Der hellste Stern am Himmel
auf dem Stäbchen erschienen war, sprach MaryRose ganz anders. Stolz erzählte sie Katie, sie habe gerade in der Vogue über sich selbst gelesen: Es gab einen Trend zur alleinstehenden vierzigjährigen Erstgebärenden. »Ich will ja nicht angeben, aber es könnte sein, dass ich in Irland die erste bin«, sagte sie. »Wenn das nicht cool ist! Ich bin Teil des Zeitgeists. Ich glaube, das ist mir noch nie passiert. Und das ganz ohne künstliche Befruchtung oder Samenspender oder Adoption eines Chinesenkinds. Ich habe echt Glück.«
Katie war völlig sprachlos. »Ich wusste gar nicht, dass du ein Kind wolltest«, sagte sie, worauf MaryRose antwortete: »Ich wollte auch keins, aber jetzt will ich eins.«
Wahrscheinlich lag es an den Schwangerschaftshormonen, war die Schlussfolgerung, zu der sie beide kamen.
Katie sprach MaryRose eine Nachricht aufs Band und überlegte, wen sie sonst noch anrufen konnte. Conall anzurufen, hatte keinen Sinn. Sie hatten schon telefoniert, und er war dann wieder an seine Arbeit gegangen, und sie wollte ihn nicht bei der Vernichtung von Arbeitsplätzen stören. Sinead war die Nächste, aber Sinead war in einer Bar und kaum zu verstehen, und sie wollte auch nicht woanders hingehen, wo man sie verstehen konnte, weil ein »scharfer Typ sie gerade anbaggern wollte«. Schließlich blieb ihr nur noch Naomi. Die hatte zwar kein Mitgefühl, aber sie wusste, wie es mit ihrer Mutter war.
»Ich habe mich gerade mit Mum gezankt.«
»Worüber?«
»Über nichts.«
»Daran musst du dich gewöhnen«, sagte Naomi. »Sobald du vierzig bist, gibt es andauernd Ärger und Streit.«
»Oh Mann! Das macht das Leben so anstrengend. Und dabei werde ich erst morgen vierzig.«
»Du hast dich eben gut vorbereitet.« Naomi hatte ihr empfohlen, mit achtunddreißig anzufangen. »Sag dir immer: ›Ich bin vierzig, ich bin vierzig, ich bin vierzig‹, damit du, wenn es wirklich so weit ist, nicht völlig am Boden zerstört bist.«
Sinead hatte ihr allerdings das genaue Gegenteil geraten. »Du musst es leugnen, das ist die einzige Möglichkeit. Auch wenn es so weit ist, tu so, als wärst du neununddreißig. Und hör nie auf, so zu tun. Bis du stirbst. Dann finden die Leute es natürlich heraus und sind schockiert, aber du bist dann tot, da kann es dir ja egal sein.«
»Gut, dass du anrufst«, sagte Naomi. »Ich wollte nämlich fragen … hast du was dagegen, wenn Dawn am Samstag zu deinem Geburtstagsessen kommt? Seit sie das Baby hat, also seit immerhin sieben Monaten, ist sie nicht ein einziges Mal ausgegangen.«
Dawn war Naomis Freundin, nicht Katies, aber Katie hatte nichts dagegen. »Ja, meinetwegen, warum nicht?«
»Wer kommt sonst noch?«
»MaryRose, Sinead und Tania.«
»Ach, Tania kommt auch!« Naomi klang erfreut.
»Wenigstens eine, mit der ich was gemeinsam habe.« Tania war verheiratet und hatte zwei Kinder. »Anders als deine verbitterten Single-Freundinnen.«
»Sie sind nicht verbittert! Nicht verbitterter als ihr Verheirateten, die ihr immer davon redet, wie sehr ihr eure Ehemänner verabscheut. Außerdem ist MaryRose nicht gerade ein Single!«
»Ihr Freund – auch wenn er der Vater ihrer kleinen Tochter ist – lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern zusammen und zahlt nur unregelmäßig Unterhalt, außerdem hat er Vivienne seit vier Monaten nicht gesehen. Du kannst mir glauben, Katie, MaryRose ist eindeutig ein Single.«
Daraufhin herrschte Schweigen, und Katie bedauerte sehr, dass es ihr nie gelang, etwas vor Naomi geheim zu halten. Nie. (Abgesehen von einem spektakulären Geheimnis, das ihren Bruder Charlie betraf – Conall hatte es in Erfahrung gebracht –, und das würde sie bis zu dem Zeitpunkt geheim halten, wo seine Enthüllung richtig einschlagen würde.) Dann sagte sie: »Du solltest mal darauf achten, Naomi, langsam wirst du wie Mum.«
ACHTUNDFÜNFZIG TAGE …
Als sie in der Schlange vor dem Samara, einem Nachtclub, standen, trafen sie eine Männerparty von Sikhs, und einer von ihnen hatte die Idee, den Viking Splash zu kidnappen. Lydia war sofort dafür, denn sie hasste es, in der Schlange zu stehen, es war so erniedrigend.
»Du bist so ungeduldig«, hatte Shoane gesagt, als sie sich hinten anstellten. Shoane wollte unbedingt ins Samara; sie hatte neue rote Schuhe an, die sie inzwischen
überall in Dublin vorgezeigt hatte, und jetzt sollten die Leute im Samara auch in den Genuss kommen. »Es ist Poppys Junggesellinnenabschied«, sagte sie. »Du musst alles tun, was sie
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