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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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Fürchten gelehrt.»
    «Wie hieß er?»
    «Ian Brady.»
    «Sie müssen verstehen, Father Sebastian Flint ist unser Ian Brady. Er ist ein Mann wie aus Albträumen, mit ihm erschreckt man sogar heute noch die kleinen Kinder.»
    Rosen lenkte seinen Wagen auf einen Parkplatz mit Parkscheinautomat.
    «Danke, Sergeant Kimurer. Sie sind uns eine große Hilfe.»
    «Detective Rosen, wenn Sie sich diesem Mann nähern, dürfen Sie nicht vergessen, dass er kein Gewissen hat. Kehren Sie ihm also niemals den Rücken. Verstehen Sie?»
    «Ich verstehe», sagte Rosen.
    Als Sergeant Kimurer aufgelegt hatte, drückte Rosen der Klumpen in seinem Magen noch schlimmer.
    In wenigen Stunden würde er Flint Auge in Auge gegenüberstehen.

[zur Inhaltsübersicht]
    33
    «Ich glaube, ich war noch nie im Leben so nervös», sagte Sarah. Er hätte gerne erwidert: Es wird schon alles klappen, aber es fiel ihm nicht mehr ein als: «Machen wir einfach einen Schritt nach dem anderen.»
    Sie traten zum Empfang der Abteilung für pränatale Medizin im St Thomas’s Hospital.
    «Ich bin wegen einem Ultraschall hier», erklärte Sarah.
    «Ihr Name bitte?», fragte die Empfangsdame, ohne von ihrem Bildschirm aufzublicken.
    «Sarah Rosen.»
    Die Empfangsdame scrollte durch die Liste auf ihrem Computer.
    «Sie stehen nicht da.»
    Sarah wollte es erklären, aber ihre Worte verwirrten sich.
    «Wir sind ein Notfall …», versuchte es Rosen.
    «Gut, aber Ihre Unterlagen sind auch nicht da.»
    In diesem Moment kam eine andere Frau herbei, eine dicke Patientenakte mit einem gelben Post-it-Zettel in der Hand, und warf sie auf den Tisch.
    «Das ist meine Akte», sagte Sarah, die ihren Namen in Großbuchstaben auf dem zerfledderten Papierpacken erkannte.
    «In Ordnung, setzen Sie sich bitte.»
    Sarah nahm sich eine Broschüre vom Tisch vor ihnen, während Rosen sich umschaute, aber niemandem in die Augen sah.
    Obgleich etwa dreißig Mütter da waren, zu deren Unterstützung die Partner, Eltern oder Freundinnen mitgekommen waren, war es im Wartezimmer merkwürdig still, als wären selbst ein paar Worte irgendwie eine gefährliche Sache.
    «Was liest du, Sarah?»
    «Nur eine Broschüre.»
    Sie reichte sie Rosen. Eine lächelnde Mutter, deren T-Shirt über dem runden Bauch nach oben gerutscht war und die die Hände über dem Schambein gefaltet hielt. Das Model war eine junge Frau, und angesichts der Gesundheit, die sie ausstrahlte, würde ihre Schwangerschaft gewiss der reinste Spaziergang werden. Sie hielt ihr Wohlbefinden zweifellos für selbstverständlich.
    «Was denkst du?», fragte Sarah.
    «Ich denke, dass wir absolut realistisch sein müssen», antwortete Rosen.
    «Könntest du dich ein bisschen präziser ausdrücken?»
    Er wollte die Worte nicht aussprechen, er wusste nicht einmal, wie er es sagen sollte, aber er versuchte es trotzdem. «Wir schaffen es vielleicht nicht.»
    «Ja», erwiderte sie, die Stimme brüchig vor Angst. «Ich weiß.» Sie sah ihren Mann an. «Es ist einfach so ungerecht.» In ihren Augen schwammen Tränen, aber sie holte tief Luft und wehrte sich mit ihrem ganzen Mut.
    Ihre Blicke begegneten sich zärtlich, und im gleichen Augenblick spürten sie eine tiefe Verbundenheit. Noch einmal ein Kind zu verlieren wäre unerträglich.
    «Wir müssen uns einfach gegenseitig helfen», sagte Rosen. «Tag für Tag, wenn es nicht so kommt, wie wir es wollen.»
    «Ich weiß, dass du mir helfen wirst, was auch immer geschieht.»
    Das Gewicht ihrer gemeinsamen Geschichte traf Rosen plötzlich hart. Zu seiner Beschämung stellte er fest, dass er seine Frau nicht anschauen konnte. In diesem gnadenlos öffentlichen Raum musste er sich von der Situation distanzieren.
    In der Sitzreihe gegenüber fiel ihm ein junger Mann auf, der ihn anstarrte, und er fragte sich automatisch, wofür er ihn verhaftet hatte und wann. Er ging rasch eine innere Liste durch und entschied, dass er nichts dergleichen getan hatte. Der junge Mann und seine Freundin, beide um die siebzehn und in zueinander passenden Trainingsanzügen, spürten die Härte von Rosens Blick und sahen weg.
    «Was ist denn mit denen los?», fragte Sarah.
    «Vielleicht die Vorstellung, dass wir in unserem Alter eine sexuelle Beziehung haben und ein Kind zeugen. Zumindest vermute ich das.»
    Er sah zu, wie der Zeiger der schlichten, weißen Wanduhr von einer Minute nach drei auf Viertel nach drei vorrückte, und spürte voll Unbehagen, wie sich sein Gewissen meldete. Unruhe ergriff ihn, weil er am einen Ort

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