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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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lange.«
    »Darauf will ich auch gar nicht hinaus, Nick«, sagte Van Vliet. Seit vor ein paar Tagen die Budgetanforderung nach New Tokyo hinausgegangen war, hatte Van Vliet begonnen, ihn als ›Nick‹ anzusprechen. Rhodes war nicht besonders erfreut darüber. »Aber versteh doch, Nick, wir sind da auf eine Reihe wirklich beeindruckender Gleichungen gekommen, die auf die Wahrscheinlichkeit einer Bildung von Aminosäuren im Meer schließen lassen. Neue Aminosäuren. Wenn du mir nur fünf Minuten Zeit gibst, damit ich dir zeigen kann, wovon ich rede …«
    »Okay«, sagte Rhodes. »Fünf Minuten.«
    Van Vliet brauchte eine Viertelstunde. Doch das war hauptsächlich Rhodes' eigene Schuld, denn er begann sich zu interessieren. Anscheinend liefen Van Vliets Projektionen darauf hinaus, dass die bevorstehende chemische Zusammensetzung des Meerwassers bis zu einem gewissen, aber weitgehend nicht vorherbestimmbaren Grad einige Aspekte der Zusammensetzung der Nährstoffsuppe des Urmeeres wiederholen werde. Nachdem die Menschheit fröhlich Hunderte von Jahren hindurch die ganze Biosphäre mit allem möglichen tödlichen Abfall vollgestopft hatte, war sie jetzt anscheinend dabei, sich selbst mit einer weiteren grandiosen Bescherung zu überraschen, die diesmal allerdings etwas mit dem Leben, statt mit dem Tod zu tun hatte: ein Mischpaket, unverhoffte Biogenese neben der zu erwartenden Morbidität, eine Wiederholung der ursprünglichen chemischen Kräfte, die zur Entstehung des Lebens auf dem Planeten geführt hatten, ein Suppentopf aus Purinen, Adenylen und Aminos, die um und um gerührt wurden und die sich zu komplizierten Polymeren umbauten, von denen einige sich fortpflanzen konnten, und daraus entstand möglicherweise …
    Fast alles konnte es sein.
    Ein Sturm gequirlte Scheiße zufälliger genetischer Informationen braute sich da im vierundzwanzigsten Jahrhundert in den Meeren zusammen.
    »Siehst du es?« Van Vliet schrie vor Erregung. »Wie sich das Potenzial für neue Lebensformen bildet? Nick! Die Schöpfung beginnt ganz neu von vorn!«
    Rhodes rief ein herzhaftes Glucksen aus den Tiefen seiner Seele herauf. »Eine zweite Chance für die Trilobiten, wie?«
    Van Vliet schien das nicht witzig zu finden. Er warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Ich spreche von einzelligen Lebewesen, Nick. Von Bakterien, Protozoen. Eine unvorhersehbare maritime Welt von sich spontan entwickelnden Mikrobioten, die das Dasein für die bereits existierenden Lebensformen hier zur Hölle machen könnten. Uns zum Beispiel.«
    Stimmt, dachte Rhodes. Ein Haufen fremdartiger Evolutionsmüll, der sich aus dem Wasser heraufwälzt, um den jetzt schon ausreichend gequälten Planeten mit neuen Plagen heimzusuchen.
    Ein interessanter spekulativer Sprung das, und Rhodes erkannte dies auch offen und völlig ehrlich an. Aber in aller Offenheit und Ehrlichkeit verstand er nicht, was das überhaupt mit dem Survival/Modification-Programm der Santachiara Technologies zu tun haben sollte, jedenfalls vorläufig und bis auf weiteres. Vorsichtig sagte er also:
    »Ich bewundere die Sorgfalt, Van, mit der du sämtliche Implikationen der Situation in Angriff nimmst. Aber ich bin nicht sicher, ob ich das Finanzierungsokay für eine Studie über Erkrankungen bekomme, die von bislang noch nicht existenten, noch nicht evolvierten Mikroorganismen hervorgerufen werden könnten.«
    Kühles, beinahe herablassendes Grinsen von Van Vliet. »Aber im Gegenteil, Nick. Wenn es uns gelingt, die möglichen Folgen eines Quantensprungs in natürlichen Evolutionsprozessen darzustellen, sind wir vielleicht in der Lage, Schutzmechanismen aufzubauen gegen neue, aggressive Arten von …«
    »Van, bitte! Eins nach dem anderen, ja? Ja?«
    Aber das war offensichtlich nicht Van Vliets Methode. Und ebenso offensichtlich sah er in Rhodes' Weigerung, vor Begeisterung über diesen neuen Aspekt zu jauchzen, nur einen weiteren Beweis für den hoffnungslos altmodischen Konservatismus seines Leitenden Direktors. Aber es gelang Rhodes, ihn zu besänftigen, indem er ihm herzlich zu dieser neuen Richtung in seiner Arbeit gratulierte, weitere Studienergebnisse zu sehen wünschte und versprach, bei der nächsten Direktorenkonferenz das Thema seiner Neuen Biogenese zur Sprache zu bringen. Und dann schubste er ihn glatt und geschickt aus der Tür.
    Als Van Vliet fort war, gönnte sich Rhodes erst einmal einen neuen Drink, aber nur einen kleinen, um sich den Übergang zum nächsten Problem dieses Tages zu

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