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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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noch eine Anstrengung, der vor allem ältere Damen kaum gewachsen sind. Und so erscholl an dieser Stelle jedesmal der Fahrgäste-Chor: »Anhalten! Da gibt's Eis!«, und die Busfahrer beugten sich dem Allgemeinwillen. Wie eine Staublawine ergossen sich dann die Menschen in Bobs Ice-Saloon.
    Während Harry seine Cowboylieder schmetterte und zwei Aushilfsmädchen in kurzen Röckchen bedienten, handelte Jenny mit den Busfahrern Verträge aus, in denen diese sich verpflichteten, auch dann bei Bobs Ice-Saloon zu halten, wenn kein Sperrschild mehr die Weiterfahrt blockierte. Das mit dem STOP war nämlich nur eine kurze, vorübergehende Maßnahme, die Allen Brass angekurbelt hatte. Er kannte den Einsatzleiter des Straßenbaus von Las Vegas, steckte ihm ein verschlossenes Kuvert in die Jackentasche und ließ beiläufig die Bemerkung fallen, man könne doch das Straßenstück vor Bobs Saloon für etwa acht Tage zur Baustelle erklären. Am nächsten Morgen standen die Schilder da, und schon morgens um 9 Uhr hielt der erste Bus, um Eis zu tanken. Es war ein voller Erfolg, der sich langfristig auf Bobs Geschäft auswirken sollte.
    Ideen muß man haben in Las Vegas, sonst geht man unter!
    »Bob ist eingetroffen!« sagte Allen Brass, als die Freunde zusammensaßen. »Mit einer neuen Frau!«
    »Entsetzlich!« stöhnte McDolland. »Wir müssen ihn entmündigen lassen!«
    »Wie ist das möglich?« fragte de Trajano. »Eine Mrs. Brook bekommt doch kein Visum!«
    »In Deutschland! Aber sie können ja von überall her nach New York fliegen, als Touristen: Von Paris, Zürich, Brüssel, Kopenhagen, Rom, Den Haag, London … Bob ist weniger dusselig, als wir angenommen haben. Er ist mit seiner neuen Frau – sie soll übrigens sehr hübsch und rotblond sein – in Las Vegas eingetroffen, und mir schwant, daß es jetzt Schwierigkeiten geben wird, die wir nicht mehr unter Kontrolle halten können.«
    »Vor allem droht ihm jetzt ein Verfahren wegen Betruges!« Richter de Trajano steckte sich nervös eine Zigarette an. »Wenn er mit der neuen Frau den gleichen Vertrag geschlossen hat, wird er ihn nie erfüllen können. Die neue Mrs. Brook wird einen heißen Kampf mit den Behörden führen müssen, wenn sie eine Daueraufenthaltsgenehmigung und eine Arbeitserlaubnis bekommen will. Wenn Bob als ihr Ehemann bürgt – und das muß er ja laut Vertrag –, dann ist der Fall bereits abgeschlossen! Das kann zu einer satten Klage führen …«
    »Und zu neuer Scheidung!« sagte Brass dunkel.
    »Folge: Ausweisung der geschiedenen Mrs. Brook, weil sie kein Dauervisum bekommt. Dadurch gerät aber auch Bobs Heiratsjob in die Akten, und was das bedeutet, ist gar nicht auszudenken.«
    »Wir müssen Bob ganz einfach vor sich selbst schützen!« sagte Pfarrer McDolland. »Ich schlage vor: Wir sprechen mit der unglücklichen jungen Frau, klären sie auf, verhindern einen Prozeß, indem sie freiwillig auf Schadensersatz verzichtet, erstatten die Kosten zurück – Jenny hat ja einen Haufen Dollar gespart – und behandeln Bob zunächst wie einen armen Kranken, der dringend der Ruhe bedarf. Dann muß er Jenny heiraten, und damit ist er für immer aus dem Verkehr gezogen!«
    »Bob ist ein mündiger Bürger von 35 Jahren!« warf de Trajano ein. »Wenn er nun auf diese Vorschläge nicht eingeht?«
    »Er muß!«
    »Wieso!«
    McDolland lächelte verträumt. »Ich habe einen guten Freund. Dr. Mackenzie, James Donald Mackenzie. Gynäkologe im Memorial-Hospital. Ein guter Mensch, der jeden Sonntag zwanzig Dollar Kollekte gibt. Er wird bescheinigen, daß Jenny im dritten Monat ist …«
    »Toll!« sagte Brass. »Die Kirche weiß immer einen Ausweg; das macht sie unsterblich.«
    »Bob wird es nicht glauben.« De Trajano starrte McDolland plötzlich erschrocken an. »Oder stimmt das etwa, William?«
    »Aber nein!«
    »Jenny zeigt keinerlei Anzeichen, daß sie …«
    »Im dritten Monat, Ernesto!« McDolland wiegte den Kopf. »Jenny trägt an allen Stellen, wo sie hingehören, süße Pölsterchen. Da muß man ärztlichen Bescheinigungen mehr glauben als eigener Anschauung.«
    »Und wenn nachher nichts ist!«
    »Auch Ärzte können sich irren. Außerdem gibt es – Mackenzie hat mir das erklärt – eine hysterische Schwangerschaft. Mit allen Anzeichen einer echten! Und Jenny ist doch ein hysterisches Aas, wenn's drauf ankommt – oder?! Jeder Arzt kann Bob später erklären, daß Jenny in ihrer großen, verzweifelten Liebe zu Bob sich diese Schwangerschaft suggeriert hat, um

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