Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
Aber schön, ich geb dir einen Hinweis.«
    Sie packte ihn an den Schultern und zog ihn mit sich auf den Boden. Sie landeten in einem Gewirr von Armen und Beinen, sie lachten, und rasch vergrub er sich in ihrer schwellenden Üppigkeit. Eine heiße Duftmischung stieg von ihr zu ihm auf, Wein und Lustbereitschaft und Schweiß und, dachte er, der Geruch vom Screen, mit dem sie ihre wundervolle Satinhaut schützte. Gut. Gut. Er verlor sich in ihr. Und für den Moment hatten sie ja wirklich genug geredet, fand er. Er hatte sich geduldig seit Stunden zurückgehalten und mit ihr Spionage gespielt; jetzt erlaubte er es sich, seinen Beruf für ein Weilchen abzustreifen.
    »Oh, Marty!«, murmelte sie wieder und wieder. Er verbiss sich in die schweren Brustkugeln, als wären sie Melonen, und er führte mit dem wütenden Eifer eines Propheten seine Lanze und kämpfte sich in die geheimnisvollen, scheinbar unendlichen Tiefen ihres zuckenden Schoßes vor. »Marty – Marty – Marty!« Sie krümmte ihren Leib hoch, die Beine weit gespreizt, die Füße schwankten irgendwo hinter seinem Rücken in der Luft, und sie rammte ihre Schenkel bei jedem seiner Stöße heftig gegen seine Flanken. Diese Jolanda zu beschälen, das war wie die Entdeckung eines unbekannten Kontinents, dachte er. So groß und so feucht, so fremd und voller Wunder und Neuheit. Aber so ging es ihm mit jeder neuen Frau. Der jüdische Balboa, der jüdische Mungo Park, Orellana, Pizarro pflügt unverdrossen weiter durch einen undurchquerten haarigen Dschungel nach dem anderen auf seiner ewigen Suche nach den unauffindbaren Reichtümern im Innern ihrer heißen bebenden Herzen. Aber diese hier war ein größeres Rätsel als die meisten anderen Frauen. Sie war das geheimnisumwobene Königreich des Priesters Johannes, das verlorene El Dorado.
    Hinterher lagen sie nackt Seite an Seite, leise lachend, die Leiber vom Schweiß sanft schimmernd in der Hitze der Nacht.
    »Es ist zu spät, noch irgendwohin essen zu gehen«, sagte sie dann. »Ich mache uns hier was zurecht. Einverstanden?«
    »Was immer du lieber willst«, sagte er.
    »Und dann kannst du dir vielleicht meine dritte Skulptur anschauen. Den Agamemnon. Hast du Lust dazu?«
    »Vielleicht etwas später«, sagte er unbestimmt. »Ja. Ja, so machen wir's.«
    Sie war eine sehr amüsante Frau, entschied er auf einmal. Und nützlicher, als er vermutet hatte. Dies sollte dann doch nicht ihre letzte Nacht gewesen sein, nicht soweit es an ihm lag.
    Als sie sich gewaschen und angezogen hatten und sie in der Küche herumhantierte, rief er zu ihr hinüber: »Was du mir da gesagt hast, dass die Anführer dieser Aktion bereits nach Valparaiso Nuevo aufgebrochen sind, stimmt das?«
    »Marty, bitte! Ich dachte, wir sprechen nicht mehr darüber …«
    »Stimmt es?«
    »Marty!«
    »Ist es wahr, Jolanda? Ich muss es wissen.«
    Geschepper von Töpfen und Pfannen. Dann: »Ja. Sie sind bereits droben. Einige von ihnen, wie ich sagte.«
    Enron nickte langsam. »Ja, also dann. Dann habe ich einen Vorschlag. Bitte nimm ihn sehr, sehr ernst. Was hältst du von einem kleinen Trip nach Valparaiso Nuevo mit mir, Jolanda?«

Kapitel 12
     
    Tief hier draußen in den kalten Breiten des Südpazifiks, irgendwo zwischen San Francisco und Hawaii, war die See ein unheimliches Gulasch von Meeresströmungen, kalten Massen, die von der Antarktis herauftrieben, und kühlen aufsteigenden Spiralen vom Meeresgrund und kleinen heißen Flüssen, die von dem sonnenverbrannten Kontinentalschelf weit im Osten herüberrollten. Manchmal sah man Dampf aufsteigen, wo kalte Wasser auf warme trafen. Eine irre Gegend, um hier nach Eisbergen zu fischen, dachte Carpenter. Aber die Albedo-Anzeigen besagten, dass da irgendwo ein großer Eisberg war, und deshalb war auch die Tonopah Maru zur Stelle.
    Er saß vor dem Scanner in der bedrückend engen Zelle, die der Kommandoraum des Schiffs war, und massierte die Zahlen. Es war Vormittag. Die Screenspritze, die er in der Morgendämmerung genommen hatte, brodelte noch wie flüssiges Gold in seinen Arterien. Fast konnte er es fühlen, wie das Schutzmittel sich langsam nach außen in die Kapillargefäße tastete und angenehm prickelnd in seine Haut vordrang, wo es wie jeden Tag seine Aufgabe erfüllen und ihn mit einer neuen Schutzschicht gegen Ozonrisse und das sengende Dämonenauge der Sonne versorgen würde. Hier draußen auf See musste man sich wirklich mit den Infra-/ Ultra-Drogen vollpumpen, weil die Wasseroberfläche das Licht

Weitere Kostenlose Bücher