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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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mundfaul. »Wollense ’n Zimmer?«
    »Ja«, antwortete Frito und warf seinen Gefährten verstohlen einen Blick zu. »Wir sind in die Stadt gekommen, um ein bisschen Urlaub zu machen, nicht wahr, Jungs?«
    »Urlaub«, sagte Mopsi und zwinkerte Frito auffällig zu.
    »Bloß ein bisschen Urlaub«, bestätigte Pepsi und nickte wie ein Idiot mit dem Kopf.
    »Wollen Sie sich bitte alle hier eintragen«, sagte der Empfangschef durch seine falsche Schnauze. Frito nahm den am Tisch angeketteten Federkiel und trug die Namen ALIAS SPITZEL, IWAN MUSSGEHEIM, JOHANN GEISS-SCHMIDT und IMA PSEUDONYM ein.
    »Gepäck, Herr … Spitzel?«
    »Nur die Säcke unter den Augen«, murmelte Frito und wollte sich zum Speisesaal aufmachen.
    »Na ja«, kicherte der Empfangschef, »lassen Sie diese Säcke ruhig hier, und Ring frei für einen Pagen.«
    »Schön«, sagte Frito und eilte von dannen.
    »Nun amüsieren Sie sich gut«, rief der Empfangschef hinter ihnen her, »und wenn Sie irgendetwas wünschen, läuten Sie einfach: Ring frei!«
    Als sie außer Hörweite waren, wandte sich Frito besorgt an Spam. »Meinst du, er weiß etwas?«, flüsterte er.
    »Nö, Herr Frito«, sagte Spam und massierte sich den Magen. »Jetzt wollen wir Futter fassen!«
    Die vier gingen in den Speisesaal und setzten sich in eine Nische in der Nähe des prasselnden Propangaskamins, der ewig einen großen Beton-Eber an einem motorisierten Spieß briet. Die sanften Klänge eines schlecht gespielten Muzak wirbelten durch den überfüllten Raum, während die ausgehungerten Boggies die Speisekarte studierten, die sinnreich wie eine werfende Sau gestaltet war. Frito zog »Onkel Schweinchens Grunz-Grunz-Burger auf Brötchen, in reinstem Leinöl flambiert«, in Betracht. Spam aber beäugte indessen die spärlich bekleideten »Ferkelchen«, dralle Mädchen, die als Kellnerinnen fungierten und ebenfalls mit Schwanz, Schweinsohren und -schnauze ausgestattet waren.
    Eins der Ferkelchen tauchte am Tisch auf, um die Bestellung entgegenzunehmen, und Spam nahm begierig ihre großen roten Augen, ihre falsche blonde Perücke und die haarigen Beine in Augenschein.
    »Wollt ihr Burschen schon bestellen?«, fragte das Ferkelchen, unsicher schwankend auf den Pfennigabsätzen.
    »Zwei Grunz-Grunz-Burger und zwei Wau-Wau-Tagesplatten bitte«, sagte Frito höflich.
    »Etwas für Ring frei, ich meine, zu trinken?«
    »Vier Orca-Colas bitte.«
    »Kapiert.«
    Als die Kellnerin abzog, auf ihren Hacken schwankend und über ihre lange, schwarze Degenscheide stolpernd, überblickte Frito die Menge, ob ein Verdächtiger darunter war. Ein paar Boggies, einige schwärzlich aussehende Menschen, ein betrunkener Troll, der an der Theke umgekippt war. Das Übliche.
    Frito war beruhigt und erlaubte seinen drei Gefährten, sich mit den anderen Gästen zu unterhalten, ermahnte sie aber, den Mund zu halten über »ihr wisst schon«. Die Kellnerin kam mit Fritos Burger zurück, während Spam in einer Ecke einem Heinzelmännchenpaar witzlose Anekdoten erzählte und die Zwillinge einige schäbig aussehende Kobolde mit ihrer drolligen Pantomime unterhielten, Der alte Krüppel und seine Töchter, ein todsicherer Hit im Kobenland. Während eine zunehmende Zahl von Gästen lauthals über ihre obszönen Körperverrenkungen lachte, kaute Frito nachdenklich seinen faden Burger und fragte sich, was das Schicksal des Großen Ringes sein werde, wenn sie nach Brüchigtal und zu Gutgolf kommen würden.
    Plötzlich stießen Fritos Zähne auf einen kleinen, harten Gegenstand. Leise fluchend fasste Frito in seinen bebenden Mund und zog einen kleinen Metallzylinder heraus. Er schraubte das obere Ende auf und fand darin einen noch winzigeren Streifen Mikrovelin, auf dem er folgenden Text entziffern konnte: Vorsicht! Ihr seid in großer Gefahr! Ihr habt Euch auf eine lange Reise begeben. Bald werdet Ihr einen hoch gewachsenen, dunkelhaarigen Waldläufer kennen lernen. Ihr wiegt genau neunundfünfzig Pfund.
    Frito hielt vor Angst den Atem an, und seine Augen suchten den Absender dieser Botschaft. Schließlich fielen sie auf einen hoch gewachsenen, dunkelhaarigen Waldläufer, der an der Theke saß, ein doppeltes Kräuterbier unangerührt vor sich. Die hagere Gestalt war ganz in Grau gekleidet, die Augen hinter einer schwarzen Maske verborgen. Patronengurte mit silbernen Kugeln kreuzten sich über seiner Brust, und ein breites Schwert mit perlenbesetztem Heft hing bedrohlich an seiner Hüfte. Als ob er Fritos Blick fühlte, wandte

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