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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht, dass Farkas in der Hinsicht unbesonnener war als er selbst.
    Aber es ergab sich keine Gelegenheit, dem weiter nachzugehen. Jolanda, die dem ganzen Geplänkel schweigend zugehört hatte, klopfte Enron auf den Arm. »Der Kellner winkt dir, Marty. Ich glaube, da ist ein Anruf für dich.«
    »Das kann warten.«
    »Und wenn es unser Freund Dudley ist? Du wartest doch so ungeduldig auf Nachricht von dem.«
    »Recht hast du«, gab Enron widerwillig zu. »Schön. Wenn du mich entschuldigst, Victor. Bin gleich wieder da.«
    Er nahm den Ruf in der abgeschirmten Kabine hinten im Restaurant entgegen. Aber das Gesicht, das auf dem Visor auftauchte, war nicht die massige brutale Visage Mike Davidovs, sondern er blickte wieder in das weichere plumpe Gesicht von Kluge, seinem Kurier. Er wirkte aufgeregt.
    »Also?«
    »Er ist weg! Dein Typ aus Los Angeles.«
    »Du meinst Dudley Reynolds? Wohin?«
    »Zurück auf die Erde.« Kluges Stimme klang rau vor Beschämung. »Er hat uns reingelegt. Er war nie in dem Hotel in Santiago. Die haben sich dort eingetragen, dann verschwanden sie sofort und fuhren direkt zum Terminal und stiegen unter vier ganz neuen Namen ins Shuttle zur Erde. Die Schweine müssen einen Koffer voll mit Pässen haben.«
    »Mohammeds Mamma!«, sagte Enron. »Kommen an und verschwinden. Einfach so.«
    »Sehr schlüpfrige Leute.«
    »Ja. Sehr schlüpfrig.« Enrons Achtung vor Davidov war um einige Grad gestiegen. Der Mann konnte kein gewöhnlicher freibeuternder Gangster sein, wenn es ihm gelang, sich so geschickt hier herein- und hinauszutänzeln und dabei ein so cleveres Bürschchen wie Kluge abzuhängen – seine Geschäfte für seinen kleinen Aufstand hier vorläufig abzuschließen und dann direkt unter Kluges Nase zu verduften.
    Enron überlegte, ob Davidov sich mit Farkas getroffen haben könnte. Aber er sah nicht, wie er das rasch aus Farkas herausholen sollte, ohne diesem Informationen preiszugeben, zu denen er noch nicht bereit war. Vielleicht gab es ja andere Möglichkeiten.
    »Soll ich jetzt noch was anderes für dich erledigen?«, fragte Kluge.
    »Momentan nicht, nein. Ach doch, etwas: Könntest du die Bewegung von Davidov in Valparaiso etwas detaillierter nachzeichnen. Bisher weiß ich nur, dass er kurz in dem Hotel war, dann vermutlich unter anderem Namen in ein weiteres Hotel umzog und jetzt auf dem Rückflug zur Erde ist. Kannst du feststellen, wie lange er hier war und mit wem er sich getroffen hat? Ganz besonders will ich wissen, ob er mit dem Augenlosen Kontakt aufgenommen hat. Farkas, du weißt.«
    »Ich mach mich gleich dran«, versprach Kluge. »Ich kann versuchen, seine Spur von heute nach rückwärts aufzurollen.«
    »Gut, gut. Ja, setz dich gleich dahinter.«
    Enron brannte vor Ärger und Enttäuschung, als er an den Tisch zurückkehrte. Den ganzen weiten Weg hier herauf für nichts gemacht zu haben – nun, nicht gerade gar nichts, zumindest hatte er Farkas getroffen und durch ihn die Verbindung zwischen Kyocera und dem Aufstand gegen den Generalissimo hergestellt. Aber das war bisher allerdings alles noch bloße Annahme. Und jetzt, vorausgesetzt, er wollte das alles überhaupt weiter verfolgen, würde er Davidov in Los Angeles aufspüren müssen. Verdammt. Verdammt!
    Er brauchte seine ganze beträchtliche Selbstdisziplin, um sich in Zaum zu halten. Aus ihrer Körpersprache entnahm er, dass zwischen Jolanda und Farkas während seiner Abwesenheit wieder ein leichter Flirt stattgefunden haben musste, und er war erneut von Wut erfüllt.
    Farkas, der sich Jolanda in offenkundig zärtlicher Weise zugeneigt hatte, richtete sich geschmeidig und rasch wieder gerade auf, während Enron noch zwanzig Schritte von dem Tisch entfernt war. Interessant, dachte Enron, Augen im Hinterkopf. Jolanda hatte aus Farkas' hastigem Zurückziehen das Signal empfangen, dass Enron wieder herankam, und auch sie hatte sich hastig gerade hingesetzt, doch es gelang ihr nicht, ihr Aussehen schnell zu reparieren; ihr Gesicht war gerötet, die Augen flammten. Aus jeder ihrer Poren strömte der Duft ihrer erregten sexuellen Hitzigkeit. Das irritierte ihn, erregte bei ihm jedoch die Lust des Rivalen. Soll Farkas sich doch mit ihr vergnügen, wenn ich es nicht sehe, dachte er. Aber er wird sie nie wieder anfassen. Aber ich, ich werde es ihr besorgen, wie sie's noch nie gekriegt hat, sobald wir wieder im Hotel sind.
    »Du siehst ärgerlich aus«, sagte Jolanda. »Schlechte Nachrichten?«
    »Gewissermaßen. Von Dudley. Sein

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