Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
Marty?«
    »Ein Mann namens Farkas. George Farkas, Laszlo, Alexander Farkas – ich habe den Vornamen vergessen. Ein Ungar. Die haben so etwa sechs männliche Vornamen in ihrer Sprache, diese Ungarn. Wenn sie nicht György heißen, dann bestimmt Laszlo, Gabor oder Alexander. Oder Zoltan. Er arbeitet für Kyocera-Merck. Nein, Victor, so heißt er. Victor Farkas. Die Ausnahme, die die Regel bestätigt.«
    »Woher kennst du ihn?«
    »Ich bin ihm einmal begegnet. Das war in … – ich weiß es nicht mehr, in Bolivien oder Venezuela, jedenfalls war es da unglaublich heiß und überall Dschungel und Lianen und Palmen, und wenn du fünf Minuten lang still da stehen geblieben wärst, hättest du grünes Moos aus deiner Haut wachsen sehen können. Er arbeitet in meiner Sparte, dieser Farkas.«
    »Journalist?«
    »Nein, Spion. Bei Kyocera-Merck nennen sie das ›Expediteur‹. Bei meinen Auftraggebern heißt das ›Journalist‹. Wir machen zwar das gleiche, Farkas und ich, aber er eben für die Firma Kyocera-Merck, und ich für die israelische Regierung.«
    »Ich habe gedacht, du schreibst für Cosmos. «
    Wieder griff er nach ihrer Hand. Ihre Titten sind grandios, dachte er, aber sie ist wirklich geistig unterbelichtet. Und vielleicht besteht da ja ein Zusammenhang, und sie ist nicht bloß metaphorisch eine dumme Kuh, sondern eine ganz echte richtige Kuh. Man hat sie mit Rindviehgenen retrofittiert, damit sie diese grandiosen Euter kriegte.
    Ruhig sagte Enron: »Ich dachte, das habe ich dir alles bereits gesagt, und ich glaubte, du hast es verstanden. Die Arbeit für die Zeitschrift ist mein Coverjob, Jolanda. Aber ich bin wirklich und ehrlich ein Spion. Ich spioniere, wenn ich vorgebe, journalistisch zu arbeiten. Ist dir das jetzt klar? Würdest du es mir bitte glauben? Ich hatte gedacht, das war dir klar nach der Nacht in deinem Haus.«
    »Ach, am nächsten Morgen war ich sicher, du hast nur einen Witz gemacht.«
    »Aber ich bin ein Agent. Ehrlich! Als du mir von deinen Freunden in Los Angeles erzählt hast, war der Grund, weshalb ich dich bat, mit mir hier heraufzukommen und mich mit ihnen bekanntzumachen, dass ich da eine Möglichkeit sah, etwas Nützliches für mein Land zu tun, nicht für dieses Magazin. Ich arbeite für den Staat Israel. Fällt dir das so schwer zu glauben? Als ich damals nachts von dir fortging, rief ich über Scrambler eine Geheimnummer in Jerusalem an, ich benutzte Codenamen und Codewörter, ich erklärte dort, in unserem Agentenjargon, wohin ich reisen wollte, und warum, und über Spezialverbindungen wurden die Tickets für diesen Flug besorgt. Und die Visa für uns beide. Hast du denn gedacht, dass es immer so glatt geht, ein Einreisevisum zu bekommen, für einen Ort wie den hier? Aber ich habe das über Nacht geschafft, weil meine Regierung die richtigen Verbindungen für mich spielen ließ. Ich sage dir das alles, weil es mich schmerzen würde, wenn du dich irgendwelchen Illusionen über mich hingegeben hättest. Ich wirke vielleicht manchmal wie ein Bastard, Jolanda, aber ich bin ein anständiger Mensch.«
    »Neulich, als ich nachts zu dir gesagt habe, dass ich noch nie mit einem Spion geschlafen habe, sagtest du, dass du einer bist. Einfach so, hast du das gesagt. Zuerst habe ich dir geglaubt, aber dann wieder nicht. Und jetzt sagst du sowas schon wieder.«
    »Wenn es dir lieber ist zu glauben, dass ich für eine Zeitschrift schreibe, dann glaub das. Glaub einfach, was dich am glücklichsten macht.«
    Enron sah, dass sie mit dem, was bei ihr das Gehirn ersetzte, die Sache endlos wiederkäuen würde. Schön, das passte ihm ganz gut. Sollte man sie jemals befragen, sie würde ihre Inquisitoren mit einer Flut von vagen, nutzlosen Informationen überschütten. Manchmal war es eben am besten, die Wahrheit über sich zu sagen, um einen verwirrenden Nebelschleier über das zu breiten, was man wirklich tat.
    Sie fragte: »Der Mann ohne Augen, wie kann der ein Spion sein, wenn er nichts sieht?«
    »Ach, er kann schon sehen. Er macht es nur anders als wir.«
    »Du willst sagen, er macht das mit Psi?«
    »Etwas in der Art, ja.«
    »Ist er damit geboren?«
    »Ja und nein«, erwiderte Enron.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Jolanda. »Was heißt das?«
    »Als er noch im Mutterleib war, wurde eine Spleiß-Operation bei ihm gemacht. Ich weiß nicht, wer das tat und warum. Als wir uns trafen, erschien es mir nicht angemessen, ihn danach zu fragen.« Enron erlaubte sich einen raschen Blick zu Farkas hinüber,

Weitere Kostenlose Bücher