Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)
um Kyocera einen Gefallen zu tun, und sie entdeckt eine Möglichkeit, wie sie sie ihm wiedergeben kann. Also veranstaltet sie dieses kleine Dinner, bei dem du ihm zufällig begegnest, ihn freundlicherweise ins Vertrauen ziehst und in unsere Projektplanung einbaust. Könnte es sein, dass sie dich genau dahin manövriert hat, damit ihr lieber Carpenter dich und mich und Davidov verkaufen kann – die ebenfalls Jolandas Bettgenossen waren, aber was spielt das schon für eine Rolle? – an die Guardia Civil, damit er sich so seine Karriere bei Samurai wieder aufbauen kann?«
»Du beschreibst sie, als wäre sie eine Teufelin«, sagte Farkas.
»Vielleicht ist sie ein Weibsdämon«, sagte Enron. »Oder vielleicht liebt sie diesen Carpenter, und wir anderen sind weiter nichts als Spielfiguren für sie.«
Farkas erwog das eine Weile bei sich.
Er fühlte sich tief verunsichert. Enron schien da zu einem ganzen Bündel von Schlussfolgerungen zu springen. Doch je länger er über die ganze Affäre nachdachte, desto deutlicher erkannte er, dass er durchaus von Carpenters Freunden dahingehend manipuliert worden sein könnte, etwas für den in Ungnade gefallenen Mann von Samurai zu unternehmen. Was für einen Grund gab es für ihn, Carpenter überhaupt in die Geschichte einzubeziehen, wenn nicht den, bei Jolanda Punkte zu gewinnen? Sie hatte ihn doch geradezu gedrängt, etwas zu tun, damit Carpenter wieder auf die Beine kam. Schön, und in einem wilden unkontrollierten Augenblick von Spontaneität hatte er sich auf dieser Party bei Jolanda hinreißen lassen; und damit hatte er sie alle – sich selbst, Davidov, Enron, sogar die Firma als solche – unnötigerweise auf sträflich erschreckende Weise verletzbar gemacht.
War es wirklich möglich, überlegte er, dass er sich in seiner schuljungenhaften Verliebtheit in die üppigen seidigen Schenkel und prachtvollen Brüste dieser Frau aus Kalifornien zu einer dermaßen katastrophalen Torheit hatte verrennen können?
»Ich glaube, ich muss mal mit Jolanda sprechen«, sagte er zu Enron.
Jolanda und Carpenter saßen in der Bar: an einem Tisch, einander gegenüber; es sah keineswegs kompromittierend aus. Als Enron und Farkas herankamen, entschuldigte sich Carpenter und verschwand in Richtung Toiletten.
»Keine schlechte Idee«, sagte Enron. »Lässt du mir einen Scotch-Soda kommen, Jolanda?«
Während Enron hinter Carpenter herging, setzte sich Farkas neben Jolanda. Mit gedämpfter Stimme, als könnte Enron ihn sogar noch durch die halbe Bar hindurch hören, bat er: »Bleibst du heute Nacht bei mir?«
»Es geht nicht. Das weißt du doch. Marty wäre wütend.«
»Bist du mit ihm verheiratet?«
»Wir reisen zusammen. Wir haben hier ein gemeinsames Hotelzimmer. Da kann ich doch nicht so einfach mit dir weggehen.«
»Aber du möchtest es«, sagte er. »Ich spür doch die Hitze, die von dir ausgeht.«
»Natürlich möchte ich gern. Aber ich kann nicht, wenn Marty da ist. Schon gar nicht heute Abend. Er ist grässlich nervös, weil irgendwas schiefgehen könnte.«
»Also, das bin ich auch«, sagte Farkas. Es ärgerte ihn, dass sie ihn zurückwies; und es bedeutete, dass er das, was er wissen musste, in den paar Momenten herausfinden musste, die ihm blieben, bis Enron und Carpenter an den Tisch zurückkehrten. Er hoffte, Carpenter würde sich Zeit lassen, oder Enron würde sich etwas einfallen lassen, ihn aufzuhalten. »Was mich aber beunruhigt, das ist dein Freund Carpenter«, sagte er.
»Paul? Aber wieso denn?«
»Was weißt du über ihn? Und wie vertrauenswürdig ist der Mann wirklich?«
Er sah den Wechsel in Jolandas Körperausstrahlung: sie wurde nun vorsichtig, strahlte weiter oben im Spektrum ein zitteriges ultraviolettes Signal aus. Sie sagte: »Ich verstehe dich nicht. Wenn du kein Vertrauen zu ihm hast, wieso hast du ihn dann in die Sache hereingenommen?«
»Du hattest mich darum gebeten.« Ihre Spektralstrahlung stieg weiter an.
»Ich habe nur angedeutet, dass du vielleicht bei Kyocera für ihn eine Möglichkeit siehst«, sagte Jolanda. »Ich habe nicht erwartet, dass du ihn zu dieser Sache einladen wirst.«
»Aha. Ich verstehe.« Und Carpenter kam noch immer nicht zurück. »Meinst du, es ist riskant, dass er hier bei uns mitmacht?«
»Selbstverständlich nicht. Warum bist du ihm gegenüber auf einmal so misstrauisch?«
»Nerven, nehme ich an. Auch ich habe Nerven.«
»Das hätte ich nie vermutet.«
»Es ist aber so. Aber sag mir eins, Jolanda. Wie gut
Weitere Kostenlose Bücher