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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Checkpoint, im Vergleich zu dem die ersten zwei Tore wie Filtergaze wirkten.
    Leuchtendgrüne Sky-Glo-Schrift verkündete etwa zwölf Meter hoch:
     
    KYOCERA-MERCK, LTD.
    WALNUT CREEK RESEARCH CENTER
     
    Da hatte er seine Antwort. Nicht dass er noch irgendwelche Zweifel gehegt hätte.
    Der Wagen, unter dem Kommando irgendeines von Kyocera programmierten Straßenleitgehirns, glitt durch den Checkpoint, an einer Gruppe babylonisch wirkender Backsteingebäude vorbei und in eine Empfangskuppel.
    Dort erwartete ihn Mr. Kurashiki; keine Simulation, sondern ein echter japanischer Mensch, mit einer gewissen reptilhaften Geschmeidigkeit. Er verbeugte sich formell auf diese japanische Art mit einem knappen ruckartigen roboterhaften Nicken. Auch das Lächeln war knapp und maschinell. Rhodes lächelte zurück, erwiderte aber die Verneigung nicht. Damit war der Höflichkeit Genüge getan, und Mr. Kurashiki brachte ihn zu einem Transportschacht, in dem er nach oben fuhr und in einem Büro landete, das – nach der behelfsmäßigen Einrichtung und dem allgemeinen Eindruck der Improvisiertheit und Kahlheit zu urteilen – offenbar ausschließlich für derartige ungeplante Besprechungen verwendet wurde.
    Es war exakt zwölf Uhr.
    Mr. Kurashiki verschwand wortlos. Rhodes trat vor. Ein überraschend hochgewachsener japanischer Mann erwartete ihn. Er stand exakt in der Mitte des Raums. Ein völlig anderer Typus, dieser Mann. Er sah aus wie aus grüngelbem Obsidian geschnitten: scharfe Gesichtszüge, schimmernde Hauttextur, schimmernde weit auseinanderliegende jettschwarze Augen mit einer einzigen dichten ungebrochenen Brauenlinie darüber. Starke klingenscharfe Wangenknochen.
    Keine Verbeugung diesmal. Das Lächeln war dagegen beinahe menschlich.
    »Guten Tag, Dr. Rhodes. Ich bin außerordentlich beglückt, dass du es möglich machen konntest, uns heute hier mit deinem Besuch zu ehren«, sagte er. »Ich bin sicher, du verzeihst uns unsere kleine Täuschung mit dem Hausmaklerangebot. So etwas ist zuweilen nötig, und ich setze voraus, du weißt das.« Die Stimme war tief und klangvoll, der Akzent unüberhörbar ausländisch: International Modern Japanese English, der schnurrende Akzent der japanischen Exilrasse, die in ihren weit über den Globus verstreuten verschiedenen Zufluchtländern begonnen hatte, eine neue eigentümliche charakteristische Art zu entwickeln, die Weltsprache zu sprechen. »Aber ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Nakamura. Level Three Executive.« Wie durch einen Zaubertrick lag plötzlich eine Geschäftskarte in seiner Hand, elegant laminiertes Pergament mit Goldschnitt, und er überreichte Rhodes die Karte mit einer glatten gekonnten Bewegung.
    Rhodes starrte auf die Karte. Die metallische Schrift glühte wie von einem zauberischen inneren Licht. Da war das Monogramm von Kyocera-Merck, und sein Name – HIDEKI NAKAMURA – dreidimensional in modernistischer Schrift blitzend, und in der einen Ecke die einfache Ziffer 3. Das Kennzeichen seines Status in der Hierarchie der Firma.
    Grad Drei?
    Der dritte Grad bedeutete in der Tat eine mächtige Managerqualität; es war nur eine Stufe weniger als die praktisch ›kaiserlichen‹ höchsten Ränge, die nahezu völlig von Angehörigen der allmächtigen Herrschafts-Erbclans der großen Megafirmen besetzt waren. Rhodes hatte in seiner ganzen Karriere als Angehöriger seiner Firma niemals ein Wesen von höherem als dem Vierten Rang zu Gesicht bekommen, geschweige denn mit ihm gesprochen.
    Leicht verwirrt schob er die Karte in die Tasche. Nakamura streckte ihm dann wieder die Hand entgegen, diesmal nur zu einem ganz ordinären abendländischen Händedruck. Rhodes nahm die Hand. Sie fühlte sich mehr oder weniger an wie die jedes gewöhnlichen Sterblichen.
    Nakamura lächelte weiterhin. Aber Rhodes glaubte hinter diesem Lächeln die eisige Wut zu spüren, von der diese hochrangigen Japaner alle beherrscht waren: Trotz all des Reichtums und der Macht und Intelligenz waren sie vom Wüten des Meeres aus ihrer Heimat vertrieben worden. Waren gezwungen, hier und dort auf der ganzen Erde ihr Leben weiterzuleben, mitten zwischen diesen behaarten, hässlichen, übelriechenden, hochnäsigen bleichen unjapanischen Barbaren. Und mussten ihnen sogar ab und zu die Hand schütteln.
    Nakamura sagte: »Wenn ich dir etwas zu trinken anbieten darf, Dr. Rhodes? Ich persönlich bevorzuge Cognac. Wenn du dich mir vielleicht anschließen möchtest …«
    Die haben wirklich sehr gut

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