Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)
erleichtern.
Und dieses Problem hieß, sich noch einmal Gedanken über diesen Nakamura-Anruf zu machen. Er war noch immer überzeugt, wer immer dieser Mr. Nakamura sein mochte, er hatte sich verwählt. Aber seltsam war schon, dass er hatte ausrichten lassen, es handle sich nicht um einen Irrtum, ganz so, als hätte er mit Rhodes' verwirrter Reaktion gerechnet. Etwas an der Geschichte nagte an ihm und verlangte dringend nach Erklärung.
Es geht um das Haus in Walnut Creek, an dem du interessiert bist.
Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass es dabei vielleicht um eine Art Code ging – um den Verweis auf irgendeine geheimnisvolle Sache, in die dieser Nakamura ihn zu verstricken versuchte, den Verkauf von Firmengeheimnissen, vielleicht ein undurchsichtiges Gegenspionagespiel, irgend so etwas. Solche Sachen passierten laufend in der Welt der Megamultis, und Rhodes wusste das. Allerdings hatte er diesbezüglich keinerlei Erfahrungen aus erster Hand.
Rhodes platzierte einen Anruf an Ned Svoboda bei Imaging & Schematics.
Svoboda war einer von den Sauffreunden, mit denen Rhodes ab und zu nach Dienst zusammenhockte, und Svoboda erfreute sich des seltenen Renommés, in etwa einem Dutzend Jahren für drei verschiedene Megamultis gearbeitet zu haben: nicht nur Samurai Industries, sondern auch Kyocera-Merck, und vorher für den etwas weniger ehrfurchtgebietenden Haufen IBM/Toshiba. Svoboda war klug, Svoboda war mindestens so vertrauenswürdig wie sonst wer, der Rhodes einfiel, und Svoboda kannte sich auf dem Sektor seit langem aus. Und wenn einer sich mit dem verschlüsselten Jargon von Firmen, mit Industriespionage etc. auskannte, dann war Svoboda der richtige Mann.
»Geht es, wenn ich zu dir rüberkreuze und ein paar Minuten mit dir rede?«, bat Rhodes. »Bei mir ist was Merkwürdiges passiert, und ich brauche einen kleinen Rat von dir.« Und – aber das musste Rhodes gar nicht erst sagen – es handelt sich um etwas, das man lieber nicht über die Firmenleitungen besprach. Die hatten Ohren. Und das wusste jeder.
Svoboda war einverstanden. Rhodes begab sich acht Stockwerke tiefer und traf sich mit ihm in der verglasten Erholungskuppel auf der Terrasse vor seinem Büro. Svoboda war klein und massiv, ungefähr vierzig und hatte dunkles wirres Haar und ausgeprägte slawische Gesichtszüge.
Rhodes sagte: »Ich bekam heute morgen einen seltsamen Anruf herein. Ein Typ mit einem japanischen Namen, sprach von Walnut Creek – ein Hausmakler, sagt er. Sagte, er würde gern mit mir über das Haus sprechen, an dem ich da draußen interessiert bin, das ich kaufen möchte.«
»Ich habe nicht gewusst, dass du vorhast, nach drüben auf die andre Seite zu gehen.«
»Habe ich ja auch nicht. Ich hab keine Ahnung, wer der Japs ist.«
»Ach so.«
»Aber das weiß der. Bei seinem Anruf machte der sich die Mühe, meinem Vorzimmer ganz nachdrücklich zu sagen, dass ich es bitte nicht für einen Fehlanruf halten soll, dass ich der Rhodes bin, den er zu erreichen versuchte, und dass mich das Haus, das er mir anzubieten hat, wirklich interessieren würde. Also, jetzt fing ich an, mich zu fragen, Ned …«
Svoboda riss die Augen auf. »Ja, ich wette.«
»Und ich habe mir gedacht, es ist vielleicht was Komplizierteres, als es zunächst aussieht – etwas, das du mir klarmachen könntest. Irgend so etwas wie eine verschlüsselte Nachricht, die ich verstehen müsste, die ich aber nicht so recht …«
»Schhhhst!«
»Was ist denn?«
»Sag jetzt mal weiter gar nichts, okay?« Svoboda streckte den linken Arm aus und ließ die Finger seiner rechten Hand rasch darüber gleiten; diese absurde kleine krabbenartige Geste, die allgemeinverständlich besagte: Vielleicht sind hier Wanzen. Die Firma hatte überall ihre Späher sitzen – anscheinend sogar auf den Erholungsterrassen. Svoboda fragte: »Hast du Papier und einen Stift mit?«
»Sicher. Da.«
Es war ein recht kleines Stück Papier, aber mehr fand er nicht. Svoboda presste die Lippen zusammen und schrieb mit übertriebener Sorgfalt, quer über das Blatt und den Rand entlang, um alles unterzubringen, was er, ihm mitteilen wollte. Dabei verdeckte er das Geschriebene mit der anderen Hand gegen verdeckte Überwachungskameras. Dann faltete er das Blatt einmal und noch einmal und drückte es Rhodes in die Hand.
»Mach einen kleinen Spaziergang und lies es dabei. Und wenn du noch weiter mit mir sprechen willst, kannst du mich ja heute Abend daheim erreichen. Okay?«
Er grinste, hob zwei
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