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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ihre Miene auf. »Aber okay, warum nicht? Es wird eine tolle Party.«
    Natürlich war es gar nicht so einfach, eine so große Hochzeitsfeier in sechs Monaten zu organisieren. Hilary und Walter Geary behaupteten, Reenee und Stevie
Deegan sprächen mit einem unverständlichen Akzent. Reenee und Stevie Deegan ihrerseits, echte Menschen vom Land, die praktisch seit Maeves Geburt auf diesen Tag hin gespart hatten, waren von Hilarys und Walters Städtergehabe nicht beeindruckt.
    Die heikle Situation, die entsteht, wenn Schwiegereltern sich aneinander reiben, wurde noch heikler, als gegen alle Erwartungen Hilary und Reenee eine unheilige Allianz eingingen, und Hilary ihre Verführungskünste bei Reenee anwandte, die riesige Ersparnisse hatte und bereitwillig lauschte.
    Plötzlich hatte Reenee Deegan die fabelhafte Idee, dass Maeve eine Kosmetikerin brauchte, einen Friseur, der auf Hochzeitsfrisuren spezialisiert war, außerdem künstliche Fingernägel und ein Hochzeitskleid von Harrods.
    »Harrods?«, sagte Maeve verzweifelt.
    »Ja, Harrods«, sagte Stevie Deegan und stellte sich breitbeinig hin, um seinen Plan kundzutun. »Wir fliegen alle zusammen nach London. Für unsere Maeve ist das Beste gerade gut genug.«
    »Aber Harrods ist … das ist ein Witz«, rief Maeve.
    »Es ist das teuerste Geschäft der Welt«, erklärte Reenee.
    »Das stimmt nicht.«
    »Das sagt Hilary.«
    »Und Walter auch«, fügte Stevie hinzu.
    »Und du brauchst mehr Farbe«, sagte Reenee. »Wie wir alle. Hilary kennt eine Frau, die uns mit Selbstbräuner einsprüht. Sie bringt ein kleines Zelt mit, damit man das Badezimmer nicht verschmutzt.«
    »Nein«, sagte Maeve mit aufkommender Panik. »Bloß kein Selbstbräuner. Ich wäre nicht mehr ich.«

    »Blamier uns nicht, Maeve«, sagte Stevie. »Hilary kennt sich aus. Sie sagt, in Irland heiratet keiner mehr, ohne mit Selbstbräuner nachzuhelfen. Sie weiß wirklich bestens Bescheid, und wir haben das Glück, sie zu kennen.«
    Doch ein Kleid von Harrods und Sonnenbräune aus der Sprühdose waren keineswegs Maeves einzige Sorgen. Da war auch noch David. Er stellte seine verletzten Gefühle nicht mehr so dramatisch zur Schau wie am Anfang, aber er weigerte sich noch immer, mit Maeve oder Matt zu sprechen. Manchmal sah David sie bei der Arbeit traurig an, aber wenn Maeve es bemerkte, wandte er schnell den Blick ab.
    »Sollen wir David einladen?«, fragte Maeve, die Gästeliste in der Hand.
    »Wen kümmert es, was mit ihm ist?«, sagte Matt fröhlich.
    »Ach, Matt.«
    »Er ist nicht mein Freund. Er ist nicht dein Freund.«
    »Aber wir haben ihm sehr wehgetan.«
    »Es ist jetzt schon fast ein Jahr her. Er sollte es langsam verwinden.«
    »Sei nicht so gemein.« Maeve machte ein Häkchen neben Davids Namen. »Wir laden ihn ein.«
    »Er wird nicht kommen.«
    »Vielleicht kommt er doch.«
    Maeve war sich nicht sicher, was schlimmer wäre – wenn er käme, oder wenn er nicht käme –, und sie wusste nicht, was geschehen würde, denn wie bei der Verlobungsparty ignorierte David die Einladung und schickte keine Antwort.

    Die Hochzeit selbst war ein Traum, und Maeve hatte mehr Freude an dem Tag, als sie erwartet hatte, vor allem weil sie sich hinsichtlich der Kunstbräune und des Kleids von Harrods durchgesetzt hatte. Doch trotz ihrer Freude spürte sie eine diffuse, kaum wahrnehmbare Angst. Den ganzen glücklichen Tag über – und er war wirklich glücklich – wartete sie auf etwas.
    Ihre Angst erreichte ihren Höhepunkt während der Trauung, als der Geistliche fragte, ob jemand einen Grund wüsste, warum Matt und Maeve nicht in der Ehe vereint werden sollten. David , dachte sie und hatte plötzlich die schreckliche Vorstellung, dass er mit einem Plakat in die Kirche stürmen und Matt beschuldigen würde, Maeve gestohlen zu haben. Vielleicht würde er mit Farbbeuteln um sich werfen oder weinen oder …
    Aber der Moment ging vorüber, und Maeve atmete wieder freier.
    Und dann war alles vorüber. Das Eheversprechen war gegeben, die Ringe waren getauscht, und sie und Matt gingen den Mittelgang entlang zum Ausgang, durch ein Meer von lächelnden Gesichtern und zu den brausenden Klängen der Orgel. Maeve fasste einen Entschluss: Wenn sie aus den Flitterwochen zurück waren, würde sie sich eine andere Stelle suchen. Es war David gegenüber nicht fair, dass er täglich mit ihrem Glück konfrontiert würde.
    Als Maeve diese Entscheidung getroffen hatte, konnte sie ihr Glück in Fülle auskosten.

    EINUNDDREISSIG TAGE

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