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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Wir haben gedacht, er könnte ein Jungtier haben. Wir dachten es, wir dachten es immer wieder, aber nein, uns wurde gesagt, das könne nicht sein, er kann keins haben, keiner von ihnen kann es. Aber dein Blut singt für uns, kleine Azim, wir fühlen es singen und singen. So wie wir es bei ihm spüren. Bist du Arak-si?
    Nein, flüsterte Shaan und starrte den Drachen an. Mein Vater war … Sie brach ab. Wer war ihr Vater? Sie hatte es nie erfahren, und dann war da dieser Tallis … Voller Panik umschloss ihr Geist ihre Gedanken, denn sie fürchtete, der Drache könne sie hören. Mein Vater stammte von den Inseln , sagte sie.
    Aber wer war sein Brüter? Und der davor und davor und davor? Nuathin wand sich um sie herum, und sie wurde in seinem Luftstrom
hin und her geschleudert. Vielleicht bist du seine Prophetin. Ja. Die Welt ist alt geworden ohne ihn, und die wahren Wege sind vergessen. Wir fragen uns, ob er dich geschickt hat, um sie uns noch einmal zu zeigen. Er umkreiste sie murmelnd, und sie versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erringen.
    Nuathin, was meinst du ? Aber der Drache ignorierte sie und schwebte ziellos hin und her, als wäre sie gar nicht da, und er zischte sich selbst etwas zu. Voller Angst sah Shaan hinab zum Schwarm. Gab es einen Ausweg? Die Lichter wurden schwächer und pulsierten dann wieder in Wellen, und während sie den Blick nicht abwenden konnte, schien der Fluss näher zu kommen, oder war sie es, die weiter an ihn herangezogen wurde?
    Ein seltsames Prickeln erfüllte ihren Geist, als würde er von den Flügeln eines Mottenschwarms gestreift.
    Wir spüren ihn . Plötzlich war Nuathins Stimme laut zischend zu hören, und er streckte seinen Kopf vor wie eine Schlange. Wer bist du, kleine Azim?
    Ich bin Shaan , antwortete sie furchtsam. Du hast mich schon früher in deiner Box gesehen, ich war dort, um …
    Nein! Er unterbrach sie, und seine Stimme wurde plötzlich beinahe zu einem Flüstern. Bist du seine Prophetin ? Er starrte ihr in die Augen.
    Sie zitterte und fragte sich, ob sein Geist klar war. Ein lautes Brüllen löste sich aus seiner Kehle, und er stieß den Kopf in ihre Richtung, die Augen flammend rot.
    Er wird nach dir suchen , zischte er und bleckte die Zähne. Komm, wir werden es dir zeigen. Shaan versuchte zu fliehen, aber sein Schwanz schlang sich um sie, und sie hörte ein schrilles Durcheinander von kreischenden Stimmen, gefolgt von einem donnernden Laut, wie eine Welle, die sich am Ufer bricht. Shaan sah hinab zum Schwarm und erblickte einen dicken Lichtbogen, der sich ihr entgegenwölbte. Mit aller Kraft versuchte sie, nach oben hin zu entkommen, aber mit einem Zischen spannte Nuathin einen Flügel über ihren Kopf und zog sie abwärts in den Schwarm.

    Da waren Stimmen in der Dunkelheit, die wie Tücher aus Seide klangen, die sich aneinander reiben. Shaan konnte keine einzelnen Worte verstehen, nur Laute; wie eine Welle, die um sie herum anschwoll und dann wieder abebbte. Sie kämpfte darum, nicht zu vergessen, wo sie sich befand. Sie war verängstigt gewesen, daran erinnerte sie sich. Und sie war gefallen. Träumte sie?
    Sie senkte den Blick, aber dort war nichts zu erkennen. Alles war dunkel. Weiche Schwärze umfing sie wie ein Mantel. Sollte sie sich Sorgen machen? Sie versuchte, den Gedanken festzuhalten, aber er entglitt ihr wie Rauch. Sie musste träumen, aber es war ein seltsamer Traum. Eine leise Stimme sagte etwas in ihrem Kopf, doch sie konnte sie nicht richtig verstehen, und der Versuch, etwas herauszuhören, kam ihr so mühselig vor. Sie schob die Stimme fort und glitt weiter. Doch auch wenn sie sich anstrengte, ihr keinerlei Beachtung zu schenken, kam sie wieder. Verärgert schüttelte sie den Kopf. Wenn sie sie nur in Ruhe lassen würde. Um sie herum wisperten die Stimmen, und die, die in ihrem Geist war, wurde lauter und störte die anderen. Nichts war mehr friedlich. Die Dunkelheit veränderte sich und wurde bedrohlich, die Stimmen wurden schärfer.
    Wer ist sie ? Plötzlich brach die Stimme in ihrem Geist an die Oberfläche, und sie brannte und schmerzte. Shaan zuckte zurück, aber die Stimme folgte ihr, bohrte sich in sie und fragte immer und immer wieder. Wer ist sie ? Shaan versuchte zu entkommen und stemmte sich dagegen, und dann erinnerte sie sich, wo sie sich befand. Sie war im Schwarm. Panik überwältigte sie. Sie saß in der Falle!
    War Nuathin hier? Oder hatte er sie verlassen, um mit der Dunkelheit zu verschmelzen? Da war nichts außer Stimmen.

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