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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Vater ist sehr krank, und er fliegt sofort zur Erde zurück. Es wird also nichts aus unserm Lunch morgen mit ihm.«
    »Das ist echt schlimm.«
    »Ja, genau. So ein lieber Kerl – er tut mir sehr leid. Wir müssen ihn gleich anrufen, sobald wir wieder auf der Erde sind, ja?«
    »Unbedingt«, sagte Jolanda.
    Kaum hatte Enron sich gesetzt, als Farkas lächelnd aufstand. »Entschuldigt mich, bitte. Ich bin gleich wieder da.«
    Enron sah ihm nach. Er überlegte, ob Farkas vielleicht die geheime Bedeutung seiner Bemerkung entziffert hatte und jetzt selbst ein paar Telefonate führen wollte. Doch nein, der Augenlose ging bloß zur Toilette.
    Zu Jolanda sagte Enron: »Der steckt bis zum Hals in der Geschichte. Da bin ich mir sicher. Er ist hier, um für Kyocera als treibende Kraft hinter den Kulissen bei der Operation deiner Freunde die Dinge zu arrangieren. Daran kann es keinen Zweifel geben.«
    »Er denkt, dass du hier bist, um genau das für Israel zu tun«, entgegnete Jolanda.
    Was für eine aberwitzige Vorstellung! Enron riss die Augen weit auf. Die Frau war außergewöhnlich. Ihre Gedanken schwirrten andauernd mit kolibrihafter Schnelligkeit in die unerwartetsten Richtungen.
    Aber dann kam ihm der beunruhigende Gedanke, dass sie möglicherweise sogar recht haben könnte.
    »Sagte er dir das, als ich am Telefon war?«, fragte er beklommen.
    »Nein. Natürlich nicht. Aber ich konnte sehen, wie er das dachte. Er ist genauso davon überzeugt, dass Israel insgeheim hinter der Sache steckt, wie du, dass es Kyocera ist.«
    Er verspürte unendliche Erleichterung. Es war wieder einmal nichts weiter als ihre üblichen wirrköpfigen Spekulationen.
    »Nun, da irrt er sich«, sagte Enron.
    »Und wenn ihr euch alle beide irrt? Wenn es überhaupt keinen geheimen Finanzier gibt?«
    »Du hast keine Ahnung von sowas.« Jetzt ärgerte Enron sich über ihre letzte Bemerkung.
    »Stimmt«, sagte Jolanda. »Ich bin eine dumme Kuh, weiter nichts. Du bewunderst an mir bloß meine Titten.«
    »Jolanda, bitte!«
    »Ich habe sehr schöne Titten, da geb ich dir recht. Das haben mir viele Männer gesagt, und es fällt mir nicht im Traum ein, ihnen zu widersprechen. Aber es steckt mehr in mir, glaub mir, Marty. Und wenn du Glück hast, findest du's vielleicht raus.«
    »Du missverstehst mich. Ich habe den allergrößten Respekt vor …«
    »Ja. Ich bin sicher, das hast du.«
    Jolanda blickte an seiner Schulter vorbei. Farkas war zurück und ragte nun über ihm auf.
    »Und jetzt zum Dinner«, sagte er herzlich, während er sich setzte. »Wie gesagt, ich habe hier schon oft gespeist. Wenn ihr gestattet, kann ich euch ein, zwei Spezialitäten empfehlen.«

Kapitel 20
     
    Es regnete wie aus Kübeln, als die Tonopah Maru mit dem Eisberg im Schlepp in die Bucht von San Francisco einlief. Wie passend, dachte Carpenter, dass der erste Regen seit Gott weiß wie vielen Monaten genau an dem Tag so verrückt und übermäßig über San Francisco niedergehen muss, an dem er mit seinem Trawler einen gewaltigen Wasservorrat heranschleppte.
    Die gesamte zweite Hälfte der Fahrt verlief in grausamer Wolkenlosigkeit, nirgends eine Spur der sonst fast allgegenwärtigen Wasserdunstmassen, die sich ballen und in allen Erdregionen fast die ganze Zeit den Himmel bleichen. Auch dies war eine Auswirkung des Treibhauseffekts, diese Zunahme von Wasserdunst in der Atmosphäre, wodurch der relativ geringe ursprüngliche Erwärmungsimpuls, den das CO 2 und andere Treibhausgase hervorrufen, multipliziert wurde. Doch aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen war der Himmel über der Tonopah Maru draußen auf See Tag um Tag makellos gewesen, und die Sonne hatte mit ungehemmter Wut auf den Eisberg niedergebrannt. Und dieser hatte unter dem täglichen solaren Trommelfeuer ein Gutteil seiner Masse verloren.
    Aber es war noch reichlich Wasser für San Francisco übrig. Und da waren sie nun, am Ende ihrer Fahrt, und tuckerten mit etwa siebzehn-, achtzehnhundert Kilotonnen antarktischem Eis im Schlepp unter der ehrwürdigen Golden Gate Bridge hindurch in einen dunklen stürmischen Nachmittag voll unablässiger Sturzbäche, die mit wahnsinniger Wut auf die Stadt an der Bucht niederstürzten.
    »Mann, schau dir das an!«, sagte Hitchcock, der neben Carpenter in den Wassergüssen stand. »Echter verdammter Regen!«
    »Wundervoll«, knurrte Carpenter. »Großartig.«
    Das war es natürlich nicht wirklich. Der Regen ließ in den Straßen Wolken von Umweltgiften aufsteigen, wirbelte die seit

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