Der Herodes-Killer
Phillip da?»
«Er ist oben.»
«Kann ich mit ihm sprechen?»
«Er schläft gerade, und ich möchte ihn nicht wecken. Keine Sorge, Mr. Rosen, sobald er wach und aufnahmefähig ist, werden wir ihm Bescheid sagen.»
«Es tut mir zutiefst leid.»
Sie sah aus, als suchte sie nach den richtigen Worten. Rosen blieb stehen und wartete ab.
«Im einen Moment wünsche ich mir, ich wäre blind und taub, um nichts von alldem sehen oder hören zu müssen. Aber dann, im nächsten Moment, wünsche ich mir, ich könnte einschlafen und nie wieder aufwachen. Danach sehne ich mich am meisten. Ich glaube nicht, dass Sie jemals verstehen können, wie es sich anfühlt, in meiner Haut zu stecken.»
Rosen nickte und senkte den Blick. Es gab einfach nichts, was er sagen konnte, obwohl er es sich wünschte.
Als sie die Haustür aufmachte, um ihn hinauszulassen, fiel Rosens Blick auf einen dunklen Fleck auf dem Teppich, direkt unter dem Hochzeitsfoto von Phillip und Julia. Es war das Ultraschallfoto ihres Babys, das seiner Großmutter aus der Hand gefallen sein musste.
Rosen bückte sich, hob das Bild auf und reichte es Julias Mutter.
Sie betrachtete das Foto und sah dann Rosen an.
«Dann ist nun also wohl Schluss mit uns.»
Sobald er über die Schwelle getreten war, hörte Rosen, wie die Tür hinter ihm zufiel. Als er am Gartentor zu dem Grundstück stehen blieb, bemerkte er einen kleinen Fetzen blau-weißes Absperrband, einen Hinweis auf die Anwesenheit der Polizei vor kurzem. Obwohl Julias Zuhause nun kein Tatort mehr war, der untersucht wurde, würde es für die Hinterbliebenen immer der Ort einer Tragödie bleiben – wo etwas Unerträgliches geschehen war, etwas, was sie für immer aushalten mussten.
Er stieg in seinen Wagen, fuhr aber nicht sofort los. Stattdessen tat er das, wonach er sich schon den ganzen Tag gesehnt hatte. Er rief Sarah an.
«Hallo, David?»
«Sarah, wo bist du?»
«Ich bin in der Schule.» Das gefiel ihm. Es war ein sicherer Ort. «Und wo bist du?»
«Ich habe gerade Julia Catons Eltern besucht.»
«Das tut mir leid.»
«Ist mit dir alles in Ordnung, Sarah?»
«Eigentlich nicht. Ich bin vollkommen verdattert, ich bin außer mir vor Freude, und ich zittere vor Sorge. Und du?»
«Genauso.»
«Meinst du, du schaffst es heute Nachmittag zum Ultraschall?»
Ihre Worte schienen seinen Kopf zu umströmen.
«David, bist du noch da?»
«Ja, bin ich, ich bin hier.»
«Schaffst du es heute Nachmittag zum Ultraschall?»
«Ja», antwortete er mit einer Gewissheit, die er nicht wirklich empfand. Sein Polizisteninstinkt sagte ihm, dass etwas Abscheuliches bevorstand, etwas, das er nicht übergehen konnte. «Ich liebe dich», sagte er, und ein Schauer schlechten Gewissens lief über seinen Schädel.
Im Hintergrund läutete eine schrille Klingel, und Sarah sagte: «Ich treffe dich um drei an der Empfangstheke des St Thomas’s. Ich muss jetzt los.»
Und damit legte sie auf.
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32
Als Rosen kurz nach 14.15 Uhr von der Albert Bridge Road zum St Thomas’s Hospital fuhr, läutete sein Handy in der Freisprecheinrichtung auf dem Armaturenbrett. Er schaltete auf Lautsprecher und erwartete einen weiteren Zwischenbericht aus der British Library, dass Father Flint sich nicht von seinem Lesetisch wegbewegt habe.
«DCI Rosen.»
«Hallo?» Deutlich, fragend und dem Klang der männlichen Stimme nach afrikanisch. Es folgte ein unbehagliches Schweigen. «Ist dort Detective Chief Inspector David Rosen, Metropolitan Police, England?»
«Ja, richtig, mit wem spreche ich?»
«Ich habe mich vor einer Stunde mit Ihrer Assistentin Detective Sergeant Carol Bellwood unterhalten. Ich bin Sergeant Joseph Kimurer, kenianische Polizei.»
Rosen hielt am Ende einer kurzen Schlange vor einer roten Ampel.
«Ihre Assistentin hat mir Ihre Nummer gegeben.»
«Danke für Ihren Rückruf, Sergeant Kimurer.»
«Es ist mir ein Vergnügen.»
«Zweifellos hat Detective Sergeant Bellwood sich bei Ihnen nach Father Sebastian Flint erkundigt. Haben Sie Informationen, die Sie uns mitteilen können?»
«Können wir vertraulich miteinander reden?»
«Das können wir.»
«Father Sebastian Flint ist im Uasin Gishu District ein wohlbekannter Name.»
Rosen schaltete in den ersten Gang und rollte hinter den anderen Wagen her über die Kreuzung.
«Berühmt wird man aus unterschiedlichen Gründen, Sergeant Kimurer. Woher rührt Father Sebastian Flints Anspruch auf Berühmtheit in Ihrem Teil der Welt?»
«Er kam im Namen
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