Der hellste Stern am Himmel
Ach so, jemand hatte Sex!
Da kam ihr ein unerträglicher Gedanke: Es war doch nicht etwa Conall, oder? Mit Lydia, der kleinen Taxifahrerin? Das würde ihr den Rest geben. Dann würde sie sofort aus dem Bett steigen, im Schlafanzug aus dem Haus gehen und sich mitten auf die Straße legen und warten, bis ein Bus sie überfuhr. Unter gar keinen Umständen konnte sie es ertragen, dass Conall mit einer anderen Frau schlief. Sie schaltete das Licht an, legte sich auf den Fußboden und lauschte angestrengt. Sie erkannte das Stöhnen nicht. Conall stöhnte durchaus, aber anders. Das musste einer der Polen sein, vermutete sie. Wie hieß er noch? Ihr fiel der Name nicht ein …
»Andrej! Oh, Andrej, Andrej!«
»Danke«, rief Katie zum Fußboden hin. »Ich hätte eine schlaflose Nacht verbracht, weil mir der Name nicht einfiel. Ganz herzlichen Dank.«
Wütend schob sie sich die Ohrstöpsel fest in die Ohren, und nach einer Weile schlief sie ein, sie schlief unruhig, aber tief.
EINUNDDREISSIG TAGE …
»Sie machen mit mir Schluss? Bei unserer ersten Verabredung?«
»Es ist nur so, Rosemary, ich habe eine andere Frau getroffen.«
»Wie denn? Wir beide haben uns doch erst vor fünf Tagen kennengelernt.«
Fionn zuckte hilflos die Schultern. Wie sollte er beschreiben, welche Gefühle Katie in ihm geweckt hatte? Anders als bei Rosie hatte er bei seiner Begegnung mit Katie keine Spiralen und Farben gesehen, sondern er hatte das intensive, unwiderstehliche Gefühl von einem sicheren Hafen gehabt. Wo er andocken konnte. Wo alles – wirklich alles – an seinen Platz fiel. Diesem Gefühl war er völlig ausgeliefert, und seine kurze Faszination für Rosie kam ihm sofort albern und dumm vor.
»Es tut mir leid«, sagte er und hoffte, jetzt gehen zu können. Er würde sowieso ewig brauchen, um zurück zur Star Street und zu Katie zu gelangen.
Für ihre erste Verabredung hatte Rosie einen Ort auf der anderen Seite der Stadt gewählt. Einen Pub in Greystones mit Blick auf einen kleinen Hafen. Sehr malerisch. Außerdem – so mutmaßte Fionn – so weit weg, dass sie mit Sicherheit niemanden treffen würde, den sie kannte.
Fionn hatte nicht kommen wollen. Wozu sollte er, nachdem er Katie getroffen hatte? Aber er hatte nur Rosies Nummer im Krankenhaus (raffiniert wie sie war, hatte sie ihm nicht ihre Handynummer gegeben), und sie war nicht im Dienst. So konnte er nicht absagen, und er
konnte sie nicht in ihrem hübschen zitronengelben Baumwollkleid in dem Pub sitzenlassen, wo sie an ihrem West Coast Cooler nippte und jedes Mal erwartungsvoll zur Tür blickte, wenn jemand hereinkam. Schließlich hatte er sie einmal geliebt.
»Das ist nicht hinnehmbar.« Rosie bebte vor Empörung. »Man lässt eine Dame nicht allein in einer Bar sitzen. Sie hätten eine Viertelstunde vor mir da sein müssen.«
»… Eh … es tut mir leid.« Fionn wollte plötzlich nicht zugeben, dass er sich mit der Dart verfahren hatte. »Meine Arbeit, ich bin beim Fernsehen –«
»Fernsehen? Da sind wir ja schwer beeindruckt. Aber schlechte Manieren beeindrucken mich nicht.«
Er musste einen kurzen Vortrag über Verhaltensregeln über sich ergehen lassen und machte dann den Versuch, Rosie zu beschwichtigen. Das Problem war nur, dass er nicht wusste, wie er mit ihr Schluss machen sollte, weil er damit keine Erfahrung hatte. Es war immer von anderen für ihn erledigt worden. Wenn er sich den Plänen, die seine Freundinnen für seinen Lieferwagen mit der außen angebrachten Handynummer hatten, widersetzte, hatte es Tränen und Geschrei gegeben, und vielleicht waren ein paar Gegenstände geworfen worden. Dann hatte die Frau ihn verlassen, und er war eine Weile allein mit seinen Kartoffeln und seinen Zucchini gewesen, bis eine neue aufgekreuzt war.
»Rosie, Sie sind ein reizendes Mädchen«, sagte er und versuchte zu improvisieren.
Sie nickte. Das wusste sie.
»Ich bin mir sicher, Sie sind eine echt gute Freundin.«
»Ich bin unschlagbar, Fionn.«
»Und es tut mir leid, dass ich Sie getäuscht habe –«
»Getäuscht?«
» – aber ich glaube, wir passen nicht zusammen.«
In dem Moment begriff sie, welche Richtung die Dinge nahmen. »Sie machen mit mir Schluss? Bei unserer ersten Verabredung?«
Doch sie schlich sich nicht gedemütigt und unter Tränen davon. Sie richtete sich auf und machte ihrer Empörung Luft. »Das können Sie mit mir nicht machen. Ich bin nicht eine von denen, mit denen Sie Ihr Spiel treiben können.«
Fionn kriegte es mit der
Weitere Kostenlose Bücher