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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gleiche abwesende Ton.
    »Du hast es gewusst, ja? Das mit Jolanda und mir?«
    »Ja. Selbstverständlich.«
    »Aber warum dann …?«
    »Ich wollte eben hören, was du dazu sagst.«
    »Immerhin hätte ich dann ja ein goldenes Sternchen für meine Ehrlichkeit verdient.«
    »Ja«, sagt sie. »Ich glaube, das hast du. Hör mal, ich geh jetzt wieder rüber und bringe dort zu Ende, was ich angefangen hatte. Okay?«
    Und sie entzieht sich seiner Berührung. Er geht wieder in die Mitte des Raums zu seinen zwei Drinks, leert das eine Glas, dann das zweite, und nach einer Weile gießt er sich ein drittes ein. Es ist ein grässlicher Fusel; Isabelle hat eine perverse Vorliebe für die miesesten Marken. Aber er trinkt trotzdem, was sie anzubieten hat. Zweifellos ist das Zeug da aus Algenbrei destilliert; ein echter Skandal, dass sie es wagen dürfen, so etwas ›Scotch‹ zu nennen! Aber trotzdem: Wenn er vor die Wahl gestellt ist, solche Pisse zu trinken, oder gar keinen Alkohol, dann säuft er klaglos das schlechte Zeug, und in Mengen. Manchmal ist er in der letzten Zeit selbst verblüfft, welche Kapazität er entwickeln kann. Er hört, wie Isabelle sich bereitmacht, ins Bett zu gehen, und nach einer Weile geht er zu ihr hinüber. Es ist nach Mitternacht, und er ist erschöpft. Trotz der Klimaanlage hat sich die heiße Moderluft von draußen irgendwie durch die Nacht hereingeschlichen, gespenstische stinkende dünne Gasschwaden schleichen sich direkt durch die Wände und füllen jeden Raum vom Fußboden bis zur Decke mit einem dicken erstickenden Mief.
    In der Dunkelheit hat sie ihm den Rücken zugewandt. Rhodes streichelt sie dort.
    »Nicht!« Mit Grabesstimme.
    »Isabelle …«
    »Nein, es ist schon so spät.«
    Er liegt starr da, hellwach. Er spürt, dass auch sie noch wach ist. Zeit verstreicht. Eine halbe Stunde, eine Stunde. Irgendwo auf der Schnellstraße jault eine Sirene. Rhodes denkt über den verflossenen Abend nach. Er überlegt, wie das alles gekommen ist. Sie macht sich Sorgen wegen dieses Mädchens, wegen Angela. Das muss es sein. Eine Bedrohung für ihre berufliche Kompetenz. Und wahrscheinlich mag sie das Mädchen auch persönlich sehr. Rückübertragung nennen sie das. Kaum überraschend. Aber dann noch dazu diese ganze Geschichte mit Jolanda …
    Er greift wieder hinüber, berührt sie.
    Steinharte Muskeln. Der Körper steif.
    Er sehnt sich verzweifelt nach ihr. Will sie haben. Wie immer. Wie jede Nacht. Seine Hand irrt über ihren Arm und legt sich sacht auf den weichen Hügel ihrer rechten Brust. Die Brüste sind das einzige, was an Isabelles Körper weich ist; sonst ist sie mager, straff, athletisch. Sie rührt sich nicht. Sanft streichelt er weiter. Haucht ihr seinen Atem in den Nacken. Sie reagiert nicht. Sie liegt da wie tot.
    Schließlich sagt sie: »Schön, wenn du's so dringend brauchst. Bringen wir es hinter uns.«
    Sie wälzt sich zu ihm herüber. Starrt ihn an. Spreizt die Beine.
    »Isabelle, um Gottes willen …«
    »Komm schon. Worauf wartest du?«
    Natürlich will er nicht, dass es so abläuft, ganz und gar nicht. Aber er ist ihr eben hilflos ausgeliefert, und als sie ihn heftig über sich in Position zieht, ist er zu keinem Widerstand mehr fähig. Hastig und mit einem elenden Gefühl dringt er in sie ein – und trotz allem ist sie geschmeidig und bereit –, und ihr Becken beginnt zu rotieren und treibt ihn unbarmherzig zu einem vorschnellen Endspurt. Er bedeckt ihr Gesicht mit Küssen der Dankbarkeit; gleichzeitig aber ist er schockiert, entsetzt, betäubt von dem, was sie da treiben. Es ist so voller Wut und Aggression, wie sie sich da mechanisch bearbeiten. Es ist der Tod der Liebe. Und als es ihm kommt, bricht er in Tränen aus.
    Und dann umarmt sie ihn, wiegt ihn zwischen ihren Brüsten, streichelt seinen Kopf und flüstert ihm leise Worte zu. Um alles wieder gutzumachen. Mein Gott!, denkt er. Mein Gott, mein Gott!
    Und plötzlich hört er wieder Paul Carpenters Stimme.
    – Sie ist eine gestörte Frau, Nick.
    – Nein, sie macht sich nur große Sorgen …
    – Hör mir jetzt zu! Sie ist emotional gestört. Genau wie ihre Freundin, diese Jolanda, die du mir freundlicherweise neulich nachts ins Bett geschoben hast. Die beiden sind sexuell hochbegabt, und wir, die wir auf der Suche nach ein bisschen erlösender Fummelei umherschweifen, sind aufs höchste empfänglich für das rätselhafte geheimnisvolle Opium, das uns zwischen ihren Beinen entgegenströmt …
    Wahr. Wahr. Wenn er nur eine

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