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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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    Katie wusste, wie es beim Fernsehen war: Man wurde nie fertig. Fionn hatte nicht gesagt, wann er vorbeikommen wollte, aber es konnte neun werden, auch später, je nachdem, wo gedreht wurde.
    Sie zog sich Freizeitklamotten an, die lässig und einfach wirken sollten. Sie versuchte mehrere Kombinationen, bevor sie zufrieden war, und dann war sie immer noch unschlüssig, welche Schuhe sie tragen sollte. Ihre Goldsandaletten bestimmt nicht, denn wer zog zu Hause Schuhe mit zehn Zentimeter hohen Absätzen an? Aber kaum hatte sie ihre Flip-Flops probiert, zog sie sie auch wieder aus, so entsetzt war sie darüber, wie kurz und dick ihre Beine damit aussahen.
    Die Pediküre vor Jasons Hochzeit war lange her, und die Hornhaut an ihren Fersen war zurück, ohne dass sie etwas dagegen unternommen hatte. Sollte es doch einfach geschehen!
    Wenn ich meine Füße mit Bimsstein glattgerieben habe, ist er da.
    Sie wusste, dass Fionn kommen würde. Sie war sich sicher. Zwischen ihnen war sofort etwas so Starkes, eine solche Gewissheit entstanden, auch wenn sie sich das nicht erklären konnte.
    »Sie können ganz auf mich vertrauen«, hatte er bei ihrer Begegnung am Morgen gesagt. »Sie können mir Ihr Leben anvertrauen.« Und obwohl es offen gestanden lächerlich war, dass ein Fremder das zu einem anderen sagte, wusste sie doch, dass es die Wahrheit war.

    Inzwischen waren ihre Fersen ziemlich glatt, er aber war immer noch nicht da, also rieb sie noch eine Weile und hörte dann auf. Wenn sie weiter ihre Fußsohlen so rubbelte, würde sie am nächsten Tag nicht gehen können.
    Sie war zu aufgeregt, um zu essen. Sie lief zwischen Wohnzimmer und Badezimmer hin und her, überprüfte ihr Make-up, überprüfte es noch einmal, wozu sie sich mit dem Handspiegel auf den Klodeckel stellte, weil so das Licht am besten war. Einerseits froh, aber auch bekümmert war sie, als sie einen großen Fleck nicht verriebener Grundierung sah. Wenn sie das jetzt nicht entdeckt hätte? Wenn sie sich auf das verlassen hätte, was sie bei normalem Licht im Spiegel über dem Waschbecken gesehen hatte? Und bedeutete das, dass sie meistens so rumlief, dass die Leute beim Anblick ihres Make-ups kicherten und sich in die Rippen stießen? Sollte sie Danno fragen? Oder vielleicht Lila-May – die war so gnadenlos ehrlich. In einem Anflug von Panik rannte sie ins Schlafzimmer und zog sich ein anderes Oberteil an. Es war falsch, ganz falsch, was hatte sie sich bloß dabei gedacht?

    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Viertel vor zehn schon, und Angst beschlich sie.
    Katie wusste, wie das beim Fernsehen war: Man wurde nie fertig, aber die Gewerkschaften saßen am längeren Hebel. Nach einer gewissen Anzahl von Stunden wurde die Zeit nach dem erstaunlich hohen Überstundensatz für technisches Personal berechnet. Das machte kein Regisseur mit. Fionn müsste schon längst da sein.

    Plötzlich verspürte sie Hunger, großen, großen Hunger und eine Gier nach Süßkram, aber ihre Küchenschränke waren leer. Sie konnte keine Süßigkeiten in der Wohnung haben, das würde sie zu sehr quälen, und sie würde alles aufessen müssen, nur, um endlich Ruhe zu haben. Sie aß eine Banane und wollte umgehend zwanzig weitere. Sie musste die Küche auf der Stelle verlassen.
    Sie würde sich eine DVD ansehen, einen kurzen Film, eine halbe Stunde lang, und wenn das vorbei war, wäre er da.
    Sie sah sich eine Episode von Star Stories an, die mit Simon Cowell, ihre Lieblingsepisode, und als das vorbei war, legte sie die mit Tom Cruise ein.
    Vielleicht würde sie bis elf warten.

    Er kam nicht.
    Was war sie doch für eine Idiotin, dass sie geglaubt hatte, er würde kommen. Auch gut, das hatte sich also erledigt! Abschminken, Feuchtigkeitscreme einmassieren und ins Bett! Oder sollte sie lieber voll geschminkt ins Bett gehen? Für den Fall, dass er in den nächsten fünf Minuten anrief … Nein! Sie rieb ihr Gesicht erbarmungslos – so lange, bis ihre Augen rot waren und die Haut fast wund.
    Arschloch, dachte sie mit einem so galligen Gefühl, dass sie über sich selbst erschrocken war. Sie musste aufpassen. Sie durfte nicht wieder in den Zustand geraten wie damals, als Jason Donanda kennenlernte. Sie wollte nicht noch einmal einen Kurs machen müssen. Oder von Granny Spade verfolgt werden.

    Sie knipste das Licht aus, und im nächsten Moment hörte sie Geräusche aus der Wohnung unter sich. Ein Stöhnen und das Schlagen von Holz auf eine Fläche. Wurden Möbel verrückt? So spät? …

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