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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wie ein Spiegel reflektierte und dir ins Gesicht schleuderte. Seit dem Auslaufen aus San Francisco hatte Carpenter seine reguläre Dosis Screen nahezu verdoppelt, um den Schutz aufzubauen, und inzwischen hatte seine Haut einen irisierenden, schimmernden grünlichpurpurnen Ton bekommen. Es sah seltsam unvertraut aus, aber es gefiel ihm.
    Bisher war die Fahrt recht gut verlaufen, abgesehen von der Kleinigkeit, dass sie bislang noch keinen Eisberg ausgemacht hatten. Doch es sah so aus, als wäre dieses Problem jetzt gelöst.
    »Da haben wir möglicherweise eine Masse von zweitausend Kilotonnen vor uns«, sagte Carpenter und sah in den Keramikfaserkegel. »Nicht übel, wie?«
    »Nicht für unsre beschissene Zeit, nee«, antwortete Hitchcock. Sein Ozeanograph/Navigator war alt genug, dass er sich noch an die Zeit erinnern konnte, wo treibende Eisberge niemals weiter nördlich als im südlichen Chile gesichtet worden waren, und er genoss es stets, einen daran zu erinnern, dass er sich erinnerte. »Mann, wenn heute ein Berg bis hier rauf noch so groß ist, dann muss der mindestens drei Grafschaften lang gewesen sein, wie der vom verdammten Polarschelf abgebrochen ist. Bist du sicher, du hast die Zahlen richtig, Mann?«
    Die unterschwellige Herausforderung ließ Carpenters Augen funkeln, und in seinem Innern ringelte etwas sich zornig zum Angriff zusammen und verschwand mit einer heißen dünnen Spur wieder. Hitchcock konnte nie auf Anhieb etwas gut finden, was Carpenter tat. Die Spannungen waren Tag um Tag gewachsen, seit sie aus der Bucht von San Francisco ausgelaufen waren. Obwohl Hitchcock es abstritt – viel zu laut –, war es ziemlich klar, dass er nicht wenig verärgert darüber war, dass man ihm einen Außenseiter vorgezogen und zum Kapitän gemacht hatte, noch dazu eine Landratte, einen Gehaltsbezieher der Firma. Vielleicht hielt er das für Rassismus. Aber da irrte er sich. Carpenter war auf der Managerspur, und Hitchcock war es eben nicht. Und mehr steckte da nicht dahinter.
    Carpenter sagte säuerlich: »Willst du selber den Visor checken? Da. Da, sieh's dir an.«
    Er bot Hitchcock den Knüppel an. Aber der schüttelte nur den Kopf.
    »Locker, Mann. Was der Schirm da sagt, für mich is' das okay.« Hitchcock grinste entwaffnend mit mahagonidunklen Zahnstummeln.
    Auf dem Visor tanzten undurchdringliche Wirbel und Zacken, Schwarz auf Grün, Grün über Schwarz, gelegentlich blühte ein scharfes Gelb auf. Der Sucherstrahl der Tonopah Maru lief 22 500 Meilen weit direkt hinauf zum großen maritimen Scansat der Nippon Telecom, der sein starres gläsernes Auge unentwegt über den gesamten östlichen Pazifik streifen ließ, um dort Albedodifferenzen aufzuspüren. Die Reflexionswerte von Eisbergen waren andere als die von der Meeresoberfläche. Man suchte Abweichungen, holte sich Bestätigung durch die Temperaturanzeigen, scannte die Masse, um festzustellen, ob sich die Fahrt lohnen würde. Wenn es so aussah, steuerte man den Trawler schnell dorthin, um sich das Ding zu schnappen, bevor es ein anderer konnte.
    Daheim in Frisco, da war er sicher, lagen sie jetzt wahrscheinlich in den Straßen auf den Knien und beteten, dass er endlich Glück haben möge. Die wunderschöne Stadt an der Bucht, jetzt ein Staubhaufen unter diesem hitzigen, erbarmungslosen Treibhaussuppenhimmel voller interessanter vielfarbiger Giftgase, sehnte sich den Regen entgegen, die jetzt fast nie mehr kamen. Seit zehn, elf Monaten etwa hatte es in der Pazifikküstenregion schon nicht mehr geregnet. Höchstwahrscheinlich wimmelte die See hier jetzt von Trawlern – aus Seattle, San Diego, Los Angeles. Laut Nakata hatten die Angelenos mehr Schiffe laufen als sonst eine Stadt.
    Carpenter sagte: »Fangt an und gebt die Nachricht durch. Der Berg liegt hier drunten, SüdSüdWest. Wenn wir ihn morgen an den Haken kriegen, können wir etwa Dienstag in einer Woche mit ihm in San Francisco sein.«
    »Falls er nicht vorher schmilzt. Diese verdammte Hitze.«
    »Er ist zwischen der Antarktis und hier nicht geschmolzen, also schmilzt er auch nicht bis nach Frisco. Setz dich in Bewegung, Mann. Wir wollen doch nicht, dass L. A. uns zuvorkommt und ihn sich angelt.«
     
    Am frühen Nachmittag hatten sie das Ding im optischen Detektor, zuerst vom Spysat des Samurai Wetterdienstes ein Höhenbild, dann flippte über eine Marinerelaisboje ein Bild in Meereshöhe herein. Der Berg sah aus wie eine schwimmende Burg, prachtvoll und erhaben, unzählige rosa Türme,

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