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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Angst. Würde sie auf einer Beziehung bestehen? Konnte sie ihn dazu zwingen?
    »Glauben Sie, ich gebe jedem meine Telefonnummer? Und verabrede mich dann in Wicklow? Ich habe viel aufs Spiel gesetzt für heute Abend. Ich habe einen festen Freund!«
    »Er ist noch Ihr Freund?«
    Sie nickte zögernd. Sie war viel zu raffiniert, erkannte Fionn, eine feste Sache fallenzulassen, bevor sie eine andere nicht sicher hatte. Das war sein Glück.
    »Gehen Sie zu Ihrem Freund zurück, Rosie. Vergessen Sie mich.« Fionn fiel ein Satz ein, der manchmal beim Auseinandergehen hinter ihm her gerufen wurde. »Ich bin ein gemeiner Hund, ich bin es nicht wert.«

    Sie mussten mit derselben Bahn von Greystones in die Stadt fahren – von Greystones fuhr die Dart äußerst selten, und wenn man eine verpasst hatte, saß man fest. Selbstverständlich fuhren Fionn und Rosie in getrennten Wagen. Als er in der Pearse Street ausstieg, blieb sie sitzen,
und als die Bahn mit dem üblichen Gequietsche abfuhr, sah er das erleuchtete Abteil, in dem sie saß, an sich vorbeifahren. Sie hob ihr kleines weißes Kinn und wandte sich mit einer scharfen Bewegung ab, womit sie ihm deutlich ihre ganze Verachtung zeigte. Alles sehr unangenehm.

    Fionn rannte die Treppe zum obersten Stock in der Nummer 66 der Star Street hinauf, doch auf sein eindringliches Klopfen hin geschah nichts. Schlief Katie? Ignorierte sie ihn?
    Er musste sie unbedingt sehen. Er musste ihr begreiflich machen, dass er kein Hallodri war. Oder ein …? Er versuchte sich an andere Beschimpfungen aus früheren Trennungsszenen zu erinnern. Was hatten sie ihm sonst noch nachgerufen, die Frauen, bevor sie für immer verschwanden? Dass er ein Casanova war. Ein Frauenverführer. Unerwachsen und gemein. Und, die beliebteste Beleidigung, ein gemeiner Hund.
    Aber er war nichts dergleichen mehr; er war ein Mann, ein Mann mit ernsthaften Absichten, und es war ihm sehr wichtig, dass Katie das erfuhr. Aber sie machte nicht auf.
    Ein Zettel. Er würde ihr eine Nachricht hinterlassen und alles erklären. In seinen Taschen fand er einen schmierenden Kugelschreiber und ein paar Blätter mit dem Drehplan vom Vortag.
    »Liebe Katie,
    es tut mir leid, dass ich es nicht früher geschafft habe.«
    Aber er hatte keine Uhr, er wusste also nicht, wie spät es war.

    »Ich würde Sie gern sehen. Ich komme ein andermal. Darauf können Sie sich verlassen.
    Es grüßt Sie Fionn.«
    Aber Worte waren so schrecklich unzureichend. Er musste sein Bedauern beweisen . Er durchwühlte seine Taschen erneut und brachte einen Zweig Salbei zum Vorschein. Nein. Was nützte Weisheit schon? Oder ein paar graue Kieselsteine? Ein Fetzen von einer Orbit-Packung? Nach weiterem Durchforsten seiner Taschen hielt er einen dunkelgrünen Zweig in der Hand. Was war das? Dann erkannte er es. Perfekt! Es war Gartenraute, Sinnbild der Reue. Es drückte seine Haltung aus – Herr im Himmel, langsam übernahm er die Muster von Grainne Butchers Drehbuch –, aber es war auch bitter und giftig. Früher wurde es bei Hochzeiten in die Luft geworfen, wenn der oder die Liebste einen anderen heiratete.
    »Bitte nehmen Sie diese Gabe als Zeichen meiner Reue.«
    Er wusste nicht, ob er sich richtig ausgedrückt hatte, aber Grainne sagte immer wieder, wenn es von Herzen kam, erfüllte es seinen Zweck. Er legte den Zweig in das gefaltete Papier und versuchte das Briefchen unter der Tür durchzuschieben – aber es ging nicht. Katies Tür war mit einem Dichtungsfilz versehen. (Naturbursche, der er war, kannte er das nicht.) Widerstrebend ließ er den Brief vor der Tür liegen und ging nach unten in Jemimas Wohnung, wo Grollo mehrere Stunden auf seine Rückkehr gewartet hatte, um ihn zu beißen und dann so zu tun, als wäre es ein Versehen.
    Fionn war ziemlich verängstigt. An dem Abend hatte
er gelernt, dass nicht alle Frauen so waren wie die in Pokey, die, rückblickend betrachtet, freundliche, formbare Wesen waren und ihm reichlich Bewegungsfreiheit gaben, auch wenn er am Ende der Affäre mit einem Schwall von Beleidigungen überschüttet wurde. Vielleicht war Katie so hart und unversöhnlich wie Rosie.
    Vielleicht würde Katie nie wieder mit ihm sprechen.
    Recht hast du, Fionn, das könnte sein.

DREISSIG TAGE
    Lydias Handy klingelte. Sie klappte es auf und sagte: »Hi, Poppy.«
    »Ich habe deine Nachricht bekommen«, sagte Poppy. »Aber wer ist der Typ?«
    »Niemand. Ein reicher alter Knacker, der mir das Leben zur Hölle macht.«
    »Und er bezahlt alles.

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