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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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unterhalten?«
    »Unterhalten?«
    »Reden, meine ich«, erwiderte Tim, während er sich seine Pfeife anzündete, ein großer, umgewandelter Milchseparator voller Klappen und Drehscheiben. »Seid ihr hier, weil dicke Luft ist?«
    »Sozusagen«, gab Frito vernünftigerweise zu. »Wir haben hier diesen Ring der Macht und … ach herrje!« Frito hielt inne, aber zu spät; er konnte es jetzt nicht zurücknehmen.
    »Oh, super!«, sagte Tim. »Lass mal sehen.«
    Widerstrebend gab Frito ihm den Ring.
    »Ziemlich billiges Zeug«, fand Tim und warf ihn zurück. »Selbst der Schund, den ich bei den Zwergen versetze, ist besser.«
    »Verkauft Ihr Ringe?«, fragte Mopsi.
    »Klar. Ich habe einen Sandalen- und Amulettladen in der Touristensaison. Damit verdiene ich mir den Stoff für die Wintermonate, versteht ihr, was ich meine?«
    »Womöglich werden nicht viele von uns übrig bleiben, um die Wälder aufzusuchen«, sagte Frito ruhig, »wenn Sauerkopfs Pläne nicht vereitelt werden. Wollt Ihr Euch uns anschließen?«
    Tim schüttelte sein Haar. »Lass mich zufrieden, Mann. Ich bin Wehrdienstverweigerer … will keinen Krieg mehr. Kam hierher, um mich vor der Einberufung zu drücken, blickste durch? Wenn mich einer zur Schnecke machen will, sage ich ›super‹ und geb ihm Blumen und Liebesperlen. ›Liebe‹, sag ich zu ihm, ›kein Krieg mehr‹, sag ich. Bin sowieso wehrunfähig.«
    »Keinen Mumm mehr!«, flüsterte Spam brummend Mopsi zu.
    »Nein, Mumm hab ich«, sagte Tim und deutete auf seine Schläfe, »kein Hirn mehr.«
    Frito lächelte diplomatisch, wurde aber plötzlich von heftigen Bauchschmerzen befallen. Seine Augen begannen sich zu verdrehen, und ihm wurde sehr schwindlig. Wahrscheinlich verhext von der süßen Banshee, dachte er, als seine Ohren mit einem Mal wie eine Zwergen-Ladenkasse klingelten. Seine Zunge fühlte sich dick an, und sein Schwanz begann zu vibrieren. Er drehte sich zu Spam um und wollte ihn fragen, ob es ihm auch so gehe.
    »Zanken-Ranken Gedanken Gerangel?«, fragte Frito.
    Aber es machte nichts, denn er sah, dass Spam es sich seltsamerweise in den Kopf gesetzt hatte, sich in einen großen rosa Drachen zu verwandeln, der einen Anzug mit Weste und einen steifen Strohhut trug.
    »Was hast du gesagt, Herr Frito?«, fragte das elegante Reptil mit Spams Stimme.
    »Faselhans, fuderweise Firlefanz«, sagte Frito verträumt und fand es merkwürdig, dass Spam im Spätherbst einen Strohhut trug. Als er zu den Zwillingen hinübersah, stellte er fest, dass sie sich in Kaffeemaschinen verwandelt hatten, die wie verrückt filterten.
    »Fühl mich nicht sehr gut«, sagte der eine.
    »Mir ist schlecht«, erklärte der andere.
    Tim, jetzt eine sechs Fuß große, recht hübsche Karotte, lachte laut und verwandelte sich in eine Parkuhr. Frito, dem schwindlig war, da eine mächtige Haferschleimwelle sein Gehirn überflutete, achtete nicht auf die Sabberpfütze, die sich auf seinem Schoß sammelte. Es gab eine geräuschlose Explosion zwischen seinen Ohren, und voll Schrecken beobachtete er, wie sich der Raum auszudehnen und zu pulsieren begann wie heiß gemachtes Plastilin. Fritos Ohren wuchsen, und seine Arme wurden zu Federballschlägern. Im Fußboden entstanden Löcher, aus denen Erdnusskrokant mit Giftzähnen herauskam. Etwa zwanzig getüpfelte Kakerlaken vollführten auf seinem Magen einen Stepptanz. Ein Schweizer Käse wirbelte ihn zweimal im Walzertakt durch den Raum, und seine Nase fiel ab. Frito machte den Mund auf, um etwas zu sagen, und ein Haufen fliegender Regenwürmer kam heraus. Seine Gallenblase sang eine Arie und trommelte ein bisschen auf seinem Blinddarm herum. Er war im Begriff, das Bewusstsein zu verlieren, aber ehe es ganz weg war, hörte er ein sechs Fuß großes Waffeleisen kichern: »Wenn du jetzt dabeibleibst, warte nur, bis der Flash kommt!«

 

     
     
    Der goldene Glanz des späten Morgens wärmte das Gras schon, als Frito endlich aufwachte; sein Kopf war schwer mitgenommen, und der Geschmack in seinem Mund erinnerte an den Boden eines Vogelkäfigs. Als er sich mit schmerzenden Gliedern umsah, erkannte er, dass er und seine drei noch schlafenden Gefährten direkt am Waldrand lagen, und vor ihnen erstreckte sich der vierspurige Karrenweg, auf dem sie nach Brie gelangen würden! Von Tim Benzedrin keine Spur. Frito überlegte sich, ob die Ereignisse des letzten Abends vielleicht der wirre Traum eines Boggies gewesen sein könnten, dem verdorbener Kartoffelsalat auf den Magen geschlagen war.

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