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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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gesehen hatte, und bei diesem Gedanken hätte sie sich beinahe übergeben müssen.
    Ihr Magen hob sich noch mehr, als er einen Schalter umlegte und damit ihren Körper aus dem Wasser des Tanks hob. Er zog den Lifter mit sich, die Hände fest um die zentrale Stange gelegt, von der sie herabhing. Jetzt, da die Räder mit ihrem Gewicht belastet waren, hörte es sich leiser an.
    Er bringt mich woandershin, um mich zu töten, dachte Sarah.
    Als er sie durch die Tür in den Nachbarraum zog, in dem sanftes Kerzenlicht schimmerte, blickte sie zurück und sah den Sauerstoffbehälter unter dem Isolationstank und die niedrige Raumdecke. Dies mochte das Letzte gewesen sein, was die anderen Frauen gesehen hatten, je nachdem, wie viel sie überhaupt noch hatten wahrnehmen können. Wenigstens war es für sie kein endloses Martyrium des Aufwachens und Einschlafens gewesen, das sich bis zur Hysterie steigerte, bevor das Gehirn nach und nach abstarb.
    Das Fehlen von natürlichem Licht bestätigte ihr, dass sie sich tatsächlich in einem fensterlosen Keller befand. Ihre Angst verstärkte sich noch. Bei dem Gedanken, in einem dunklen Keller von der Hand eines Verrückten zu sterben, hätte sie am liebsten laut aufgeschrien.
    Ihr Arm streifte den Türrahmen und versetzte das Tragetuch in Schwingungen, was es ihm ein wenig erschwerte, sie zu einem Tisch zu ziehen. Sie wusste sofort, dies war der Ort, an dem er sie ablegen würde. Der Tisch war mit rotem Samt bedeckt, und an seinem Fuß stand eine lange Metallkiste.
    Als er die Apparatur herumschwenkte, fiel ihr sein Schädel ins Auge, feuchtes, schwarzes glänzendes Haar um seine kleinen, garnelenähnlichen Ohren.
    Wie du deine Mutter hasst , dachte sie. Und ich muss jetzt dafür bezahlen.
    Die Decke drehte sich langsam, während sie herumgeschwenkt wurde. Der Lifter ließ sie mit einem summenden Geräusch herunter. Ihr Hinterteil berührte die Tischplatte als Erstes, das Ganze erinnerte sie an den Altar in der Schulkapelle. Religion , dachte sie. Der Mensch und seine blutigen Rituale.
    Aber diese Zeremonie kam ohne Gesang, ohne Geräusche und künstliche Dramatik aus.
    Es gab noch eine Tür zu einem dritten Raum. Sie wusste intuitiv Bescheid. Dort befanden sich die Überreste der Babys. Unter der Ausdünstung des Herodes-Killers roch sie jetzt den Geruch von Holzkohle und den chemischen Gestank von Formaldehyd.
    Sie wusste, dass er bisher kein Feuer verwendet hatte, da die anderen Frauen keine Brandspuren aufgewiesen hatten.
    Aber es gab ein erstes Mal für alles, so auch für Feuer. Sie musste all ihre Willenskraft aufbringen, um nicht loszuschreien.
    Sie hörte, wie ein Streichholz trocken über die Reibefläche der Schachtel ratschte.
    «Kannst du mich hören?», fragte er.
    Die Flamme flackerte zwischen seinem Gesicht und ihren Augen. Er starrte sie eindringlich an.
    Er führte die Flamme näher und sagte: «Das ist nicht für dich, dieses heilige Feuer. Es ist für dein Baby. Sagt der Name Alessio Capaneus dir etwas? Nein? Warum auch.»
    Die Flamme umflackerte das Streichholz und erlosch dann an dem schmalen Holzstäbchen zu einem blauen Tod. Ein grauer Rauchfaden stieg davon auf. Er blies ihn weg, und sein Atem legte sich heiß auf ihre Augen und strich ihr Gesicht hinunter.
    «Kannst du das hören?», fragte er. Er schüttelte die Streichholzschachtel mit vielen klappernden Hölzchen. Ein weiteres Streichholz wurde auf der rauen Reibefläche angestrichen. «Kannst du? Kannst du es hören?»

[zur Inhaltsübersicht]
    65
    Rosens Blick senkte sich auf die Geschwindigkeitsanzeige. Bellwood saß am Steuer und beschleunigte auf hundertneunzig. Auf dem Beifahrersitz hatte Rosen förmlich gespürt, wie jedes Langsamerwerden und Kuppeln an ihren Nerven gezerrt hatte, wenn sie auf dem quälend langen Weg aus der City heraus schalten musste.
    Die gellenden Sirenen des Wagens an der Spitze und der nachfolgenden Fahrzeuge waren ein Echo des Getöses in Rosens Kopf, denn dort konnte er sich nicht vor der Vorstellung verstecken, den nackten Körper seiner Frau zu sehen, kalt, verletzlich und wehrlos gegen den Stich in ihr Herz und den Schnitt in ihre Gebärmutter.
    «David?», sagte Bellwood.
    Zunächst reagierte er nicht, aber nach einer Weile gab er zurück: «Können Sie nicht schneller fahren?»
    «David, die Polizeikräfte von drei Bezirken tun, was sie können, um die Straßen zwischen London und den South Downs frei zu halten. Sie können nicht jede Seitenstraße absperren. Wenn jemand

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