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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Gosse liegen sehen, weil ihre Wagen so schnell daran vorbeischießen, dass es vom aufwirbelnden Dreck verdeckt wird.«
    Er starrte sie an, als ob sie ihm einen Schlag versetzt hätte. »So bin ich nicht. So könnte ich auch nie sein.«
    Sie spürte einen Anflug von Beschämung. Nein, so war er nicht. Er war jung, selbstsüchtig und reich, aber er war nicht so. Hatte er ihr nicht geholfen? Hatte er sie in jener Nacht in der Gasse nicht gerettet? Er hatte sie mehr als einmal beschützt, auch wenn sie nicht genau wusste, warum.
    Sie senkte den Blick und starrte auf die Steine zu ihren Füßen. »Nun, manche sind so«, sagte sie.
    »Ich habe es mir nicht ausgesucht, als Sohn eines Händlers geboren zu werden«, sagte er leise. Er legte ihr eine Hand auf den Arm, und dieses Mal war sein Griff warm und beinahe zärtlich.
    Aller Trotz fiel von ihr ab. Sie war es leid, mit ihm zu streiten.
    Shaan hielt den Blick weiter auf den Boden gerichtet, und die Stille zwischen ihnen dehnte sich, bis Shaan schließlich zu ihm aufsah. »Warum könnt Ihr mich nicht einfach gehen lassen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Du weißt warum. Ich kann nicht gegen die Wünsche der Glaubenstreuen verstoßen.«
    »Und was geschieht mit jenen, die von den Glaubenstreuen gesucht werden?« Sie musterte sein verschlossenes Gesicht. »Sie lassen sie nicht mehr gehen, Balkis, und das wisst Ihr.«

    Angst stieg in ihrer Brust auf, und das Atmen fiel ihr schwer.
    »Ich will nicht auf die Schwimmenden Inseln geschickt werden … oder gar noch Schlimmeres.«
    »Kommandant Rorc wird dir nichts tun.«
    »Das wisst Ihr nicht«, flüsterte sie.
    Er stieß den Atem aus. »Wenn ich dir verspreche, es nicht zuzulassen, dass man dir wehtut, wirst du mir dann vertrauen?« Seine blauen Augen ruhten auf ihrem Gesicht, und er hob eine Hand, um ihr mit sanften Fingern über die Wange zu streichen. »Warum kämpfst du gegen mich?«
    Darauf fiel ihr keine Antwort ein. Ihr Puls jagte, und ihre Kehle war plötzlich so eng, dass sie kaum noch Luft bekam. Ohne nachzudenken, legte sie Balkis eine Hand auf die Brust und spürte das Schlagen seines Herzens. Begehren flackerte in seinen Augen auf und raubte ihr den Atem, und dann küsste er sie hart, erkundete mit der Zunge ihren Mund und presste sie an sich. Erregung durchflutete sie, und sie drückte sich an ihn, fuhr mit ihrer Hand in seine Haare und zog ihn noch näher. Es gab sonst nichts mehr auf der Welt als seine Berührung, seinen Geschmack. Die Muskeln an seinem Rücken waren hart unter ihrer Hand, und seine Oberschenkel angespannt.
    Dann klappte plötzlich irgendwo eine Tür, und er erstarrte und trat abrupt zurück. Benommen blickte sie zu ihm empor und versuchte, wieder zu Luft zu kommen, während sie noch immer den Druck seiner Lippen auf ihren spürte. Sein Atem ging stoßweise. Keiner von ihnen beiden sagte ein Wort. Shaans Herz raste, und sie sah einen seltsamen Ausdruck in seinen Augen, doch dann riss er sich plötzlich los, und es war, als senke sich ein Vorhang über sein Gesicht.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Das hätte ich nicht tun sollen.« Ehe sie etwas erwidern konnte, hatte er sie schon wieder am Arm gepackt. »Komm, der Kommandant erwartet dich.« Und er zog sie hinter sich her die Straße hinunter.
    Ihre Gedanken waren in Aufruhr, und sie konnte Balkis kaum folgen. Er hielt sein Gesicht abgewandt und machte immer größere
Schritte, bis sie dazu gezwungen war, in einen Laufschritt zu verfallen, um noch mitzuhalten. Es war anstrengend und ermüdend, zumal sich ihr langes Kleid immer wieder zwischen ihren Beinen verfing. Was war geschehen? Sie war so verwirrt, dass sie einige Zeit brauchte, ehe sie begriff, dass sie zwar in Richtung der Hügel der Stadt unterwegs waren, jedoch nicht den Weg zum Palast eingeschlagen hatten. Die Straßen kamen ihr recht vertraut vor, eine Kurve hier, ein Baum dort, aber sie konnte sich nicht erklären, wohin Balkis sie brachte.
    Die Straße stieg nun sanft an, aber Balkis verlangsamte seinen Schritt nicht. Die Verbrennung an Shaans Hand pochte, und ihre Beine begannen zu schmerzen. »Balkis«, rief sie. »Langsamer. Ich komme nicht mit so schnell.«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu und passte seinen Gang ein wenig an.
    »Wohin bringst du mich?«, fragte sie. Er musterte sie etwas verwirrt wegen der plötzlich so vertrauten Anrede, gab ihr aber keine Antwort. Er zog sie nur immer weiter hinter sich her durch die dunklen Straßen, und sie war zu müde, um weiter zu

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