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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Namen er hier lebt.«
    »Das haben wir. Aber wir haben nichts herausbekommen.«
    »Dann befragt ihn doch mit mehr Nachdruck.«
    »Wir haben auch das versucht, zu nachdrücklich«, sagte Farkas. »Und jetzt ist diese Information nicht mehr erhältlich. Jedenfalls nicht von ihm.«
     
    Juanito überprüfte seine neunzehn Chinesen trotzdem, nur um sicher zu sein. Es kostete nicht viel, auch kaum Zeit, und die Chance bestand ja immerhin, dass Dr. Wu seine Einwanderungspapiere irgendwie manipuliert haben konnte. Aber seine Nachforschungen verliefen im Sand.
    Sechs der fraglichen Personen entdeckte Juanito auf Anhieb in einem Club in der Siedlung Havana de Cuba in der Speiche E, wo sie über irgendeinem chinesischen Spiel saßen, und sie ließen sich nicht stören und glucksten kichernd und schoben weiter ihre Porzellanscheibchen hin und her, während er dabei stand und kiebitzte. Sie verhielten sich einfach nicht wie sanctuarios. Flüchtlinge wiesen fast stets irgendeine Macke auf, hatten eine kaum verdeckte Wachsamkeit an sich. Nicht alle Bewohner von Valparaiso Nuevo lebten hier, um sich zu verstecken; die meisten waren auf der Flucht vor Strafverfolgung, ja; aber nicht alle. Diese Leute hier sahen einfach aus wie eine Gruppe wohlhabender chinesischer Händler, die um einen Tisch saßen und sich vergnügten. Juanito hielt sich lange genug bei ihnen auf, um zu erkennen, dass sie alle kleiner waren als er selbst, und das bedeutete, dass sie entweder nicht Dr. Wu sein konnten, der für einen Chinesen groß war, oder dass der Doktor bereit gewesen war, sich zum Zweck einer besseren Camouflage die Beine um fünfzehn Zentimeter verkürzen lassen. Das war zwar möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich.
    Die übrigen dreizehn Chinesen waren alle zu jung, zu überzeugend weiblich oder dies oder jenes. Juanito strich sie alle von seiner Liste. Er hatte von Beginn an nicht geglaubt, dass Wu noch immer ein Chinese sein werde.
    Er suchte weiter. Eine Spur verlor sich, eine zweite und eine dritte. Er wurde allmählich nachdenklich. Dr. Wu musste irgendwie davon gehört haben, dass ein augenloser Mann nach ihm suchte, und war noch weiter in den Untergrund abgetaucht oder hatte Valparaiso ganz verlassen. Juanito bezahlte einen Freund im zentralen Spaceport, auf eventuell passende Abflüge zu achten. Aber das brachte auch nichts. Dann erinnerte ihn jemand daran, dass in und um die Siedlung El Mirador im Arm D eine Kolonie von uralten hartgesottenen Altasylanten existierte, Typen, die von einer durchwachsenen Abneigung gegen Störungen jeglicher Art beseelt waren. Juanito begab sich dorthin. Da bekannt war, dass er selbst der Sohn eines ermordeten Flüchtigen war, trat ihm niemand zu nahe: Schließlich würde so einer ja bestimmt jemand anderen jagen, oder?
    Sein Besuch zeitigte keine direkt brauchbaren Ergebnisse. Er durfte es nicht riskieren, Fragen zu stellen, und ihm fiel nichts auf, was ihn irgendwie hätte weiterbringen können. Trotzdem verließ er El Mirador mit dem starken Gefühl, dass hier seine Antwort zu finden sei.
    »Bring mich hin«, forderte Farkas.
    »Das kann ich nicht machen. Es ist ein mieses Dorf. Fremde sind nicht erwünscht. Und du würdest auffallen wie ein Dinosaurier.«
    »Bring mich hin!«, wiederholte Farkas.
    »Wenn Wu dort ist und dich auch nur flüchtig sieht, dann weiß er sofort, dass 'ne Fahndung nach ihm raus ist, und er verduftet so schnell, dass es keiner glaubt.«
    »Bring mich nach El Mirador!«, sagte Farkas. »Ich bezahle dich für Serviceleistung, und du bringst sie, ja? War das nicht die Abmachung?«
    »Das ist korrekt«, sagte Juanito. »Also gehen wir eben nach El Mirador.«

Kapitel 4
     
    Es war zehn Uhr morgens, und Nick Rhodes wunderte sich noch immer über das Wetter. In Anbetracht der Jahreszeit und der zu erwartenden atmosphärischen Bedingungen war der Tag rätselhaft, ja wunderbarerweise klar und hell: die photochemische Intensität ganz niedrig, beim Nebel war es ebenso, und Stückchen blauen – also, jedenfalls beinahe blauen – Himmels lugten durch die unvermeidlichen kräftig gefärbten Schichten der Treibhausbrühe und den dahinter liegenden gewohnten unheilvollen weißen Hintergrund. Rhodes hatte als Junge in Geschichtenbüchern von blauen Himmeln gelesen, aber im Verlauf der letzten etwa dreißig Jahre bot sich ihm wenig Gelegenheit, sie wirklich zu Gesicht zu bekommen. Doch heute war die Luft aus irgendwelchen Gründen sauber. Also, jedenfalls relativ sauber. Von seinem

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