Der Heiratsantrag - Almost a Bride
dem Teilchen herausgefallen waren und das sich nie wiederherstellen ließe.
Becky klopfte an und trat mit einem Tablett ein. »GutenMorgen, M’lady«, sagte sie munter und stellte das Tablett auf das Nachttischchen. »Sieht wieder nach einem heißen Tag aus. Soll ich eingießen?« Sie griff nach der Silberkanne.
»Ja, bitte, Becky.« Arabella nahm die flache Tasse aus glasiertem Steingut mit der duftenden Schokolade in Empfang, die das Mädchen ihr reichte. »Ich gehe heute hinüber zu den Barratts. Leg mir bitte das gestreifte Kleid aus indischem Musselin zurecht, ja?«
»Das orangebraune, Madam?« Becky öffnete den Schrank.
»Ja, es ist leicht und kühl.« Arabella schlürfte Schokolade, plante ihren Tag und insbesondere wie sie ihrem Hausgenossen am besten ausweichen konnte. Verbrachte sie den Morgen bei den Barratts, war das auch ein Auslauf für die Hunde, so dass sie nachmittags nicht mehr ausreiten musste und ihre Zeit im Gewächshaus verbringen konnte. Kein vernünftiger Mensch, auch kein so sturer wie der Herzog, würde den ganzen Nachmittag in einem Gewächshaus schmoren wollen, nur um ihr seine Gesellschaft aufzuzwingen. Blieb also nur das Dinner. Nun, sie würde es schaffen, wie vereinbart einmal am Tag mit ihm manierlich eine Mahlzeit einzunehmen. Solange er Distanz wahrte, setzte sie für sich mit einer Grimasse hinzu.
»Ist etwas, Lady Arabella?« Becky mache ein besorgtes Gesicht, als sie Arabellas Miene sah. »Haben Sie Zahnschmerzen?« Für Becky, die kürzlich von Zahnschmerzen geplagt worden war, gab es nichts Schlimmeres.
»Nein, nein, gar nicht, Becky.« Arabella zwang sich zu einem fröhlichen Lächeln. »Ich dachte nur an etwas, das ich tun muss, obwohl ich es nicht möchte.«
Becky schüttelte die Falten des gestreiften Musselins mit kritischem Stirnrunzeln aus. »Ich fahre mit dem Bügeleisen drüber, Madam. Es sieht ein wenig zerdrückt aus.«
»Ach, nicht nötig«, sagte Arabella unbekümmert. »Ichwandere querfeldein, so dass es in der Hitze ohnehin staubig wird und zerdrückt ist.«
»Na, ich weiß nicht, Mylady«, sagte Becky zweifelnd. »Sie sollten wenigstens gebügelt aus dem Haus gehen ... «
Arabella wollte diese Besorgtheit lachend abtun, als ihr der Herzog einfiel. Immer tadellos, mit blendend weißer Spitze, gestärkt und ohne Fältchen auch nach einem Ausritt, selbst in der drückenden Hitze des Gewächshauses. Nie ein Härchen, das nicht am Platz gewesen wäre. Und sie hatte gestern so schlaff und schlampig wie eine verlotterte Fetzen- puppe im Regen ausgesehen. Eigentlich kein Wunder, dass er so übertrieben vertraulich geworden war. Er hatte sie wie ein Milchmädchen mit beleidigender Zudringlichkeit behandelt. Sie gedachte, ihm bis zum Abend auszuweichen, wenn sie ihm aber unversehens in die Arme laufen sollte, wollte sie nicht wieder optisch im Nachteil sein.
Noch ein gewaltiger Nachteil, wenn man zusammen unter einem Dach wohnte, überlegte sie und schob die Decke mit einem energischen Fußtritt zurück. Sie konnte sich nicht mehr kleiden, wie sie wollte. »Na schön, Becky, dann bügle es, wenn du es für nötig hältst.« Sie zog ihr Nachthemd über den Kopf und ging an den Waschtisch.
Das Haar muss gewaschen werden, entschied sie nach einem Blick in den Spiegel hinter der Wasserkanne. »Becky, ich werde heute Nachmittag vor dem Dinner ein Bad nehmen. Würdest du dafür sorgen, dass genug heißes Waser da ist?«
Becky, die stirnrunzelnd das Bügeleisen auf den Musselin drückte, murmelte zustimmend.
»Und Zitronensaft für meine Haarwäsche«, fuhr Arabella fort und drückte den Schwamm auf ihrer Brust aus.
»Ja, Mylady. Und Lavendel und Rosenwasser für das Bad«, sagte Becky, das Kleid in die Höhe haltend, um es kritisch zu betrachten, ehe sie es sorgsam über einen Stuhl legte.
»Pefekt.« Arabella ließ ihr Hemd über den Kopf gleiten. »Werden Sie ein Mieder tragen, Mylady?« Becky hielt ihr das mit Fischbein verstärkte Korsett hin.
»In dieser Hitze?«, rief Arabella aus und stieg in einen Batistunterrock. Becky tat das Korsett wieder in den Wäscheschrank und wollte ihr Baumwollstrümpfe reichen. Auch diese wurden mit einem raschen Kopfschütteln zurückgewiesen und wanderten wieder in den Schrank. Becky griff nach dem indischen Musselin. Das Futter verlieh dem Rockteil eine gewisse Form, wenn auch nicht die schmale Taille, die ein Korsett bewirkte, und nach einem raschen Blick in den hohen Spiegel entschied Arabella, dass sie heute schon
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