Der Herr der Augenringe
Hagel von Keimen abfeuerten und die Narks auf den Wällen damit beharkten. Die Narks fielen wie die Fliegen, während die Zuschauer auf dem Hügel wie wild Beifall klatschten.
Dann durchwatete eine Kolonne süßer Kartoffeln den Wallgraben, ohne von den Pfeilen Notiz zu nehmen, die sich in ihr Fleisch bohrten. Aus den in dem von Schildkröten wimmelnden Wasser halb untergetauchten Kartoffeln sprossen dann lange, sich windende Ranken, die an den steilen Wallmauern emporkletterten und sich um jeden Vorsprung wickelten. Sie dienten den Kommandogurken als Sturmleitern, die sie rasch erklommen und die Verteidiger angriffen. Der Riese brachte indes eine große fahrbare Wurfmaschine heran und richtete sie auf die Mauer aus.
»Die Gaskrieg!«, schrie Eoweh, die seinen Plan erriet.
Die verblüfften Zuschauer erfuhren bald, was die Roi-Tanner gemeint hatte, denn drei ganze Kompanien von Selbstmordschalotten erschienen und begannen, sich in der Maschine anzuhäufen. Als die Auslösevorrichtung betätigt wurde, flogen die großen Zwiebeln im hohen Bogen über die Mauern und riefen nach dem Aufschlag eine gewaltige Wolke von beißendem Nebel hervor. Durch das Fernglas sahen die Gefährten, dass sich die Narks mit dreckigen schwarzen Taschentüchern fieberhaft die tränenden Augen wischten. Mit Kamikaze-Kastanien beladene Bailisten ließen den Tod auf die Barrikaden herabregnen, und das ohrenbetäubende Knallen von fliegendem Popcorn brachte die Brustwehren über den Köpfen von Sagrotans Kreaturen zum Einsturz.
Aber die Narks setzten sich immer noch verzweifelt zur Wehr, und von ihren blitzenden Klingen tropfte vitaminreiches Blut.
Die Wälle waren übersät mit gehackter Petersilie, geschnittenen Zwiebeln und geriebenen Karotten. Ströme von rotem Tomatensaft rannen über die Steine, und ein grässlicher Salat schwamm im Wallgraben.
Als der große grüne Befehlshaber sah, dass der Kampf auf den Mauern noch unentschieden war, ordnete er den Einsatz einer weiteren Waffe an, eines Kürbisses von der Größe eines Lastwagens. Die gewichtige Frucht nickte nur, dann rollte sie auf den Rücken ihrer erschlagenen Kameraden über den Graben. Mit Pfeilen gespickt, stand der große, orangefarbene Krieger vor der hochgezogenen Zugbrücke und begann, sie sofort mit seiner unerhört massigen Gestalt zu berennen. Die ganze Mauer bebte und erzitterte. Immer wieder krachte der Kürbis gegen die Tür, während verzweifelte Verteidiger aus Fässern dampfendes Hafermehl auf den Angreifer schütteten. Halb gekocht und dennoch unverzagt, ging der Kürbis mehrere Ellen zurück, und in fliegendem Start und mit voller Wucht stürzte er sich auf die Tür. Es gab ein gigantisches Krachen, und die Tür schien in winzige Bruchstücke zu zersplittern. Der betäubte Ramm-Kürbis rollte benommen zurück, taumelte, zuckte mit den breiten, runden Schultern und platzte. Kerne traten aus und vermischten sich mit den noch warmen, breiigen Resten von Kampfgenossen. Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann rannten mit einem lauten Schrei alle Vegetabilen über den geplatzten Kürbis und stürmten in die Stadt. Ihnen folgten die Roi-Tanner und die Gefährten, bestrebt, den Heldentod des Kürbisses zu rächen.
Die letzten Kämpfe innerhalb der Mauern waren kurz und blutig. Gimbohr sang fröhlich, während er auf die verwundeten Narks einhieb und ihre schlaffen, wehrlosen Körper zerstückelte. Arabikum und Legolam erledigten eine Reihe stämmiger Feinde tapfer von hinten, und Gutgolf bot aus der Sicherheit einer halb eingestürzten Brustwehr herzhafte Ermunterungen und klugen Rat an. Aber es waren die Maid der Roi-Tanner und ihre Kumpane, die an diesem Tag Ehre einlegten, als sie die restlichen Narks töteten. Arabikum hielt in dem Getümmel nach Eoweh Ausschau und fand sie, als sie frohlockend einen Nark zerhackte, der genau halb so groß war wie sie, und dabei ein altes Roi-Tanner-Trinklied sang. Sie sah, dass er ihr schüchtern zuwinkte. Sie lächelte, blinzelte und warf ihm einen runden Gegenstand zu.
»He, König! Auffangen!«
Ungeschickt erwischte der Waldläufer das Souvenir. Es war der Kopf eines Narks. Er trug einen Ausdruck von äußerster Verärgerung.
Endlich war der Kampf vorbei, und die lange getrennten Freunde rannten mit freudigen Glückwünschen aufeinander zu.
»Freudige Glückwünsche!«, riefen Mopsi und Pepsi.
»Danke, gleichfalls und bestimmt noch mehr für euch«, sagte Gutgolf und unterdrückte ein wiedererkennendes
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