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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Gewürzen und grünem Holz stieg ihr in die Nase. Sie sah auf und hätte beinahe ihr Glas fallen lassen, als sie einen Blick aus Balkis’ kühlen, blauen Augen auffing. Sein schönes Gesicht runzelte sich leicht, als sie sich ansahen, aber er schaute rasch wieder weg.
    »Ich bitte um Verzeihung, meine Dame«, sagte er, und hob eine Hand, um den Schankwirt zu sich zu winken.
    Shaan blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Herz pochte laut, und sie stellte vorsichtig ihr Glas auf der Theke ab. Balkis hatte sie nicht erkannt, aber wenn er noch einmal zu ihr hinsehen würde …
Langsam, um nicht den Anschein zu erwecken, sie habe es eilig, drehte sie sich um und steuerte zur Tür. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, den kleinen Raum zu durchqueren, und ihr Nacken und ihr Rückgrat prickelten. Endlich jedoch war sie bei der Tür angekommen und streckte unsicher eine Hand aus, um sie zu öffnen. Als sie die Klinke hinunterdrückte, konnte sie nicht anders, als sich noch einmal umzusehen. Die Tür quietschte in den Angeln, und Balkis schaute auf. Ihre Blicke kreuzten sich, seine Augen wurden größer, er richtete sich auf und starrte sie an.
    Jetzt saß sie in der Falle. Sie drehte sich um und schoss hinaus. Die Nacht war bereits angebrochen, und die Straßenlampen glommen gedämpft in der feuchten Luft, umschwirrt von unzähligen Insekten. Die einzigen Leute, die noch unterwegs waren, waren einige Seeleute, die die Straße hinuntertaumelten. Shaan sah sich verzweifelt um, rannte dann zur nächsten Ecke und hoffte, etwas zu entdecken, wo sie sich verstecken konnte. Sie bezweifelte, dass sie Balkis davonrennen konnte, aber immerhin schien er allein unterwegs zu sein.
    Doch diese Hoffnung zerschlug sich rasch. Noch bevor sie die Ecke erreicht hatte, hörte sie, wie die Tür zum Gasthaus hinter ihr aufgestoßen wurde.
    »Tanen, Rees!« Balkis brüllte, und zwei Männer erschienen im Eingang vom Gebäude zu ihrer Rechten. »Dort ist sie«, rief Balkis, und die Männer wandten sich um und stürzten auf sie zu.
    Mit einem Anflug von Verzweiflung wusste Shaan, dass sie es nicht mehr um die Ecke schaffen würde. Sie drehte sich um die eigene Achse und erfasste instinktiv, dass der einzige Ausweg nach oben führen würde. Fluchend raffte sie ihr Kleid und rannte zum Eckgeschäft auf der anderen Straßenseite. Einige alte Kisten waren am Rande einer Markise aufeinandergestapelt, und mit einem Satz sprang Shaan hinauf, reckte sich, und versuchte mit aller Macht, die Leinwand zu fassen zu bekommen, denn sie wollte sich daran emporschwingen. Doch sie war nicht schnell genug.
    »Shaan, bleib stehen.« Balkis schlang seine Arme um ihre Taille und zog sie zu sich herunter.

    »Lasst mich los!« Sie zappelte außer sich vor Wut, verfing sich aber im Schleier, sodass sie in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt war, und kam mit den Füßen nicht mehr auf den Boden. Sie trat nach Balkis, doch ihre Schuhe waren zum Hineinschlüpfen und hatten eine weiche Sohle, die ihr alles andere als nützlich war.
    »Shaan!«, stöhnte er. »Willst du wohl aufhören!«
    »Lasst mich los!« Sie versuchte, ihm einen Hieb zu versetzen, aber er ließ sie plötzlich zu Boden gleiten und veränderte seinen Griff. Nun waren ihre Arme eng an ihren Körper gepresst, und er hielt sie so fest, dass sie kaum noch atmen konnte.
    »Halt!«, schrie er.
    Sie keuchte, und er verringerte den Druck ein wenig, aber nicht genug, als dass sie ihm hätte entwischen können. Es nützte alles nichts. Sie hörte auf zu strampeln und sackte in seinen Armen zusammen. Der Schleier rutschte ihr über die Augen.
    »In Ordnung, in Ordnung! Zieht mir wenigstens den Stoff aus dem Gesicht, ja?« Sie schüttelte den Kopf und prallte damit gegen seine Brust, als sie versuchte, den Schleier wegzuschieben.
    »Warum bist du denn so angezogen?« Er hielt sie an einem Arm fest, während er mit seiner freien Hand den Schleier wegriss.
    »Aua«, jammerte sie, denn eine der Glasperlen hatte ihre Haut aufgerissen.
    »Der Kommandant sucht nach dir. Weshalb bist du weggerannt, als ich nach dir gerufen habe?«
    »Was glaubt Ihr wohl?«, gab sie zurück. Dann bemerkte sie, dass seine Männer bei ihnen angekommen waren und ihr unverhohlen auf die Brüste starrten, die durch den tiefen Schnitt des Kleides halb entblößt waren. »Wenn ihr weiter so glotzt, verpasse ich euch ein zweites Loch zum Atmen«, fuhr sie sie an.
    Balkis lächelte. »Also dann kleidest du dich nicht nur wie die Frauen der Freilande, sondern

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