Der Heiratsantrag - Almost a Bride
Piquet bleibt wohl unerfüllt?«, sagte er.
Arabella starrte ihn erstaunt an, dann lachte sie auf, doch in ihrem Lachen lag kein Humor. »Mein Lieber, Sie glauben doch nicht, ich würde mich mit dem Mann, der Anlass war, dass mein Bruder Leben und Vermögen verspielte, zu einer Kartenpartie oder zum Würfeln zusammensetzen.«
Jacks Miene verfinsterte sich, doch sein Ton blieb ganz ruhig, als er sagte: »Irren Sie sich nicht, Arabella, was Ihr Bruder tat, das tat er sehenden Auges. Er wusste, was auf dem Spiel stand ... und warum.« Letzteres kam so gedämpft, dass Arabella nicht sicher war, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Sie war jedoch sicher, dass sie Jack Fortescu keine weiteren Fragen mehr stellen wollte. Seine Augen glichen ausdruckslosen, leeren Tümpeln, während er so reglos dasaß, dass sie plötzlich auf grausige Weise an ein Gespenst erinnert wurde, an eine leere, bedrohliche Hülle, durch die man hindurchsehen konnte.
Sie wollte aufstehen, den Tisch und den Raum verlassen, doch solange er wie entrückt und mit düsterer Miene imsanften Kerzenschein dasaß, war sie nicht imstande, auch nur einen Muskel zu bewegen.
Jack sah Charlotte vor sich, wie er sie am Morgen jenes letzten Tages gesehen hatte. Er hörte sie singen. Sie hatte gern gesungen, in einem leichten Diskant, der ihn immer an Vogelgesang erinnert hatte. Dann konzentrierte sich sein Blick, er nahm Kerzengeflacker wahr, goldene Lichtflecken auf der polierten Tischfläche, rubinroten Wein im geschliffenen Glas, das er zwischen Zeigefinger und Daumen hielt. Er sah die Frau neben sich an.
Aus ihren goldenen Augen sprach eine erschrockene Frage, doch es war keine, die er beantworten konnte oder wollte.
Wie von einem Bann erlöst, schob Arabella ihren Stuhl zurück. »Ich wünsche eine gute Nacht, Sir.«
Diesmal unternahm er nicht den Versuch, sie aufzuhalten. Er erhob sich ebenfalls und begleitete sie an die Tür. Er legte eine Hand auf die Klinke, öffnete aber nicht. Mit der freien Hand führte er ihre Hand an seine Lippen und hielt ihren Blick fest, als sein Mund ihre Knöchel streifte. Jetzt war nichts mehr von dem bedrohlichen Fremden an ihm. Dann beugte er sich zu ihr und drückte seinen Mund in einem leichten, flüchtigen Kuss auf ihren Mundwinkel. Als er sich noch immer ihre Hand haltend aufrichtete, lächelte er in ihr erstauntes, unverwandt nach oben gerichtetes Gesicht. Anfängliches Erstaunen und Verwirrung machten rasch Entrüstung Platz, ihre goldenen Augen glühten.
Er kam den zornigen Worten zuvor, die sich ihr auf die Lippen drängten. »Ich finde es unglaublich, dass Sie mit Ihren achtundzwanzig Jahren noch nie geküsst wurden, Ara- bella«, sagte er mit noch immer lächelndem Blick, aus dem auch eine Frage sprach.
»Jedenfalls nie ohne meine Einwilligung«, erwiderte sie.
»Wofür halten Sie sich denn? Auch wenn Sie jetzt Herr dieses Hauses sind, gibt es Ihnen nicht das droit de seigneur. Bitte, machen Sie Platz, und lassen Sie mich gehen.«
Er lachte und drückte die Klinke, um sodann die Tür schwungvoll zu öffnen. Sie fegte seine Abschiedsverbeugung ignorierend an ihm vorüber. »Gute Nacht, Arabella«, rief er ihr leise nach. »Ich freue mich schon auf morgen.«
Sie drehte sich um, einen Fuß auf der untersten Stufe. »Merkwürdig, aber ich freue mich nicht.« Mit dieser reichlich unbefriedigenden Erwiderung marschierte sie hinauf.
Sehr zu Arabellas Verwunderung schlief sie tief und traumlos, um zur gewohnten Zeit im hellen Licht des frühen Morgens zu erwachen, als die Hunde, die fanden, es sei Zeit, den Tag zu beginnen, ihre feuchten Schnauzen gegen ihren nackten Oberarm stießen.
»Schon gut, schon gut«, murmelte sie herzhaft gähnend und setzte sich auf. Die Hunde trotteten erwartungsvoll zur Schlafzimmertür, und sie schwang sich aus dem Bett, um zu öffnen. Die Hunde würden in der Küche auftauchen, jemand würde sie hinauslassen, und Becky, die nun wusste, dass ihre Herrin erwacht war, würde heiße Schokolade und heißes Wasser bringen. Arabellas übliche Morgenroutine.
Sie stieg zurück ins Bett und dachte an die Kissen gelehnt an alle anderen vertrauten Abläufe. Die Vormittage im Gewächshaus, an den Nachmittagen Ausritte mit den Hunden, Besprechungen mit Peter Bailey an den Donnerstagvormittagen, ihre Freundinnen ... Meg ... ach, wie Meg ihr fehlen würde. Sie waren vertraut wie Schwestern, vielleicht noch vertrauter. Ihr Leben, ihre Zukunft erschienen ihr nun wie ein Laubsägepuzzle, aus
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