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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Kopf. Es musste noch eine andere Lösung geben. »Kann ich mich nicht verstecken? Es gibt hier Plätze, die ich gut kannte, als ich noch mit den Straßenbanden unterwegs war. Da könnte ich unterkriechen.«
    »Sie würden dich finden«, sagte Tuon. »Glaubst du wirklich, es gibt eine Stelle in dieser Stadt, an der du dich vor ihnen verbergen kannst?«
    Tiefe Verzweiflung überfiel Shaan. Tuon hatte recht: Sie konnte hier nirgends hin, sondern musste die Stadt verlassen. Und selbst dann … Aber was würde aus ihren Plänen werden, Morfessa aufzusuchen? Sie würde ihn nun nicht mehr um Hilfe wegen ihrer Träume bitten können. Und was, wenn es noch einmal geschehen würde? Wenn jemand anders sie im Traum berührte? Wenn noch jemand sterben würde? Beim Gedanken daran fühlte sie sich, als stünde sie allein an einem Abgrund und der Wind in ihrem Rücken würde sie immer weiter an die Kante drängen.

    Es war unmöglich! Doch dann sah sie Tuon an und dachte an Tallis, den Mann, der sie Schwester genannt hatte. Sie musste sich von allen zurückziehen. Was, wenn sie einen von ihnen verletzte?
    »In Ordnung«, sagte sie leise. »Aber was ist mit dir? Kommandant Rorc wird wissen, dass du mir geholfen hast, wenn ich verschwunden bin.«
    Tuon stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Mach dir meinetwegen bloß keine Sorgen. Ich komme schon mit ihm klar. Wenn mir jemand gefolgt ist - und so wie ich Rorc kenne, bin ich mir da beinahe sicher -, wird er Verdacht schöpfen, wenn ich nicht bald wieder aus dem Laden herauskomme. Wir sollten uns also schnell etwas einfallen lassen.«
    »Ich glaube, der beste Ort, etwas vor einem Mann zu verstecken, ist direkt unter seiner Nase«, sagte Meelin nachdenklich. »Die Glaubenstreuen werden erwarten, dass sich Shaan nirgends sehen lässt und sich in die Schatten der Häuser drückt. Aber wenn wir vorsichtig sind und sie richtig anziehen«, ihr Blick streifte Shaans raue Arbeiterhose und ihr Hemd, »dann werden sie geradewegs an ihr vorbeimarschieren.«
    »Was willst du damit sagen?« Tuon sah sie an.
    »Ich will sagen, dass wir sie prächtiger, als sie jemals zuvor war, herausputzen werden. Parfüm in ihr Haar, Farbe auf ihre Augenlider und die Lippen, und anstatt sich in der Karawane meines Bruders zwischen Fässern zu verstecken, kann sie aufrecht an seiner Seite sitzen. Sie wird die Tochter eines Händlers sein, die nach Hause zurückkehrt.«
    Tuon musterte Shaan kritisch. »Es könnte funktionieren.«
    »Das wird es«, versprach Meelin. »Aber es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, und was ist, wenn jemand sie in meinen Laden hat kommen sehen?« Sie schürzte die Lippen. »Wir brauchen ein Mädchen ihrer Größe und ihrer Hautfarbe.«
    »Ein einfacher Austauschtrick«, sagte Shaan. »Das haben wir auch so gemacht, als ich noch als Diebin unterwegs war. Aber wird das auch die Glaubenstreuen täuschen?«
    »Nicht lange«, sagte Tuon. »Aber vielleicht lange genug.«

    »Ich denke, ich kenne jemanden, der in Frage käme«, sagte Meelin. »Ich lasse sie holen.« Mit diesen Worten ging sie zur Hintertür und pfiff noch einmal nach dem Mädchen.
    »Und jetzt«, Tuon sah sie an, »musst du dich waschen, und wir werden ein Kleid für dich aussuchen. Meelin«, sie wandte sich an die andere Frau. »Du wirst bald deinen Laden aufmachen müssen, und ich kann nicht länger bleiben, wenn ich keinen Verdacht erregen will. Wir werden noch mehr Hilfe benötigen.«
    »Ja, ich habe schon nach Unterstützung geschickt.« Meelin winkte Shaan zu sich. »Komm, oben habe ich heißes Wasser.« Sie zog eine Stoffbahn, die vor der Wand hing, zur Seite und gab so den Blick frei auf eine schmale Steintreppe.
    »Shaan.« Tuon nahm ihre Hand, ehe sich die Freundin in Bewegung setzen konnte. »Ich muss jetzt aufbrechen.« Plötzlich glitzerten Tränen in ihren Augen. »Sei vorsichtig; ich würde dich gerne begleiten, aber …« Sie zuckte mit den Schultern. »Hier.« Damit drückte sie ihr einen kleinen Stoffsack voller Münzen in die Hand, und strich ihr eine vorwitzige Haarlocke hinters Ohr. »Nimm das, damit du nicht wieder stehlen musst, um zu überleben.«
    »Tuon, warte.« Shaan hatte mit einem Mal das Gefühl, dass alles viel zu schnell ging, aber Tuon lächelte nur flüchtig. »Ich muss gehen. Pass auf dich auf, Shaan, und lass nicht zu, dass sie dich finden.«
    »Das werde ich.« Shaan kam es seltsam unwirklich vor, als Tuon sie fest in die Arme schloss.
    »Hier.« Meelin reichte Tuon eine kleine Phiole mit

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