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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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wollte wieder in ihrem Zimmer sein, in ihrer bekannten, staubigen Umgebung, und nicht hier zusammengekauert im Dämmerlicht mit dem Duft von Blumen im Haar.

    Sie schob die Leinwand ein Stück zur Seite und spähte durch den Spalt hindurch auf die Straße hinaus. Mittlerweile waren sie am Rande des Kaufmann-Viertels angekommen, und das Licht war jetzt rosig. Der Sonnenuntergang überzog die weißgetünchten Mauern mit einem weicheren Ton. Auf der Straße drängten sich Händler, Seeleute und Frauen, die Kinder hinter sich herzogen. Die Szenerie war ihr so vertraut, dass es ihr einen schmerzhaften Stich versetzte, und beinahe, aber nur beinahe, wäre sie aus dem Wagen gesprungen. Doch dann drängte sich ein Schatten in ihr Blickfeld. Ihr stockte der Atem und sie fuhr mit einem Ruck zurück, als der ganz in Schwarz gekleidete Mann aus einer Gasse trat und mit der Menge verschmolz. Ein Jäger, vielleicht sogar ein Verführer. Ihr Herz hämmerte, und ihre Hände bebten, als sie den Schleier wieder vor ihrem Gesicht befestigte. Sie lehnte sich in der harten Polsterung zurück. Sie werden dich finden . Tuons Worte kamen ihr wieder in den Sinn. Shaan nestelte an dem Säckchen mit den Münzen herum und wartete mit leisen Atemzügen darauf, dass der Wagen das Gasthaus erreichte.

27
    D as Gasthaus Zum Seefalken war groß und prachtvoll. An den Wänden prangten Mosaike, und in einer Ecke erhob sich die Jadestatue eines großen Seevogels über einer breiten Schale, gefüllt mit Orangenblüten.
    Zwei Männer lehnten an der Bar, und an drei Tischen an der Wand saßen Pärchen und speisten. Abgesehen von diesen wenigen Gästen war es ruhig. Shaan trat auf den missmutig dreinblickenden Mann hinter der Theke zu und bat um etwas Wein. Er warf ihr einen wachsamen Blick zu, sagte aber nichts, sondern ging mit einem Glas zum nächsten Fass. Shaans Kleid war tiefer ausgeschnitten, als sie es gewohnt war, und sie fühlte sich ausgeliefert und verletzlich, doch sie tat ihr Bestes, um einen hochmütigen Anschein zu erwecken. Sie war froh, dass der Schleier einen Großteil ihres Gesichts verhüllte. Der Mann kam mit ihrem Wein zurück, und sie suchte sich einen Tisch ganz am Ende des Raumes, von wo aus sie die Tür im Auge behalten konnte.
    Es dauerte nicht lange, ehe nach und nach weitere Gäste eintrafen. Eine Gruppe von Frauen, die mit einem Schiff von den Dracheninseln gekommen waren, trat ein. Mit stolzen Gesichtern suchten sie den Raum ab und gingen dann zur Bar, um dort einen Platz zu beanspruchen. Sie entdeckten Shaan, und die größte der Frauen der Insel, die mit den meisten Tätowierungen, nickte ihr zu. Shaan ging davon aus, dass es so schicklich war, und erwiderte den Gruß mit einem kurzen Neigen ihres Kopfes. Den Schiffsfrauen folgten schon bald Gruppen von Händlern, Kaufleuten und einigen wenigen Reitern. Shaans Magen machte einen nervösen Satz, als sie die Reiter sah, aber diese würdigten sie kaum eines Blickes. Ärgerlich auf sich selbst, versuchte sie an ihrem
Wein zu nippen, doch es erwies sich beinahe als ein Ding der Unmöglichkeit, solange der Schleier vor ihrem Gesicht befestigt war. Und so blieb ihr wenig anderes übrig, als mit dem Glas herumzuspielen und sich zu fragen, wo Menon bloß steckte.
    Vielleicht würde er gar nicht kommen. Vielleicht war etwas geschehen und er war aufgehalten worden. Oder die Glaubenstreuen hatten Meelins Plan aufgedeckt und waren nun auf dem Weg zu ihr. Kalte Furcht steckte Shaan wie ein harter Stein in den Eingeweiden. Tuon hatte so viel für sie aufs Spiel gesetzt - sie alle hatten das getan.
    Unablässig starrte Shaan zur Tür, aber niemand trat mehr ein. Gereizt und durstig löste sie nun doch ihren Schleier und nahm einen Schluck Wein. Er war stark und trocken und floss warm durch ihre Kehle. Sie nahm noch einen Schluck und noch einen. Die Zeit verging, und bald hatte sie ihr Glas geleert, ohne dass Menon aufgetaucht wäre.
    Ihre Nerven lagen blank, und sie begann sich ernstlich zu fragen, ob er überhaupt noch kommen würde. Er verspätete sich, und das konnte nichts Gutes bedeuten. Inzwischen war es schon beinahe eine Stunde über der Zeit. Hier konnte sie nicht bleiben. Und so befestigte sie ihren Schleier erneut vor ihrem Gesicht, erhob sich vom Tisch, brachte ihr Glas zurück zum Tresen und wollte den Wirt fragen, ob er einen Muthu-Wagen für sie rufen könne.
    Ein Mann trat hinter sie, und sie ging ein Stück zur Seite, um ihm Platz zu machen. Ein schwacher Geruch von

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