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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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‹Erlaubnis erteilt, Gesuch angenommen.› Flint ging nach Kenia.»
    Von draußen hämmerte Regen gegen die Scheiben.
    «Father Sebastian Flint ist also nach Kenia aufgebrochen. Wie ging es mit ihm dort weiter?»
    «Er wurde von einem hysterischen Mob gelyncht», antwortete Alice emotionslos.
    «Wie bitte?» Rosen richtete sich ein wenig auf seinem Stuhl auf. «Warum denn?»
    «Flint war ein Exorzist.»
    David Rosen, zeit seines Lebens ein Skeptiker, hielt den Mund fest geschlossen und rief sich in Erinnerung, dass die Frau ihm gegenüber die maßgeblichen Entscheidungen ihres Lebens aufgrund eines Glaubens gefällt hatte, der für ihn wenig oder gar keinen Sinn ergab.
    «Ich weiß, was Sie jetzt denken», sagte Alice. «Besessensein durch einen Dämon in einem nicht westlichen Kontext läuft hier auf eine Geisteskrankheit hinaus.»
    «Warum ist er gelyncht worden?», fragte David.
    «Flint ist mit Ende zwanzig als vollkommen gesunder Mann nach Kenia gegangen, aber zwölf Monate später zurückgekehrt, als hätte ihn jemand gegen die Tür des Todes geschleudert. Er war in einem ländlichen Bezirk im Hochland des südwestlichen Kenia nördlich des Viktoriasees eingesetzt. Es begann mit einem ersten Fall, einem fünfzehnjährigen Jungen aus einer kleinen Gruppe nomadisierender Bauern. Der Junge verfiel in konvulsivische Zuckungen und geriet dann in einen Zustand der katatonischen Starre. Seine Großmutter – sie war die Ärztin, Rechtskundige und Wahrsagerin der Familie – versuchte alles, aber dem Jungen war nicht zu helfen. Bis … eines Morgens die Sonne aufgeht. Der Junge ist verschwunden. Man ging ihn suchen. Er war nicht zu finden. Er war nachts aufgestanden und weggegangen. Die erste Nacht und die zweite Nacht kamen und gingen. Die dritte Nacht kam. In dieser Nacht krachte der Hammer nieder.
    Er kam zurück und überfiel seine schlafende Familie. Die Nachbarn hörten die Schreie, eilten herbei und griffen ein. Der Junge entkam bei dem Aufruhr, nahm dabei aber eine Machete mit. Er stieß auf einen Ziegenhirten, einen kleinen Jungen. Dann stieß er auf die Ziegen. Sie fanden das, was von dem kleinen Jungen übrig war, an zwölf verschiedenen Stellen. Die Nachricht breitete sich aus, und eine Panik setzte ein. Sebastian befand sich zwölf Meilen entfernt. Hunderte von Männern versammelten sich, um das besessene Kind zur Strecke zu bringen. Sie holten es ein, und kurz darauf stieß Sebastian dazu.
    Der Junge stand auf einem Felsbrocken, geiferte wirres Zeug auf die Menge hinunter und schwang eine Machete. Keiner wagte sich in seine Nähe, nur Sebastian. Er befahl dem bösen Geist, aus dem Jungen zu weichen. Der Geist kannte Sebastian. ‹Wir haben auf dich gewartet›, sagte er durch den Jungen. Dann verließ er das Kind. Es kehrte Ruhe ein. Ein paar Tage lang. Dann gab es zehn Meilen nördlich einen neuen Fall von Besessenheit und ein weiteres Massaker.»
    «Auf finstere Weise hat das doch etwas Beruhigendes, oder?», meinte David Rosen.
    «Was?»
    «Nicht nur wir in den entwickelten Ländern sehen alt aus, wenn ein Teenager durchdreht.»
    Rosen dachte über den Gegensatz nach. Hätten diese besessenen Kinder in Milwaukee gelebt, wären sie mit Schnellfeuerwaffen ausgerüstet gewesen, und es hätte viel mehr Tote gegeben. Sie wären in den Speisesaal der Schule gestürmt und hätten wild drauflosgeballert. Wir geben dem Fernsehen und den Videospielen die Schuld, sie dem Teufel , schlussfolgerte er.
    «Wie kam es, dass Father Sebastian schließlich gelyncht worden ist?»
    «Er hatte eine mächtige Gabe. Die Teufel erkannten ihn, genau wie sie Jesus in den Evangelien erkannten. Sie hatten Angst vor ihm. Er trieb in drei Monaten zehn Teufel aus, und jedes Mal war der Dämon anders und stärker. Wie also kam es, dass er schließlich gelyncht wurde? Der zehnte Teufel nahm Wohnung in Sebastian, der zehnte Teufel war den Berichten der kenianischen Augenzeugen zufolge der Satan selbst.»
    «Wollen Sie damit sagen …» Rosen wählte seine Worte so sorgfältig, als pflückte er Brennnesseln mit der bloßen Hand. «Wollen Sie sagen, dass Father Sebastian dem Muster dieser anderen Besessenen gefolgt ist und tatsächlich unter dem Einfluss eines bösen Geistes Menschen in ihren Betten ermordet hat?»
    «Dazu schweigt die Geschichte sich aus. Er wurde von dem Mob angegriffen, brutal verprügelt und als tot liegen gelassen. Ich sehe Ihre Skepsis, Mr. Rosen, sie steht Ihnen ins Gesicht geschrieben.»
    «Nein, Alice, ich

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