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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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leid.«
    »Du kannst ihr nicht das Wasser reichen«, sagte David
mit zitternder Stimme zu Matt. »Du bist nichts, du … Anzugträger.« Wieder sah er Maeve durchdringend an. »Und du, ich weiß nicht, was du vorhast, du wohl auch nicht. Aber es ist nicht vorbei, denk das bloß nicht.«
    ACHTUNDFÜNFZIG TAGE …
    Katie hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, stundenlang hatte sie sich abgemüht, die Medien für einen wenig bekannten Sänger und Songwriter, der als »der nächste große Star« tituliert wurde, zu interessieren. Endlich war sie zu Hause, ausgestreckt auf ihrem Sofa, im Fernsehen lief The Gilmore Girls , und überlegte, ob sie nicht lieber aufstehen und ins Bett gehen sollte, als ihr Telefon klingelte. Kaum jemand benutzte dieser Tage noch den Festnetzanschluss, außer ihrer Mutter. Und die war jetzt am Apparat. Katie erwog, nicht dranzugehen, aber sie wusste genau, dass ihre Mutter es immer wieder versuchen würde, bis Katie endlich aufgab.
    »Mum?«
    »Woher wusstest du, dass ich …? Ich mag das gar nicht, es irritiert mich.«
    »Wie geht es dir, Mum?«
    »Ich wollte dir jetzt schon mal alles Gute zum Geburtstag wünschen, weil ich morgen so viel zu tun habe.«
    »Ach so. Danke. Und danke für den Brotkasten.«
    »Nicht so spektakulär wie eine Uhr aus Platin, aber nützlich.«

    »Nützlich, ja genau.«
    »Vierzig, Katie. Schwer zu glauben, nicht? Wo nur die Zeit geblieben ist? Wo ich dich schon am Apparat habe – vielleicht solltest du mal überlegen, was du mit deinen Haaren machen kannst.«
    »Was ist mit meinen Haaren?«
    »Sie sind sehr lang.«
    »Ein bisschen mehr als schulterlang.«
    »Aber du bist jetzt vierzig. Du musst auch wie vierzig auftreten.«
    Penny Richmond, ihre Mutter, lebte nach einem strengen, von Angst bestimmten Code. Sie hatte lauter Regeln, über deren Ursprung Katie im Unklaren war. (Zum Beispiel: Wenn man die Fassade seines Hauses nicht alle vier Jahre streichen ließ, konnte die Gemeinde zu Recht eine öffentliche Auspeitschung verlangen. Wenn man hörte, dass der Nachbar seine Frau allabendlich grün und blau schlug, würde man eher seine Zunge an der Wand festnageln, als es anderen gegenüber zu erwähnen; außerdem musste man alle Einladungen wahrnehmen, auch wenn man die anderen Gäste nicht ausstehen konnte, denn Unhöflichkeit konnte tödlich sein.)
    »Und die Farbe, Katie. Du darfst sie nicht mehr so dunkel färben.«
    »Aber das ist meine natürliche Farbe. Ich lasse sie doch nur am Ansatz nachfärben.«
    »Es ist doch hinreichend bekannt, dass der Teint mit dem Alter blasser wird und –«
    Katie konnte nicht an sich halten. »Mum, ich weiß, dass man die Haare heller färben soll, aber ich mag meine Haare so, wie sie sind.«

    Ein Quieken, fast ein Aufschrei, war in der Leitung zu hören, gefolgt von einem langen, empörten Schweigen. Katie war von ihrer eigenen Waghalsigkeit verblüfft: Sich mit Penny Richmond, Märtyrerin vor dem Herrn, anzulegen, führte ins sichere Verderben.
    »Tut mir leid, Mum«, sagte Katie verlegen. »Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.«
    Mit zittriger Stimme sagte Penny: »Das weiß ich auch nicht. Es wäre töricht, so zu tun, als wäre ich nicht verletzt, Katie. Aber es ist dein Geburtstag, ich werde mir also Mühe geben, es schnell zu vergessen.«

    Als Katie das Gespräch mit ihrer Mutter beendet hatte, wählte sie die Nummer von MaryRose. »Geh dran, geh bitte dran«, betete sie, aber es schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Das kommt davon, wenn die beste Freundin versehentlich ein Kind von einem verheirateten Mann bekam. Sie hatte so gut wie nie Zeit zuzuhören, wenn Katie über ihre Mutter klagen wollte, weil sie die ganze Zeit damit beschäftigt war, Fläschchen zu sterilisieren oder Süßkartoffeln zu Brei zu stampfen oder mit einem schreienden, zahnenden Kind in der Wohnung herumzulaufen.
    Katie wusste nicht, wie MaryRose mit ihrem Leben zurechtkam, und MaryRose selbst hatte gedroht, von der Brücke über der Stillorgan-Schnellstraße zu springen, als sie im Alter von neununddreißig Jahren plötzlich schwanger war. Sie war so alt, sagte sie – sie würde über vierzig sein, wenn das Kind kam. Außerdem, wie war es passiert? Anscheinend waren alle Frauen in der Welt auf künstliche Befruchtung angewiesen, nur sie,
praktisch schon in den Wechseljahren, war nach einem einzigen kondomlosen Abenteuer sofort schwanger geworden. Es war eine verkehrte Welt!
    Doch wenige Tage, nachdem die erschreckende blaue Linie

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