Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)
umfing, presste sie an sich und hob sie sogar ein Stück in die Höhe.
Dann packte er Enrons Hand mit einem Griff, der seine Mannesstärke prüfen sollte. Enron wusste, wie dem zu begegnen war. Er ließ seine Finger schlaff werden, während Davidov ihm die Knochen zerquetschte, dann erwiderte er den Griff mit gleicher Stärke. Man musste kein Riese sein, um einen entsprechenden Händedruck zu bewerkstelligen.
Davidov stellte den Mann mit der Brille vor. Avery Jones, sagte er. Der Manager der Farm. Mit weit ausholender Geste beschrieb er die Größe der Farm, schwang seinen Keulenarm von einer Seite zur anderen. Gewiss, in Valparaiso Nuevo waren das keine gewaltigen Entfernungen. »Ist das nicht sagenhaft? Hier steckst du bis zum Hintern in Kaninchen. Und sie haben tausend Arten, die Biester zuzubereiten.« Die starren Slawenaugen richteten sich scharf auf Enron. »Komm mit rein und lass uns reden. Aus Israel bist du? Ich kannte mal eine Frau von da, aus Beersheba. Aviva hieß sie. Die konnte dich ganz schön fertigmachen, Mann, aber sie war auch höllisch gescheit. Aviva aus Beersheba. Wo in Israel kommst du her, Marty?«
»Aus Haifa.«
»Und du schreibst für eine Zeitschrift?«
»Gehen wir doch rein«, sagte Enron.
Der Kaninchenzucht-Manager entfernte sich taktvoll. Im Haus lehnte Enron das angebotene Bier ab und sagte rasch: »Könnten wir auf das gesellschaftliche Vorspiel verzichten? Ich bin ein offizieller Vertreter des Staates Israel und habe einen recht hohen Rang. Ich habe Kenntnis von dem Plan, den du ausführen willst.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Meine Regierung bringt diesem Plan großes Interesse entgegen.«
Davidov wartete.
Enron sprach weiter: »Wir sind effektiv bereit, diese Aktivitäten finanziell zu unterstützen. Mit einer beträchtlichen Finanzinvestition, möchte ich hinzufügen. Soll ich weitersprechen, oder interessiert es dich nicht, noch einen weiteren externen Investor hinzuzuziehen?«
»Einen weiteren Investor?«, fragte Davidov. »Wer soll denn der erste sein?«
Enron warf Jolanda einen beunruhigten Blick zu. Jolanda schien zu lächeln.
»Mir ist bekannt«, sagte er sehr langsam und bestimmt, »dass die Kyocera Merck Corporation bereits einen beachtlichen Beitrag zu dieser Operation geleistet hat.«
»Das ist dir bekannt? Mir nicht.«
Ein wenig aus der Fassung gebracht sagte Enron: »Ich habe darüber mit einem hochrangigen Vertreter von Kyocera Merck gesprochen, der mir versicherte …«
»Ja. Ich habe euch beide gesehen. Wenn er dir was von irgendwelchen Absprachen zwischen seiner Firma und uns gesagt hat, dann lügt er.«
»Ach, wirklich?«, sagte Enron. Es war ziemlich verwirrend. Er atmete tief durch und schaukelte sacht auf den Fußballen, um die Fassung wiederzugewinnen. »Also gibt es keine Kyocera Merck Connexion mit …?«
»Keine. Zero. Nix! Kyocera ist nicht drin. War's nie.«
»Aha«, sagte Enron. Jolanda grinste jetzt unübersehbar von einem Ohr zum anderen.
Aber er war der Situation gewachsen. Im ersten Moment der Verblüfftheit war ihm bruchstückhaft sein Gespräch mit Farkas am Morgen in den Sinn geschossen, und einen Augenblick lang war ihm, als treibe er schwimmend auf eine Stromschnelle zu, doch es gelang ihm rasch, aus dem Chaos Ordnung zu schaffen.
Er begriff, dass er die falschen Schlüsse gezogen hatte. Aber das hatte Farkas ebenfalls getan.
Sie hatten sich am Morgen gegenseitig unabsichtlich ausgetrickst. Der Ungar hatte Enron ganz und gar nicht ein Stück von dem Geschäft angeboten. Aus irgendeinem Grund glaubte Farkas offenbar, dass Israel bereits den Deal kontrolliere, und versuchte nur, für Kyocera Merck einen Brocken dabei herauszuholen. Auf einmal stand alles auf dem Kopf. Aber dies bot gewisse Möglichkeiten, dachte er.
Ruhig sagte er: »Dann sag mir doch eins. Bist du überhaupt an einer Finanzierung von außen interessiert?«
»Aber ganz stark.«
»Gut. Ich bin in der Lage, sie dir zu bieten.«
»Israelisches Geld?«
»Die Hälfte. Die andere von Kyocera Merck.«
»Du kannst Kyocera da mit reinbringen?«, fragte Davidov.
Es war, als stünde er vor einer tiefen Schlucht. Und Enron sprang unbekümmert hinüber.
»Absolut«, sagte er.
»Setz dich«, sagte Davidov. »Trinken wir ein Bier und reden wir etwas ausführlicher darüber. Und dann werden wir vielleicht auf die Erde zurück und dort weiter verhandeln müssen.«
Kapitel 22
Der Regen hörte auf, als Carpenter etwa fünfzig Meilen von San Francisco nach
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