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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Frage der Tempi anderer Ansicht als ich. Ich war fünf Sekunden vor dem Orchester fertig. Ich spielte Purcell aggressiv, der Dirigent wollte ihn pseudoromantisch. Purcell als Romantiker, ich bitte Sie! An diesen Gegensätzen scheiterte ich. Ich fiel durch. Schlimmer noch: mir eilte der Ruf voraus, alles besser zu wissen als die Dirigenten. Wo immer ich mich sonst noch bewarb, bei allen Sinfonie-Orchestern – überall Absagen. Da wurde ich Organist und Orgellehrer in Atlanta, Kirchenchorleiter und Beichtvater vernachlässigter Frauen. Ein verdammt schwerer Job!«
    »Zeitungswissenschaften ist mein drittes Studium.« Sandra Meyer sah dem Kellner zu, der ›Hawaii bei Nacht‹ servierte. Der Cocktail schwappte in einer halben ausgehöhlten Kokosnuß, sehr dekorativ und ausgefallen. »Vorher habe ich es mit Psychologie versucht.«
    »Aha! Deshalb!« unterbrach Bob.
    »… dann mit Ägyptologie …«
    »Du meine Güte! Sie passen überhaupt nicht zu den Mumien!«
    »… und jetzt mit Zeitungswissenschaften. Aber dabei bleibe ich auch nicht. Mich interessiert wahnsinnig Geologie.«
    »Und wie wollen Sie einmal Ihr Geld verdienen?«
    »Ich weiß noch nicht. Ich habe das große Glück, einen Vater zu besitzen, der alles bezahlt, ohne zu fragen. Wir stellen Schrauben her – von den kleinsten, die nur mit der Lupe zu sehen sind, bis zu Riesendingern an Kränen. Paps beschäftigt 1.600 Leute und sagt immer: ›Wenn anderen 'ne Schraube fehlt, tröpfelt es bei mir ins Portemonnaie.‹ Paps hat Humor.« Sie hob die halbe Kokosnuß, prostete Bob zu und nippte an dem Cocktail. »Ich bin ein bißchen exzentrisch, wissen Sie, Bob. Ich verachte Konventionen und bürgerlichen Mief. Für mich ist das Leben ein Land der Freiheit …«
    »Kunststück, wenn man von lockeren Schrauben lebt …«, sagte Bob. »Das Leben ist verflucht hart, Sandra. Ich müßte Sie mal durch die New Yorker Slums führen. Die Bronx, Bowery, Harlem … Das Leben kann hundsgemein sein!«
    »Tun Sie es, Bob. Führen Sie mich herum.« Sie lehnte sich wieder mit ihrem aggressiven Pullover zurück. »Lassen wir die Geologie sausen! Ich habe Vertrauen zu Ihnen.«
    »Nach fünfundzwanzig Minuten?!«
    »Ich irre mich selten. Wissen Sie, ich treffe schnelle Entscheidungen. Ich bin ein Sekundenmensch. Ganz nüchterne Frage: Was könnte ich in Amerika tun?«
    »Die Fotografen der Männer-Magazine würden sich um Sie reißen. Playboy, Penthouse … Ganz Amerika würde von Ihnen schwärmen. Dann kommen die Filmbosse, die TV-Götter, die professionellen Mädchenfresser mit Millionenvermögen, die Politiker, die Industriemagnaten … Sandra, Sie könnten Amerika im Handumdrehen erobern.«
    »Nur aus der Horizontalen heraus?«
    »Nur! Etwas anderes erwartet man von Ihnen gar nicht.«
    »Und das trauen Sie mir zu?«
    »Nein. Es wäre für mich die größte Enttäuschung.«
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Nach sechsunddreißig Minuten?«
    Sie lachten gemeinsam, reichten sich die Hand und hielten sich eine Weile fest. Es war, als hätte man so schon seit langer Zeit zusammengesessen, nicht heute, sondern immer schon.
    »Was also könnte ich tun?« fragte Sandra, nachdem sie sich wieder losgelassen hatten.
    »Ich besitze einen Ice-Saloon –«, sagte Bob.
    »Toll! Ich könnte also lernen, wie man Eis macht! Wo liegt das Geschäft?«
    Bob sah sie traurig an. »In – Las Vegas …«
    »Das ist doch ein Witz!« Sandras blaue Augen verrieten leichte Irritation. Es war gewiß schwer, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber diese Antwort überrumpelte sie doch.
    »Sie hatten keinen Onkel Steve …«
    »Nein!«
    »Aber ich. Dieser Sadist vererbte mir seinen Ice-Saloon samt Inventar. Dazu gehörte auch Jenny …«
    »Superblond! Superbusen! Supergang! Superhintern! Superbeine! Supersex!«
    »Das ist Jennys Steckbrief. Stimmt!«
    »Las Vegas in Reinkultur!«
    »Man kann es so nennen.«
    »Jetzt reizt mich die ganze Sache noch mehr«, sagte Sandra und trank mit einem wahren Männerschluck die halbe Kokosnuß mit Cocktail leer. »Ich habe da auch so ein Problem. Friedhelm heißt es.«
    »Ein Germane?« fragte Bob vorsichtig. »Oder ein Mops? Oder ein Pferd? Vielleicht auch eine Schildkröte?«
    »Spinnen Sie, Bob?!« fragte Sandra entgeistert.
    »Ich hatte schon einmal einen Mops, namens General Wellington; war der Liebling meiner ersten Frau! Warum soll Friedhelm keine Schildkröte sein?«
    »Er ist Assistenzarzt im Klinikum rechts der Isar und Landesmeister im

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