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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Guerrilleros, sozusagen. Und die planen, sich dort einzuschleichen und die Kontrolle zu übernehmen. Sie wollen den ganzen Laden übernehmen, die Kriminellen festnehmen und gegen Kopfgeld ausliefern. Wenn sie die alle verkaufen, bringt das ein Riesenvermögen ein. Und dann wollen sie dort leben wie die Könige und Königinnen. Frische Luft, sauberes Wasser, ein ganz neues Leben.« Ihr Blick wirkte seltsam starr und fiebernd, glasiger noch als der gewöhnliche drogenglänzende Ausdruck. Es war, als starrte sie an ihm vorbei oder durch ihn hindurch in eine schimmernde Welt der erfüllten Wunschträume. »Mein Freund fragte, ob ich mich ihnen anschließen möchte. Wir wären Milliardäre. Ein ganze kleiner Planet würde uns gehören. Und es soll schön sein, da droben in den L-5-Welten.«
    Enron war auf einmal wieder völlig nüchtern.
    »Und wann soll das alles stattfinden?«, fragte er.
    »Ach, schon sehr bald. Ich glaube, sie haben gesagt, sie würden …« Jolanda drückte die Hand auf den Mund. »Guter Gott, schau, was ich da angestellt habe! Ich hätte dir kein Wort von dem Ganzen sagen dürfen.«
    »Aber nein, es interessiert mich sehr, Jolanda.«
    »Hör zu, Marty, es ist gar nicht wahr, kein Wort davon! Es ist bloß eine Story, eine Idee für einen Film, mit der sie herumspielen, es hat keinen realen Hintergrund, überhaupt keinen! Du darfst das nicht ernst nehmen. Es ist alles erfunden!« Sie starrte ihn voll Entsetzen an. Langsam und düster sagte sie dann: »Du hättest mich nicht so viel Wein trinken lassen dürfen. Bitte vergiss alles, was ich dir gerade gesagt habe, über Valparaiso Nuevo. Alles! Ich könnte große Schwierigkeiten bekommen, wenn … wenn …« Sie begann zu weinen, mit heftigen abgehackten Schluchzern, die ihren ganzen Körper schüttelten. Seine Hand steckte noch immer zwischen ihren Schenkeln, und er fürchtete, dass sie ihm mit ihren konvulsivischen Bewegungen das Gelenk verstauchen könnte.
    »Scht. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Jolanda. Ich sage kein Wort darüber, zu niemand.«
    Hoffnung glomm in ihren Augen auf, aber sie wirkte noch immer schreckerfüllt.
    »Schwörst du es? Die würden mich umbringen!«
    »Ein geschickter Spion beschützt seine Informationsquellen, Liebes. Ich bin ein sehr geschickter.«
    Aber sie zitterte immer noch.
    Enron sagte: »Aber etwas musst du schon tun für mich. Ich möchte mich mit deinem Freund aus Los Angeles treffen. Ich möchte mit ihm reden, mit seiner Gruppe. Mit ihm zusammenarbeiten.«
    »Im Ernst?«
    »Ich scherze nie, Jolanda.«
    »Aber was ich dir gerade gesagt habe, hat doch nichts zu tun mit …«
    »Aber ja doch. Es gibt Leute in Valparaiso Nuevo, die für den Staat Israel von großem Interesse wären, da bin ich mir ganz sicher. Und wenn diese Leute zum Verkauf kommen sollen, würden wir uns gern mit den Anbietern so früh wie möglich in Verbindung setzen. Und in diesem Zusammenhang wären wir möglicherweise bereit, deine Freunde bei ihrem Projekt recht beträchtlich in materieller Weise zu unterstützen. Wie ist der Name deines Freundes in Los Angeles?«
    Jolanda zögerte, bevor sie antwortete.
    »Davidov. Mike Davidov.«
    Enron spürte, wie sein Pulsschlag sich beschleunigte. »Jude?«, fragte er.
    »Ich glaube, nein. Ich denke, das ist ein russischer Name. Er sieht irgendwie russisch aus.«
    Enron nahm die Hand zwischen ihren Schenkeln fort und begann wieder, ihre Brüste zu streicheln. Mit seiner verführerischsten Stimme sagte er: »Nimm mich mit nach Los Angeles und mache mich mit deinem Freund, Mr. Davidov, bekannt.«
    »Ich weiß nicht, Marty – ich glaube, ich sollte nicht …«
    »Morgen. Mit der Fähre um neun.« Das klang nicht mehr beschwörend, sondern wie ein Befehl.
    »Es hätte keinen Zweck«, sagte sie. »Er ist schon weg nach Valparaiso. Die meisten entscheidenden Leute sind schon dort, um die Lage zu sondieren.«
    »Aha, verstehe«, sagte er.
    Dann dachte er stumm eine Weile nach.
    Sie nutzte die Bresche sofort, die er ihr bot. »Weißt du, was ich jetzt möchte?«, fragte sie. »Ich möchte nicht mehr von all dem reden. Ja? Ich hab einen kleinen Schwips. Also, mehr als nur 'nen kleinen. Ich habe viel zu viel gequasselt, und ich mag jetzt nicht mehr reden.«
    »Aber wenn du mir nur …«
    »Nein, Marty. Es ist zu gefährlich. Du würdest es nur benutzen, was immer ich dir sagen könnte. Aber ich will, dass du mich jetzt anders benutzt.«
    »Benutzt?«
    »Du müsstest es eigentlich wissen, was ich meine.

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