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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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…«
    »… der sterblich und verletzbar ist«, warf Farkas ein. »Doch, ich glaube, es wäre durchführbar. Und ich bin auch sicher, dass es Leute gibt, die mit dem Gedanken spielen.«
    Also!
    Enron nickte eifrig. »Das glaube ich auch. Bestimmt. Tatsächlich habe ich sogar schon Gerüchte über so etwas gehört. Ziemlich glaubwürdige.«
    »Ach wirklich?« Noch immer nicht mehr als freundliches Interesse. Doch auch diesmal wieder das verräterische leichte Zucken im Gesicht.
    »Doch, tatsächlich.« Zeit, ein paar Karten auf den Tisch zu legen. »Eine nordamerikanische Gruppe. Aus Kalifornien, glaube ich.«
    Und nun kam eine deutlichere Reaktion, ein deutlicheres Zucken, und die geisterhafte Stirn zog sich in Falten. Er beugte den Kopf unmerklich Enron zu. Er schien jetzt begriffen zu haben, dass sie verhandelten.
    »Wie interessant«, sagte Farkas dann. »Weißt du, auch ich habe so ähnliche Geschichten gehört.«
    »Wirklich?«
    »Auch bloß Gerüchte, natürlich. Eine geplante Übernahme des Satelliten, organisiert von … – ja, es hieß aus Kalifornien.« Farkas schien in einer trüben undeutlichen Erinnerung nach etwas zu suchen, das er gehört hatte, das aber für ihn weiter nicht von Bedeutung war.
    »Es geht also rum.«
    »Na, wie solche Gerüchte eben immer.«
    »Könnte dahinter einer von den Großmultis stecken, was meinst du?«, fragte Enron.
    »Hinter dem Gerücht – oder hinter dem Putsch?«
    »Hinter einem von beidem oder beidem, vermutlich.«
    Farkas zuckte die Achseln. Er versuchte immer noch den Eindruck zu erwecken als sei das ganze Gespräch rein hypothetisch, dachte Enron. »Könnte ich unmöglich sagen. Sie würden Unterstützung brauchen, diese Verschwörer, nicht?«
    »Natürlich. Ein Staatsstreich ist ein kostspieliges Vergnügen.«
    »So etwas könnte wirklich nur eine von den Mega-Corporations durchziehen, genau«, sagte Farkas. »Oder eins der reicheren Länder. Zum Beispiel deines.« Plötzlich war da ein wenig mehr Betonung; die Stimme war dunkler, sozusagen ein kleiner akustischer Rippenstoß.
    Enron kicherte. »Ja, ich nehme an, wir könnten das Geld für sowas aufbringen. Wenn wir dafür Gründe hätten, meine ich.«
    »Habt ihr keine?«
    »Eigentlich nicht. Nicht mehr jedenfalls als Kyocera-Merck, möchte ich sagen, oder Samurai. Sicher, hier leben Leute im Asyl, die wegen schwerer Verbrechen gegen den Staat Israel gesucht werden. Ausländische Spione, ein paar von unseren eigenen besonders korrupten Staatsdienern und so. Aber es gibt hier auch massenhaft pensionierte Experten der Industriespionage, Veruntreuer fremder Gelder, Verhökerer von geheimen Firmengeheimnissen – Leute, die sich auf Kosten dieser oder jener Megafirma ungeheure Gewinne ergaunert haben und deren Rückführung auf die Erde, um sie vor Gericht zu stellen, ganz im Sinn dieser Gesellschaften wäre. Ich könnte mir fast schon ein Joint Venture vorstellen, das die starten, um die Flüchtigen von hier wegzuholen: Sagen wir mal, ein Großmulti und ein reiches Prosperitätsland finanzieren die Sache auf Fifty-Fifty-Basis. Aber das ist natürlich alles bloß so daherphantasiert, nicht?« Enron schnippte die Vorstellung mit den Fingerspitzen fort. »Es wird hier keine Staatstreiche geben. Das ist ein bezaubernder Kleinplanet, und kein Mensch auf der Erde würde dem was Böses antun wollen. Außerdem habe ich gehört, dass Generalissimo Callaghan über eine recht effiziente Geheimpolizei verfügt. Man hat mir gesagt, dass hier jeder überwacht wird.«
    »Sehr genau, ja«, sagte Farkas. »Es dürfte sehr schwer sein, hier irgendeinen Aufstand in Gang zu setzen, es sei denn vielleicht einen, der von innen kommt – an dem die Hofadministration selbst beteiligt wäre.«
    Enron zog eine Braue hoch.
    Warf Farkas ihm da einen Hinweis hin? Waren die Übernahmepläne bei Kyocera bereits weit über die Absichten dieses Mr. Davidov und seiner Mitverschwörer hinausgediehen? Nein, dachte Enron, nein. Jetzt spielt Farkas nur rein spekulativ Möglichkeiten durch. Denn wenn tatsächlich eine Verschwörung unter den engsten Mitarbeitern des Generalissimo im Gange sein sollte und Farkas daran beteiligt war, würde er es niemals riskieren, darüber in einem öffentlichen Lokal zu reden, und bestimmt nicht mit einem israelischen Agenten, ja nicht einmal mit jemand, der ihm sehr vertraut war. Er würde versuchen, das Geheimnis sogar vor sich selbst zu verbergen. Das jedenfalls hätte Enron in diesem Fall getan, und er glaubte

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