auch nicht. Es musste genügen, dass ihre Erscheinung einer flüchtigen Musterung standhielt.
    Sie nahm ihr Frühstück in dem Salon ein, der sich an ihr Schlafzimmer anschloss. Es war ihr Allerheiligstes seit der Zeit, als sie das Reich der Kinderstube und des Schulzimmers verlasen hatte. Diese Bücher waren ihre liebsten ... sie konnte sie in ihr neues Leben mitnehmen ... wie auch immersich dieses gestalten mochte; die Orchideen auf dem Fenstersims waren unbestreitbar ihr Eigentum, ebenso die zwei Aquarelle mit venezianischen Ansichten, die Meg ihr von ihrem Abenteuer mitgebracht hatte.
    Arabella schmunzelte, als sie Butter aufs Brot strich und eine Scheibe Schinken abschnitt. Megs Unbesonnenheit hatte sie sehr erstaunt. Trotz ihres raschen Verstandes und ihres wachen Geistes hatte Meg immer den Eindruck erweckt, brav und konventionell zu sein, wobei ihr feuriges rotes Haar ihr scheinbar ruhiges Wesen Lügen strafte. Von den zwei Freundinnen galt Arabella als die Unberechenbare, Unangepasste. Aber dann hatte Meg sich in einen Mandoline spielenden Gondoliere verliebt.
    Man hatte sie eiligst und unter Tränen von den Wonnen des Gran Canale zurückgeholt, und nur Arabella wusste, dass jene Wonnen mehr umfasst hatten als einen sternenübersäten venezianischen Himmel und die schmachtenden Lieder eines hübschen Gondoliere. Er hatte ihr in Liebesdingen mehr geboten als seine Serenaden. Zum Glück hatten Lord und Lady Barratt geglaubt, ihre Tochter sei einer verständlichen, wenn auch törichten Verliebtheit erlegen, der sie mit ihrer üblichen Güte aber sehr prompt ein Ende bereitet hatten. Solide, ein wenig schwerfällige Landleute wie sie hätten sich in ihren kühnsten Träumen nicht die kurze und leidenschaftliche Affäre ihres Kindes vorzustellen vermocht. Zum Glück war Megs Torheit ohne sichtbare Folgen geblieben, und nur Arabella wusste, dass es die Meg von früher nicht mehr gab.
    Nur von Meg konnte Arabella eine unvoreingenommene und offene Einschätzung ihrer gegenwärtigen Situation erwarten. Meg würde auch diesen lächerlichen Kuss richtig einordnen.
    Arabella trank den letzten Tropfen Tee aus ihrer Tasse.
    Trotz der frühen Stunde wäre man im Haus der Barratts schon längst auf den Beinen, zudem dauerte der Marsch querfeldein eine gute Dreiviertelstunde. Zu Pferde war die Strecke in der halben Zeit zu schaffen, doch ihr war nach einem Spaziergang zu Mute.
     
    Fahles Licht fiel in den Raum, als Jack kurz vor Tagesanbruch erwachte und die Decke in dem Moment von sich schob, als er die Augen aufschlug. Ans offene Fenster tretend, blickte er hinaus in den Garten, der noch immer in Mondlicht gebadet dalag. In einer halben Stunde würden die Sterne verblassen, im Moment aber war die Welt oder zumindest dieser kleine Teil von ihr noch im Schlaf befangen. In London hätte er die letzte Runde der Nacht ausgespielt, Rauch und den Geruch verschütteten Weins in der Nase, inmitten von Spielern, die zu betrunken waren, um noch ein anständiges Spiel zu machen. Die jedem Zugriff flink entschlüpfende Unterwelt würde auf den vor Unrat dampfenden Straßen für bedrohliche Untehaltung sorgen. Und hier gab es einen Garten im Mondschein, Morgenfrische, den Ruf einer Eule und völlige Ruhe.
    Charlottes Heimat, das Land, das sie so innig liebte. Doch die Stille, die völlige Reglosigkeit und sein Bedürfnis nach Aktivität machten ihn ruhelos. Die ländliche Idylle war für ihn nur begrenzt erträglich. Lediglich in Hemd und Breeches verließ er das Haus durch die Küchentür. Die Stalluhr zeigte halb fünf, als er den Hof überquerte und zur Koppel ging, die zum Fluss, der Grenze von Lacey Court, führte. Er hätte gern die Hunde bei sich gehabt, doch sie waren nirgends zu sehen. Irgendwie hatte Jack seine Zweifel,

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