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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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den L-5s zu kommen. Ich dachte, der Typ, den sie da drüben in L. A. kennt, wollte sie dorthin mitnehmen, aber da hat dieser Enron ihm offenbar die Show gestohlen. Aber – es ist natürlich nicht übermäßig schwer für einen Mann, Jolanda zu beglücken.«
    »Was soll das denn heißen?«, fragt Isabelle scharf.
    Oh-oh!
    Plötzlich ist die eiskalte stählerne Stimme wieder da. Und der starre Basiliskenblick. Rhodes begreift, er ist schon wieder ins Fettnäpfchen gelatscht.
    Er sagt zögernd: »Also – diese Jolanda ist eine gesunde kräftige Frau mit gesunden natürlichen Instinkten …«
    »Ein Flittchen, willst du sagen, das gleich mit jedem ins Bett steigt?«
    »Hör zu, Isabelle, ich habe mit keinem Wort …«
    »Aber genau das denkst du, stimmt es nicht?« Und wieder zieht sie die gleiche Nummer ab, wild wie zuvor, mit blitzenden Augen, zerrt sich am Haar und stampft auf und ab. »Das war doch der Grund, weshalb du sie mit deinem alten Busenfreund Paul zusammengebracht hast. Ein nettes kleines Ding für Spaß und Spiel für eine Nacht.«
    Nun ja, sicher. Und Isabelle weiß es ja genau. Sie sind alle erwachsene Leute, und Jolanda ist keine Nonne, und Isabelle im Übrigen auch nicht. Außerdem ist es wahrhaftig schon lange zu spät, Jolanda wegen ihrer Keuschheit zu preisen. Wenn sie sich so für ihre Freundin stark macht, sucht Isabelle nur Streit. Aber Rhodes wagt nicht, ihr das zu sagen.
    Und so sagt Isabelle es statt seiner. »Sie vögelt mit jedem, hast du das nicht deinem Paul gesagt? Stimmt es?«
    »Nicht gerade so direkt. Aber – um Himmels willen! – hör doch zu, Isabelle, du weißt doch ebenso gut wie ich, dass Jolanda ziemlich viel rumkommt. Ziemlich viel. «
    »Hat sie mit dir auch gefickt?«
    »Isabelle!«
    »Also? Hat sie?«
    Tatsächlich hat sie. Rhodes ist nicht sicher, ob Isabelle davon weiß. Jolanda erzählt ihr alles mögliche, hat ihr aber das vielleicht verschwiegen. Er überlegt, was er sagen soll, er möchte nicht, dass der Abend sich zu einem richtigen Furientanz ausweitet, aber er möchte sich auch nicht bei einer Lüge ertappen lassen. Er entschließt sich zu improvisieren.
    »Was hat das denn damit zu tun?«, fragt er.
    »Hat sie oder hat sie nicht, Nick?«
    Tief Luft holen. Also schön, gib ihr, was sie haben will. »Ja. Einmal.«
    »Jesus!«
    »Du warst verreist. Sie schaute vorbei. Ich weiß nicht mehr, wann das war. Es war aber ein besonders heißer Tag, eine Rekordhitze, und wir fuhren zum Strand, und hinterher …«
    »Es reicht. Du brauchst mir nicht das ganze Playback vorzuspielen.« Sie hat ihm jetzt den Rücken zugekehrt und steht wie eine Marmorstatue am Fenster.
    »Isabelle …«
    »Hau ab und besorg's dir selber!«
    »Du willst, dass ich gehe?«
    »Was denkst du denn?«
    »Wollen wir uns etwa deswegen trennen?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht. Vielleicht nicht.«
    Er spürt ein Schwanken in ihrer Stimme, eine leichte weichere Tönung. Das altbekannte Spiel von Annäherung und Abweisung, eine von Isabelles Spezialitäten. Er tritt an die Hausbar und gießt sich einen Drink ein, einen kräftigen. Erst dann fällt ihm auf, dass er bereits ein noch halbvolles Glas auf dem Tisch stehen hat. Er nimmt einen tiefen Schluck von dem frischen Drink und stellt das Glas dann neben das erste.
    »Du kannst bleiben, wenn du willst«, sagt sie gleichgültig, wie ganz weit weg, mit tonloser Stimme. »Oder nicht. Was immer du vorziehst.«
    »Es tut mir leid, Isabelle.«
    »Was?«
    »Das mit Jolanda.«
    »Vergiss es. Was macht es schon für einen Unterschied?« Einen Moment lang fürchtet er, Isabelle könnte jetzt ihrerseits mit Geständnissen herausrücken. Entweder damit er sich weniger schuldig fühle, oder um ihn zu strafen. Aber er will nichts dergleichen hören, egal, was es ist, wenn es da etwas zu hören gäbe. Und was ihn angeht, so war Jolanda sein einziger Seitensprung. Als er damals mit ihr ins Bett stieg, geschah das beinahe gedankenlos, automatisch: Jolanda hatte das Ganze anscheinend für nichts weiter gehalten als für einen netten Abschluss des Abends damals, ein lustiges freundschaftliches Gekrabbele ohne weitere Bedeutung und Konsequenzen. Und er war eben einfach mitgehüpft.
    »Hör mich an, Isabelle …«
    Rhodes geht zu ihr hinüber, streckt die Hände aus und legt ihr sacht die Finger auf die Schultern. Seine Hände zittern. Ihr Rücken ist ganz verspannt. Er fühlt sich an wie Gusseisen.
    »Ich möchte gern bleiben«, sagt er zu ihr.
    »Wie du willst.« Der

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