Der Heiratsantrag - Almost a Bride
»Nichts, danke, Sir.« Sie setzte sich neben Meg, die eine Erfrischung ebenfalls ablehnte.
Sir Mark stand mit ernster Miene vor dem leeren Kamin, die Hände im Rücken gefaltet. »Der Herzog schilderte eben die Umstände, die zum Tod deines Bruders führten, Ara- bella.«
»Ach?« Arabella hob unschuldig die Brauen. »Ich fand seine Schilderung wenig befriedigend. Man treibt einen Menschen nicht einfach in den Tod... ohne ersichtlichen Grund.«
Der Baronet runzelte die Stirn. Der Herzog griff nur zu seinem Bierhumpen und schlenderte an das hohe offene Fenster, das auf den Garten hinausblickte. Lady Barratt spielte mit ihrem Fächer. »Arabella, ich weiß, dass es für Frauen schwer begreiflich ist, aber Spielschulden werden völlig anders behandelt als andere Schulden«, sagte Sir Mark im Tonfall dessen, der eine Selbstverständlichkeit feststellt. »Ein Mann muss für seine Spielschulden aufkommen, und wenn er sie nicht begleichen kann, bleibt ihm nichts übrig als ... «
Als er innehielt, herrschte Stille im Raum. Dann sagte er deprimiert: »... als das Exil oder der Tod. Verzeih, wenn ich so offen bin, meine Liebe. Man mag von den ungeschriebenen Gesetzen der Gesellschaft halten, was man will, doch man muss sie befolgen, und das wusste dein Bruder.«
»Ja, ich verstehe vollkommen, Sir Mark. Was ich nicht begreife, ist der Umstand, dass der einzige Gläubiger meines Bruders Seine Gnaden war.« Sie vollführte eine vage Geste in Richtung des Herzogs, der sie über den Rand seines Humpens hinweg beobachtete. »Ich würde ja verstehen, wenn Frederick bei der Hälfte der Londoner Spieler und überdies noch bei Geldverleihern verschuldet gewesen wäre. Aber es sieht so aus, als hätte er nur Schulden beim Duke of St. Jules gehabt. Erscheint Ihnen das nicht etwas sonderbar?«
Jack setzte seinen Humpen wieder an und sagte frostig: »Dann lassen Sie es mich erklären, wie ich es jederzeit gern getan hätte, wenn Sie mich darum gebeten hätten.«
Arabella forderte den Herzog mit einem spöttischen Nicken auf fortzufahren, und der Baronet, dem sichtlich ein Stein vom Herzen gefallen war, setzte sich und führte sein Glas an die Lippen.
Unverändert frostig fuhr Jack fort: »Ich übernahm schon vor Monaten sämtliche Schulden Ihres Bruders – deshalb war ich sein einziger Gläubiger.«
Arabella runzelte die Stirn. »Warum sollte mein Bruder sich darauf eingelassen haben, dass Sie seine Schulden übernehmen? Oder leben Sie selbst vom Wucher, Mylord Duke? Wie viel Zinsen verlangten Sie von ihm?«
» Arabella. « Sir Mark brachte als Protest gegen diese ungeheuerliche Beleidigung nur ihren Namen heraus. Lady Barratt holte scharf Atem. Arabella ignorierte beide und sah den Herzog unbeirrt an.
Jack Fortescu zog die Schultern hoch. »Ihr Bruder wusste nicht, dass ich seine Schulden von den Geldverleihern übernahm. Er erfuhr lediglich, dass seine Schulden von einem Unbekannten beglichen worden wären. Es ist unter Geldverleihern keine unübliche Praxis, Schulden zu verkaufen. Sie gelten als Wertanlage. Ihr Bruder war bereits mit den Zinsen im Rückstand, und ich hatte kein Interesse, ihn deswegen zu bedrängen.«
»Warum sollten Sie ihm einen solchen Gefallen tun? Aus dem wenigen, das er in der Vergangenheit sagte, gewann ich den Eindruck, dass er sich nicht zu Ihren Freunden zählte.« Sie hielt seinem Blick stand, da sie wusste, dass sie diese Auseinandersetzung andernfalls verlieren würde.
»Wir waren miteinander bekannt. Wir bewegten uns in denselben Kreisen ... «
»In Spielerkreisen«, unterbrach sie ihn.
Er bejahte mit ironischem Neigen des Kopfes. »Das versteht sich. In den Klubs ist es üblich, einander auszuhelfen.« Seine Augen waren plötzlich undurchdringlich, als er von neuem jene Woge böser Erregung erlebte, die jeden Schritt von Frederick Laceys sorgfältig geplantem Ruin begleitet hatte. Jede Schuld, die Jack übernahm, war ein Baustein seiner Rache, und der Earl hatte das Schwert nicht gesehen, ehe es ihn fällte.
»Sie sorgten dafür, dass Sie am Ende die Zinsen bekamen«, hob Arabella mit zynischem Lächeln hervor.
Wieder zuckte er mit den Schultern. »Das ist die Natur des Spieles. Man setzt, verliert oder gewinnt.« Diese gelassene Bemerkung brachte Kälte in den Raum, jetzt blitzte in den Tiefen der grauen und nicht mehr undurchdringlichen Augen die Schärfe des Rapiers auf.
Sir Mark räusperte sich, und der gespannte Faden, der die zwei Duellanten verbunden hatte, riss. Der stille Raum
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